Pfaffenhofen
Zeitlose Lutz-Neuinterpretation soll Herzstück der Paradiesspiele sein

25.03.2023 | Stand 17.09.2023, 0:30 Uhr

Höhepunkt der Pfaffenhofener Paradiesspiele soll heuer wieder das Freilichttheater „Der Brandnerkaspar schaut ins Paradies“ von Joseph Maria Lutz sein – hier eine Szene aus der Inszenierung von 2018. Regisseur ist abermals Falco Blome. Foto: Florian Schaipp

Bereits zum dritten Mal stellt die Stadt Pfaffenhofen heuer im Sommer die fünfjährlichen Paradiesspiele zu Ehren ihres Volksdichters Joseph Maria Lutz (1893–1972) auf die Beine. Im Zentrum soll, wie bereits 2018, eine Freilichtinszenierung des namensgebenden Volksstücks „Der Brandnerkaspar schaut ins Paradies“ stehen – das wohl bekannteste Werk des Pfaffenhofener Schriftstellers.

Geplant sind neun Aufführungen auf dem oberen Hauptplatz in Pfaffenhofen. Die Festspiele sollen aber keine bloße Wiederholung sein: Regisseur Falco Blome verspricht eine zeitlosere, menschelndere Interpretation des Stoffs um den Brandnerkaspar und den Boandlkramer.

Ursprüngliche Fassung von 1934



Seine Fassung der bekannten bayerischen Erzählung verstand Lutz, der heuer 130 Jahre alt geworden wäre, seinerzeit als volkstümliches Theaterstück mit „echter Gemütstiefe“. Modernere Interpretationen hingegen neigen zu Klamauk: „Der Brandnerkaspar wurde durch die verkitschte Kurt-Wilhelm-Fassung verdrängt“, erklärt Pfaffenhofens Kulturreferent Reinhard Haiplik, der 1988 einst selbst den Boandlkramer gab, die Historie des Bühnenstoffs. „Die Lutz’sche Fassung ist sensibler, weniger volkstümelnd und bietet mehr menschliche Berührungspunkte.“ Und genau diese Aspekte will Blome herauskitzeln: „Der Brandnerkaspar von Lutz ist mit Abstand der Beste“, betont der Ingolstädter. An manchen Stellen sei diese Fassung fast kammerspielartig – und sie biete „viel Wahrheit und Menschlichkeit“. Abgesehen vom dann doch eher volkstümelnden Ende: „Das werde ich ändern und modernisieren“, verrät Blome.

Fokus auf nahegehende Momente



Überhaupt will der Regisseur mit seiner Neuinterpretation einerseits Kontinuität bieten, andererseits andere Wege beschreiten als zuletzt 2018. „Diesmal wird es zeitloser sein: Es könnte auch im Heute spielen.“ Und einen emotionaleren Zugang hat Blome gesucht: Neben den saukomischen, kracherten Momenten mit Kartenspiel und Kirschgeist will er den Fokus auf die sehr nahegehenden Momente legen – etwa den Tod der Brandnerin. „Diese emotionale Achterbahnfahrt wird das Spannende an diesem Abend“, verspricht Blome.

Bürgerbühne mit gecasteten Laien



Kontinuität und Veränderung gibt es auch bei den Schauspielern: Zwei Profis bestreiten wieder die Hauptrollen, die übrigen Rollen sind mit Laien besetzt. Dazu wird die Inszenierung heuer als „Bürgerbühne“, verantwortet von der Stadt Pfaffenhofen, verwirklicht: Bürger aus Pfaffenhofen und Umgebung waren aufgerufen, sich für das Stück zu bewerben. Im Januar fand ein Casting statt. „Wir haben die einzelnen Rollen richtig gut besetzen können – aber es waren wie immer zu wenige Männer da“, berichtet Kulturförderpreisträger Blome. Das sei aber kein Problem: „Dann schmeißt die Wirtin den Laden jetzt allein.“ Auch die Pfaffenhofener Stadtkapelle ist beteiligt, so dass die Freilichtproduktion auf derzeit gut 40 Mitwirkende kommt. Die Proben laufen bereits.

Neben vielen neuen gibt es auch drei bekannte Gesichter der Paradiesspiele von 2018: Adelheid Bräu schlüpft wieder in die Rolle des Boandlkramers (neben ihrem Altstadttheater-Kollegen Thomas Weber als Brandner). Und mit Johanna Hoiss (damals Englein) und Josef Kainz (Petrus) sind auch zwei damalige Publikumslieblinge wieder mit dabei.

Termine und Tickets



Premiere auf der Festspielbühne am oberen Hauptplatz in Pfaffenhofen am Samstag, 17. Juni, um 20.15 Uhr, Einlass ab 19.15 Uhr; weitere Aufführungstermine: 22. Juni, 23. Juni, 25. Juni, 29. Juni, 2. Juli, 7. Juli, 8. Juli und 9. Juli. Karten kosten im Vorverkauf je nach Kategorie 22 bis 28 Euro, ermäßigt 17 bis 23 Euro. Der Vorverkauf startet am Montag. Tickets gibt es online auf okticket.de unter „Paradiesspiele“ sowie im Kultur- und Tourismusbüro im Haus der Begegnung (Montag bis Freitag,13.30 bis 17 Uhr) und im Intakt-Musikinstitut, Raiffeisenstraße 33. Das ganze Programm ist ab Montag unter pfaffenhofen.de/paradiesspiele abrufbar..

PK