Der Funke mag nicht überspringen
Jesper Munk und Malva lassen das Bluestage-Publikum in der Kulturfabrik etwas ratlos zurück

30.03.2023 | Stand 17.09.2023, 0:15 Uhr

Mit sich selbst und seiner Glitzergitarre im Reinen: Jesper Munk.

Es ist so ein Abend, der einen ein bisschen ratlos macht. Fest steht nur, dass das, was Jesper Munk und die junge Münchner Künstlerin Malva am Mittwoch in der Kulturfabrik geboten haben, mit Blues im herkömmlichen Sinne wenig zu tun hatte. Was eigentlich kein Problem ist, denn das Festival öffnet sich seit Jahren in alle Richtungen.

Malva 20 Uhr, Jesper Munk 20.30 steht an den Türen zum Saal der Kulturfabrik. Aha, denkt man sich, der Jesper hat jemanden mitgebracht, denn im Programmheft steht darüber nichts. Malva entpuppt sich dann als Duo, Malva Scherer singt und Quirin Ebnet spielt dazu Gitarre. Die Anfang Zwanzigerin ist Popmusik-Produktionsstipendiatin der Stadt München und hat mit ihren ersten Veröffentlichungen einige Lobeshymnen eingeheimst. Von „Ausnahmestimme“ war da die Rede. Das ist durchaus zutreffend, Lana Del Rey und Marissa Nadler kommen einem da in den Sinn.

Mit sanfter Stimme melancholisch verlorene Melodien

Nun aber steht sie mit Quirin relativ verloren vor dem großen Schild „Bluestage“. Malva singt meist mit sanfter Stimme melancholisch verlorene Melodien, Quirin Ebnet, mit dem sie auch komponiert und produziert, untermalt mit ruhigem Gitarrenspiel. Zuhause im Lehnsessel mag das durchaus ein Genuss sein, in der Kulturfabrik wirkt das alles sehr gleichförmig, ein bisschen mehr Dynamik, vielleicht sogar eine Rhythmusgruppe könnten nicht schaden.

Kennengelernt haben sich die beiden im Übrigen 2018 bei einem Konzert von Jesper Munk. Der damals noch mühelos – wie auch bei seinen beiden Auftritten bei den Bluestagen – eine Halle zum Kochen bringen konnte. Dazwischen hat sich jedoch einiges verschoben, so ließ Munk auf Kosten von Blues und Rock immer mehr Chanson, Jazz und Punk einfließen. Dass er damit einen Teil seines Publikums verloren hat, zeigt sich am mageren Besuch am Mittwoch.

So ist vom euphorischen Blues, den er einst zelebrierte, nichts übrig geblieben. Mal ist er ein verhinderter Elvis, dann ein wenig Jacques Brel, dann wieder gibt es punk-jazzige King-Krule-Anklänge, nur in ganz wenigen Momenten groovt es richtig. Zumeist wandelt er dabei in Jack-Sparrow-Manier über die Bühne, die Glitzergitarre zwar umgehängt, aber selten genutzt und wenn dann mit einem seltsamen Reverbsound. Auch dem Gesang ist viel Hall untergemischt, so dass es meist klingt, als wäre Jesper Munk gar nicht richtig hier.

Kraftlos und manchmal willkürlich

Ein „analoges Experiment“ ist der neue eigenwillige Sound im Vorfeld genannt worden. Wohl auch, weil auf den Aufnahmen weitgehend auf moderne Technik verzichtet wurde. Eigentlich kein schlechter Ansatz, aber wenn das Ergebnis irgendwie kraftlos und manchmal auch willkürlich – sinnlos zirpende Synthesizer und plötzliche Distortion-Attacken – klingt, dann mag es zwar zum Plaisir des Künstlers sein, der Funke springt allerdings zu keiner Zeit in Richtung Publikum über, vielmehr quittiert ein nicht geringer Teil der Zuhörer die Darbietung mit Kopfschütteln. So hält sich immerhin der Ärger in Grenzen, dass nach 100 Minuten schon wieder Schluss ist.

HK