Pfaffenhofen
Schallmauer geknackt

Erste Million zur Finanzierung des Bürger-Windrads im Lustholz eingesammelt – Werbetour geht weiter

18.11.2014 | Stand 02.12.2020, 21:58 Uhr

 

Pfaffenhofen (PK) Bei der Finanzierung des Bürger-Windrades im Lustholz bei Pfaffenhofen ist die Bürgerenergiegenossenschaft auf einem guten Weg. Eine Million Euro haben interessierte Bürger bereits investiert. Es fehlt nicht mehr viel, dann steht die Finanzierung.

So gut sich das anhört: Auf den ersten Blick ist der Betrag noch gar nicht so hoch – zumindest nicht in Relation zu den 4,88 Millionen Euro, die der Bau des 200 Meter hohen Windrads nahe der Gemeindegrenze zwischen Pfaffenhofen und Schweitenkirchen insgesamt verschlingen wird. Aber: „Es sieht sehr gut aus, dass wir den geforderten Eigenanteil schon bald erreichen“, sagt Markus Käser als Sprecher der Pfaffenhofener Bürgerenergiegenossenschaft (BEG). Denn die Forderung der Banken liegt maximal bei 1,5 Millionen Euro, also bei 30 Prozent der Gesamtkosten. „Haben wir diesen Betrag als Eigenanteil von Bürgern in der Tasche, können wir den Rest über einen Bankkredit stemmen.“

Dieses Geld sollte die Genossenschaft recht locker zusammenbringen. Die erste Zeichnungsfrist läuft Ende November aus. Und es ist zwar noch nicht fix, aber aller Voraussicht nach folgt dann eine Verlängerung bis zum Jahresende. „Das Weihnachtsgeschäft sollte uns das restliche Geld in die Kasse spülen“, hofft Käser. Unter dem Motto „Der Wind, der Wind, das himmlische Kind“ können die Freunde der regenerativen Energien ihren Lieben schließlich ein ganz besonderes Geschenk unter den Christbaum legen: einen Anteilsschein am Bürgerwindrad.

Ihre Anteile schon reserviert haben beispielsweise Karsten und Anni Platz. „Es ist eine sichere und interessante Investition“, sagt Karsten Platz. Das Ziel müsse sein, die Energiegewinnung immer mehr zu regionalisieren. „Wenn man die Chance hat, vor Ort zu investieren, sollte man das tun.“ Auch Kornelia und Holger Haslbeck haben sich schon Anteile gesichert. „Wir möchten uns für erneuerbare Energien engagieren und etwas für die Natur tun“, sagt Kornelia Haslbeck. Die Rendite sei da gar nicht so wichtig.

Im Idealfall will die Genossenschaft das Projekt komplett über Geld der Bürger aus dem Landkreis und der Umgebung finanzieren. Dazu nehmen sich die führenden BEG-Mitglieder in den kommenden Wochen auch Zeit für eine ausgiebige Werbetour. Neben der Kino- und Plakatwerbung gehen sie raus in die Dörfer, um die Bürger persönlich zu informieren – und um nebenbei den einen oder anderen zum Investieren zu bringen. Am vergangenen Wochenende war Geisenfeld die erste Station. „Wir haben auch mit kritischen Stimmen gerechnet. Oder mit wenig Zulauf. Aber das Gegenteil war der Fall“, berichtet Käser. Rund 20 Interessenten – teilweise von weiter her – waren gekommen, um sich Infos einzuholen. „Es gab keinerlei Protest. Das war das Allerpositivste.“

Während bei anderen Windkraftprojekten im Freistaat teilweise gehörig Gegenwind wehen würde, sehe es in diesem Fall so aus, als könnte es ohne große Streitigkeiten realisiert werden. Als Erfolgsrezept sieht die BEG die konsequente Beteiligung der Bürger. „Manche haben Sorgen, andere auch gewisse Einwände. Aber wir haben die meisten Probleme in persönlichen Gesprächen klären können“, sagt Käser. Die politische Führung und die Bürger im Landkreis seien windkraftaffin. „Bei uns herrscht ein Klima, das so ein Projekt ermöglicht.“ Damit habe Pfaffenhofen zwar kein Alleinstellungsmerkmal. „Aber Seltenheitswert auf alle Fälle.“ Bayernweit gebe es allenfalls fünf vergleichbare Projekte von Energiegenossenschaften. „Bei keinem der anderen läuft alles so positiv und problemlos wie bei uns.“ Die Vorplanung sei extrem aufwendig, fügt Käser an. Vier Jahre müsse man dafür einplanen. Und auch finanziell (Windmessung, artenschutzrechtliche Prüfung, Bauantrag) komme einiges an Vorleistung zusammen. Die BEG hat all das geschultert. Jetzt wartet sie nur noch auf die endgültige Genehmigung aus dem Landratsamt. Lang wird das nicht mehr dauern. „Wir rechnen im Grunde jeden Tag mit dem endgültigen Bescheid“, sagt Käser.

Dann geht es für die BEG darum, für weitere Beteiligungen zu werben. Die nächsten Infoveranstaltungen steht am Samstag am Pfaffenhofener Wochenmarkt (9 bis 12 Uhr) und am Sonntag von 17 bis 18 Uhr in Rohrbach beim Alten Wirt an. Wenn die Beteiligung der Bürger abgeschlossen ist, können übrigens auch noch Organisationen oder Kommunen einsteigen. Die Stadtwerke wären ein möglicher Kandidat. Oder auch die eine oder andere Landgemeinde.

Drehen soll sich das Windrad spätestens im Frühjahr 2016. Dann wird bei einer Laufzeit von 20 Jahren eine jährliche Rendite zwischen drei und vier Prozent plus ein Neunzehntel der Darlehenssumme an die Anteilseigner ausbezahlt. Mitglieder der Energiegenossenschaft und Bewohner der unmittelbaren Nachbarorte werden dabei vorrangig behandelt.