Ilmendorf
Vier Kumpels mit harter Schale

Der 17-jährige Ilmendorfer Tristan Wolf kümmert sich zu Hause um vier Schildkröten

05.09.2014 | Stand 02.12.2020, 22:16 Uhr

Genüsslich verzehrt Ferdl, die Spornschildkröte, ein Blatt, das sie von ihrem Besitzer Tristan Wolf gereicht bekommt. Spornschildkröten erreichen eine Panzerlänge von bis zu 80 Zentimetern und ein Gewicht von 80 Kilogramm - Foto: Kohlhuber

Ilmendorf (zur) Harte Schale, weicher Kern – was für gute Freunde meist eher sinnbildlich gemeint ist, gilt für Ferdl, Gregor, George und Olga wörtlich. Denn bei den Freizeitkumpels von Tristan Wolf handelt es sich um Schildkröten.

Der 17-jährige Reptilienfan aus Ilmendorf lebt von Kindesbeinen an mit Tieren zusammen. „Wir haben zu Hause schon Hasen und Meerschweinchen gehalten“, erzählt er und meint mit einem Lächeln: „Bei uns landen immer wieder Vierbeiner, die Asyl suchen.“ Zu den stetigen Hausbewohnern zählen auch drei Hunde. Doch seit der Schüler, der die 12. Jahrgangsstufe des Gymnasiums in Mainburg besucht, bei einer Reptilienschau Schlangen, Echsen und Konsorten bewundern durfte, gilt sein Interesse weniger dem klassischen Schmusezamperl. „Ich hab von da an immer davon geträumt, mal ein eigenes Terrarium zu haben“, gesteht Tristan. Aber er weiß, dass es „sehr viel Aufwand bedeutet, die Tiere darin artgerecht zu halten“.

Der Kompromiss hieß also: Schildkröten – „weil die vergleichsweise pflegeleicht sind“. Gregor scheint da widersprechen zu wollen. Mit erstaunlicher Geschwindigkeit wackelt er heran und zwickt, als er nicht das gewünschte leckere Blatt gereicht bekommt, kurzerhand den Schuh seines Besitzers. Die Breitrand-Schildkröte ist geschätzte zwölf Jahre alt und lebt normalerweise auf dem südlichen Balkan und auf ägäischen Inseln. Ebenso wie die griechischen Landschildkröten George (gerade ein pubertierender Teenager) und Olga (im Grundschulalter), die laut Tristan „ein wenig schüchtern sind“, hält er in der kalten Jahreszeit seinen Winterschlaf. „Sie brauchen einen kalten Platz, der aber nicht friert“, weiß der 17-Jährige um die Vorlieben seiner Tiere.

„Anstrengender ist es da schon mit Ferdl“, erzählt er. Denn der eher besonnene Geselle, der neugierig die Besucherin beäugt, bevor er sich ihr behäbig nähert, bleibt wach. Etwas Besonderes ist die fünfjährige Spornschildkröte ohnehin. Sie wird wohl einmal bis zu 80 Zentimeter Panzerlänge und 80 Kilogramm Gewicht erreichen, ist ihre Gattung doch die drittgrößte unter den Landschildkröten und wird in der Roten Liste als gefährdete Art geführt. Die im nördlichen Zentralafrika heimische Spezies genießt den Schutz des Washingtoner Artenschutz-Übereinkommens. Tristan ist es daher wichtig, zu betonen: „Mein Ferdl stammt nicht aus der freien Natur, sondern von einem Züchter aus der Nähe von Mainburg.“ Die übrigen Exemplare hat er geschenkt bekommen oder von Bekannten übernommen. „Es waren einmal fünf Stück, aber mittlerweile hab ich eine in gute Hände abgegeben“.

Was die nötige Nahrung angeht, weiß Tristan bestens Bescheid. Er hat etliche Fachbücher gewälzt, um den Bedürfnissen seiner Vierbeiner gerecht werden zu können. „Sie bekommen nur Gemüse und sonstige pflanzliche Nahrung.“ Er warnt davor, Schildkröten mit zu viel Fleisch zu füttern. „Das würden sie zwar auch fressen, aber von dem vielen Eiweiß werden sie krank und sie bekommen Wachstumsstörungen.“ Überhaupt wäre ein Zuviel an Futter schlecht, „denn bei einem Überangebot an Nährstoffen werden die Schildkröten so dick, dass sie sich nicht mehr einziehen können“.

Im heimischen Garten finden die vier Gesellen derzeit alles, was sie so brauchen. Nicht nur Klee und Gräser, sondern vor allem jede Menge Ecken, um sich zu verkriechen. Und weiche Erde, in der sie buddeln können. Wenn sie nach einem erlebnisreichen Tag, an dem sich vor allem die Kleinen hin und wieder kabbeln, müde sind „legen sie sich an die Mauer und ziehen den Kopf ein“, so ihr Besitzer. Der verzieht sich dann mit einem guten Thriller in sein Jugendzimmer. Lesen ist nämlich – neben der Reptilienpflege – sein zweites Hobby.