Ein Heiliger, der Tango und das rote Kleid
Irfersdorfer Hennastoibühne feiert gelungene Premiere mit dem diesjährigen Stück

08.05.2023 | Stand 16.09.2023, 22:28 Uhr

Amors Pfeil trifft bei einem lustigen Bauerntheater natürlich auch ins Herz – ob stets ins richtige, das muss das Publikum bewerten. Foto: Adam

Was mochte wohl in den zweieinhalb Stunden zuvor alles passiert sein auf der Bühne, wenn der Irfersdorfer Pfarrer Krystian Krawietz schmunzelnd am Ende sagte: „Ich bin jetzt doch ziemlich froh, dass ich nicht verheiratet bin.“

So viel darf verraten werden: Es gab viel zu lachen. Denn wortgewandt und mit krachenden Türen, mit Drama, Eifersucht und Neugier bewies der „Fegfeuerausläufer auf Erden“ – die Gattin vom Eckmoser Korbe –, dass sie das Sagen auf dem Hof hat. Auch wenn ihr Ehemann, ein trinkfester Feuerwehrkommandant, auf dieses Sagen nicht allzu viel gibt.

In den Paradehauptrollen und mit beachtlichem schauspielerischen Talent präsentierten sich Christian Kretschmeier als Bauer Korbinian und Carolin Biedermann als dessen Ehefrau beim heiteren Dreiakter der Irfersdorfer Hennastoibühne, die mit dem Stück „Der heilige Korbinian und die falsche Braut“ am Freitag Premiere feierte.

Ein feucht-fröhlicher Abend und seine Folgen



Es beginnt am Morgen nach einer langen „Feuerwehrversammlungsnacht“: Korbe und sein Kumpel Schorsch (Bernhard Forster) erinnern sich an wenig. Erst, als sich die Alkoholschwaden nach und nach lichten, wird klar: Die zwei sitzen gehörig in der Klemme. Denn sie haben nicht nur versprochen, auf die Schnelle ein Fest zu Ehren des heiligen Korbinian zu organisieren, sondern dazu auch gewettet, dass sie an diesem Abend gemeinsam als Hauptattraktion einen Tango aufführen werden. Ein Tanz, den sie nicht einmal kennen, geschweige denn können. Ausreden gibt es nicht, also muss geprobt werden – am besten heimlich in der Schlafkammer von Korbe, was zu einigen Missverständnissen führt.

Dorfratschn und Pfarrerhaushälterin Theres (Petra Sippl), Töchterchen Lene (Alexandra Pöppl) und Findelkind Rosl (Alexandra Weber) beobachten das heimliche Treiben ebenso misstrauisch wie Gattin Nanne. Und als Korbe schließlich sogar im roten Kleid und mit Perücke auf der Bühne erscheint, eng umschlungen Tango tanzend mit Schorsch, tobt nicht nur Nanne vor Wut, sondern auch das Publikum – vor Begeisterung.

Exzellente Schauspiel-Leistungen



Sämtliche Rollen sind den Schauspielern wie auf den Leib geschneidert: Simon Wittmann spielt den spontan heißverliebten „Gockel“, der der „attraktiven Dame“ im roten Kleid sogar einen Antrag macht, Michael Hundsdorfer den Jungspund Loisl, der die Tochter des Hauses umwirbt und sich über das turbulente Treiben um sich herum, das er schnell durchschaut hat, amüsiert.

Sogar Bürgermeister Helmut Schloderer (BL/FW), Zuschauer bei der Premiere, bekommt eine Mini-Rolle zugewiesen, bei der Hammer, Nagel und Hausschuhe als Requisiten benötigt werden. Und dann ist da noch Markus Biedermann – „immer im Dienste des Herrn unterwegs“ –, der den Geistlichen mimt und in so mancher Szene mit Pfarrer Krystian Krawietz in der ersten Reihe kokettiert, wenn er dessen Worte einbaut: „Schon ein Pfarrer aus Irfersdorf pflegt zu sagen: Gott ist wie Strom, du siehst ihn nicht, aber du spürst ihn.“

Dem Pfarrer gefällt’s



Der „echte“ Pfarrer war von seinem schauspielernden Kollegen auf der Bühne und dem ganzen Abend scheinbar so begeistert, dass er sich sogar hinreißen ließ zu sagen: „Den Pfarrer spiele ich das nächste Mal selbst!“ Das Publikum klatschte begeistert Beifall und Krawietz relativierte schnell: „Gott möge es bewahren.“ Aber wer weiß, vielleicht lässt er sich ja doch von der engagierten Truppe zu einer kleinen Rolle im kommenden Jahr überreden?

Wie es heuer noch mit Korbe und dem Fest ausgeht, wer sich mit wem versöhnt und welche Überraschungen es sonst noch gibt, das ist bei den Aufführungen am kommenden Wochenende noch einmal zu erleben. Die Vorstellungen sind alle bereits ausverkauft.

DK