Irrungen und Wirrungen rund ums Alter

Chiemgauer Volkstheater weiß sein Publikum in der Rother Kulturfabrik zu unterhalten

29.01.2023 | Stand 29.01.2023, 15:17 Uhr

Sorgt für Heiterkeit: das Chiemgauer Volkstheater. Foto: Klier



Günther Keller, alias Bernd Helfrich, der auch die Regie führt, ist 77 Jahre alt und immer noch topfit. Er joggt und rudert, raucht und trinkt nicht und ernährt sich ausgewogen. Er wohnt im fünften Stock, ohne Aufzug versteht sich. „Alt werden ist die einzige Möglichkeit, lange zu leben“, lautet seine Devise. Und ausgerechnet er soll ein Pflegefall werden, wie es sein Sohn Kai vorschlägt.

Doch der Reihe nach. Soeben kommt er mit seinem Freund Max Mälzer (Andi Löscher) vom Joggen zurück. Da steht auch schon Sohn Kai auf der Matte, vom Treppensteigen völlig atemlos. Nach einiger Umschweife kommt er zur Sache: Um an Geld heranzukommen, will man für den kerngesunden Vater die Pflegestufe 4 beantragen. Nach aktuellem Stand müsste es wohl Pflegegrad heißen. Kai hat bei Dr. Stadler seinen Vater als gebrechlichen Mann geschildert. Dr. Stadler ist allerdings inzwischen verstorben. Doch bevor Günther widersprechen kann, steht schon Silvia Weber (Simona Mai) die attraktive, blonde Prüferin der Erfurter Versicherung, vor der Tür. Die Komödie nimmt ihren Lauf.

Der Vater macht das Spiel einstweilen mit, mimt den hinfälligen Alten, versteht alles falsch, gibt unsinnige Antworten und trauert Mandy nach, die er mit Tabletten eingeschläfert und im Stadtpark begraben hat. Die entsetzte Frau Weber glaubt, das sei seine Frau gewesen. Es war aber der Hund. Das, wie manch andere witzige Pointe, sorgt natürlich für viele Lacher im Publikum. Immer wieder muss der redegewandte Sohn die Situation retten, etwa dann, wenn der Nachbar kommt, um Günther zum Schwimmbad abzuholen. Der inzwischen stutzig gewordenen Frau Weber wird erklärt, dass der debile Vater so die Badewanne bezeichnet. Frau Weber macht einen Vorschlag, der dem geldgierigen Sohn allerdings missfällt: „Geld gibt es keines. Ich bleibe als Pflegerin hier in der Wohnung!“ Der Vater seinerseits ist angesichts der netten, jungen Frau nicht abgeneigt.

Nach der Pause will Frau Weber mit dem Vater Gehübungen am Rollator machen. Dann Bodenübungen auf der Yogamatte. Das sei gut für die Kontinenz. Jetzt wird es dem Sohn und dem Nachbarn zu viel. Man will die Frau loswerden. Nachbar Max soll anstelle der resoluten Frau Weber die Pflege übernehmen. Doch der hat dafür keine Ausbildung, Frau Weber allerdings auch nicht. Sie scheint das Spiel durchschaut zu haben und kennt den angeblich Pflegebedürftigen vom 15-Uhr-Spinning im Sportclub.

Nun will man gemeinsam dem Sohn eine Lektion erteilen. Der Vater soll sich so in seine Rolle vertieft haben, dass er tatsächlich der senile Greis geworden ist. Genial gespielt vom topfitten Vater. Verzweifelt versucht Sohn Kai, den Vater aus seiner vorgeblichen Verwirrtheit zurückzuholen: „Sei wieder du!“ Kai gesteht seinen Betrugsversuch. Frau Weber redet ins Gewissen: „Wenn jeder aus der Versicherung herausholt, was er kann, dann bekommen diejenigen nichts, die es brauchen!“ Da erhebt sich auch Günther von seinem Krankenlager, setzt zu einer Moralpredigt an und verkündet unter Applaus mit fester Stimme: „Die Versicherungen bauen große Paläste und den Krankenhäusern fehlt das Geld!“

Alle vier Akteure haben schließlich irgendwie „Dreck am Stecken“. Was tun? Den viel belachten Schlusspunkt setzt schließlich Frau Weber: „Jetzt wollen wir die Versicherung mal richtig besch…en!“