Ilmmünster
Strafanzeige nach Großbrand

Tierrechtsorganisation Peta erhebt Vorwürfe gegen Viehhalter aus Ilmmünster – ohne jede Ortskenntnis

02.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:10 Uhr

Viel Schutt und Asche sind nach dem Brand auf einem Bauernhof in Ilmmünster geblieben. Neben dem Schaden sieht sich der Landwirt auch noch mit der Anzeige einer Tierrechtsorganisation konfrontiert, für die es nach bisheriger Kenntnis keine Grundlage gibt - Foto: Gegger

Ilmmünster (DK) Als ob der Schaden nach einem Großbrand auf seinem Hof nicht groß genug wäre, droht einem Bauern aus Ilmmünster nun weiterer Ärger. Die Tierrechtsorganisation Peta zeigte ihn wegen Verstoßes gegen den Brandschutz an – allerdings ohne sich überhaupt vor Ort genau informiert zu haben.

Die Peta-Fachreferentin Lisa Wittmann wirft dem 53-jährigen Landwirt aus dem Pfaffenhofener Raum vor, er habe durch „unzureichende Brandschutzmaßnahmen“ bewusst in Kauf genommen, dass Tiere qualvoll ersticken oder bei vollem Bewusstsein verbrennen. Die Organisation hatte deshalb Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Ingolstadt gestellt. „Die Bauern bekommen den Schaden von den Versicherungen ersetzt und legen deshalb keinen Wert auf das Wohl der Tiere“, erklärte sie. „Tiere werden nur als Sache oder Ware betrachtet.“

Belege dafür, dass im Fall des 53-Jährigen wirklich Versäumnisse vorliegen, gibt es indes nicht einmal im Ansatz. Die Anzeige beruht vielmehr auf einer pauschalen Verurteilung jeglicher Nutzviehhaltung durch die Organisation, ergab unsere Anfrage. Die Peta-Referentin räumte ein, die genauen Verhältnisse am Hof gar nicht zu kennen. Nur soviel: „Die Tiere standen unfreiwillig im Stall, um Fleisch oder Milch zu gewinnen.“ Das allein reiche aus ihrer Sicht für die erhobenen Vorwürfe.

Ingolstadts Leitender Oberstaatsanwalt Helmut Walter bestätigte am Donnerstag den Eingang der Strafanzeige. „Es verwundert mich schon, wie schnell das gekommen ist. Ich kann im Moment noch nicht sagen, ob die Vorhaltungen von Substanz sind. Wir werden die Verhältnisse auf dem Hof aber überprüfen.“ Die Dauer des Ermittlungsverfahrens ist offen.

Der beschuldigte Bauer zeigte sich empört. 70 Rinder waren in der Nacht zum Mittwoch beim Brand seines Stalls ums Leben gekommen, der Schaden beträgt eine halbe Million Euro. „Ich frage mich, wo solche Vorwürfe herkommen. Meine Stallungen werden laufend überprüft, erst vor zwei Wochen war das Veterinäramt zur Kontrolle bei mir. Da ist alles angeschaut worden, ohne Beanstandung.“

Das bestätigte auf Anfrage die zuständige Amtstierärztin Anja Dörrzapf vom Landratsamt Pfaffenhofen. Auch baurechtlich gab es bisher nie einen Grund, den Landwirt wegen irgendwelcher Mängel abzumahnen, wie Behördensprecherin Alice Köstler-Hösl unserer Zeitung sagte.

Der 53-jährige Landwirt verweist darauf, dass ihm das Wohl seiner Tiere sehr wohl am Herzen liege. „Mein Laufstall befindet sich auf dem neuesten Stand der Technik. Er war zuletzt sogar unterbesetzt.“ Die Kriminalpolizei vermutet die Ursache des Brandes in einem technischen Defekt an einem Teleskoplader. „Genauere Untersuchungen beim Landeskriminalamt stehen noch an“, sagte Jürgen Weigert vom Polizeipräsidium in Ingolstadt.

Peta macht immer wieder durch solche Strafanzeigen auf sich aufmerksam, zuletzt oft gegen Hobbyangler auch aus der Region. Die Verfahren waren aber meist eingestellt worden.