Entscheidungen treffen in der Kita:
Früh übt sich – auch beim Thema Demokratie

05.06.2023 | Stand 15.09.2023, 0:48 Uhr

Demokratische Entscheidungen treffen: In der Kita St. Anton kommt das gut an. Foto: Vogl

In der Kita St. Anton ist ein spannender Tag: Die Vorschulkinder dürfen über ihre Abschiedsfeier abstimmen – mittels Urnengang. Die Einführung demokratischer Entscheidungsprozesse in den Ingolstädter Kitas St. Anton, St. Anna und auch St. Martin in Greding gibt jedem Kind unabhängig vom Alter oder seinen Fähigkeiten eine Stimme. Dabei konnte das Kita-Team viele positive Entwicklungen beobachten.

In der Anton-Kita haben die Vorschulkinder Bilder gemalt: Einige Kinder wollen für die Feier eine Bonbonmaschine, andere Tanzen oder Singen, leckeres Essen und Süßigkeiten. Um eine faire Entscheidung zu treffen, leitet Kita-Leiterin Martina Schinkel eine Kinderkonferenz, in der jede Option vorgestellt und diskutiert wird. Später bekommt jedes Kind zwei Muggelsteine als Stimmzettel und darf geheim wählen. Normalerweise werden die Wahlurnen in einem Nebenraum aufgestellt, aber da schönes Wetter ist und die Kinderkonferenz im Garten stattfindet, machen alle Kinder, die nicht dran sind, einfach die Augen zu.

Leckeres, gesundes Essen kommt vor Süßigkeiten

Am Ende steht das Ergebnis fest: Fast alle Kinder wollen leckeres, gesundes Essen mit einer Nachspeise. An zweiter Stelle kommen die gewünschten Süßigkeiten, danach das Tanzen. Singen scheidet aus. „Wir haben die Kinder auch bereits über viele andere Themen abstimmen lassen: über die Nutzung unserer Bau-Ecken, wie wir das Thema Fledermäuse behandeln wollen oder auch über unser Faschingsthema“, verrät Martina Schinkel.

Bei den täglichen Konferenzen haben die Kinder die Möglichkeit, Themen vorzubringen und über die abzustimmen, die für sie relevant sind. Auch die Kindertagesstätten St. Martin in Greding und St. Anna in Ingolstadt haben bereits positive Erfahrungen mit Kinderkonferenzen gemacht. Die Art der Abstimmung kann unterschiedlich sein und reicht von der Verwendung von Karteikarten als Beschwerdemanagement bis hin zur Stimmabgabe mit Hilfe von Muggelsteinen. Unabhängig von der Methode vermittelt die Durchführung solcher Konferenzen den Kindern ein Gefühl der Eigenverantwortung und der Selbstbestimmung: Ihre Sicht und Meinung sind gefragt.

In den Kindertagesstätten sind die Kinderkonferenzen nahtlos in den Tagesablauf integriert. Das Team bringt den Mädchen und Buben eine Fülle wichtiger Themen nahe, wecken ihre Neugierde und regen sie zum kritischen Denken an. Das Kinderparlament in St. Anna hat inzwischen einen Entwicklungsstand erreicht, der es ihm ermöglicht, selbstständig Veranstaltungen wie Feste zu planen und durchzuführen. Leiterin Kornelia Wachsmuth ist der festen Überzeugung, dass Kinder ein Recht auf Selbstbestimmung haben. Sie ist begeistert zu sehen, wie selbst die schüchternsten Kinder sich öffnen und im Laufe dieses Prozesses mehr Verantwortung übernehmen.

Fortschritte beim Selbstvertrauen der Kinder spürbar

Martina Schinkel, Leiterin von St. Anton, und Daniela Leibl, Leiterin der Kindertagesstätte in Greding, freuen sich über die spürbare Entwicklung, die sie bei den Kindern beobachten. Wie Martina Schinkel beobachtet, sind die Fortschritte beim Selbstvertrauen spürbar und bedeutsam. Für Kornelia Wachsmuth ist das besonders wichtig, weil die Kinder dadurch lernen, sich durchzusetzen, für sich Grenzen zu setzen und für sich selbst und andere einstehen lernen.

Und auch die Kinder finden es gut, selbst bestimmen zu können. Luisa aus der Kita St. Anton ist sechs Jahre alt. Sie sagt: „Ich habe manchmal tolle Ideen. Die kann ich dann in die Kinderkonferenzen einbringen und umsetzen.“ Ähnlich sieht das Ferdinand, ebenfalls sechs Jahre alt, aus der Kita St. Anton: „Ich stimme gerne ab, weil ich dann Sachen machen kann, die mir gut gefallen. Ich finde es auch gut, dass die Kinder etwas bestimmen dürfen, und nicht immer die Erwachsenen.“