Sotschi
Olympische Beobachtungen: Spaziergang am Hafenviertel

14.02.2014 | Stand 02.12.2020, 23:04 Uhr

Das Hafenviertel ist in vielen Städten verrufen. Nicht so in Sotschi. Der „Port“, wie auf Russisch der Hafen heißt, gehört direkt zum Zentrum. Schon von Weitem ist er erkennbar durch den weißen Bau der Kommandantur mit seinem spitz zulaufenden Turm.

Entstanden ist dieses Gebäude in den 1930er Jahren und wie damals üblich wurde es im neoklassizistischen Stil gebaut. Ich schlendere von der Stadt her direkt darauf zu und freue mich über den Springbrunnen, der sich vor dem Eingang erhebt. Er zeigt eine Allegorie des Meeres in Gestalt einer Frau, die die Schiffe sicher nach Hause geleitet. In der großen Mittelhalle war früher ein Restaurant untergebracht, während der Olympischen Spiele verkauft die Firma Bosco dort edle Kleidung mit dem Olympia-Logo. Der moderne Raum irritiert mich. Haben die extra wegen weniger Wochen das historische Gebäude von Grund auf umgekrempelt? Jewgenij, einer der Verkäufer, klärt mich auf. „Wir haben die staatliche Erlaubnis bekommen, das Hafengebäude zu nutzen“, erklärt er. Unter Auflagen, an die sich die Firma gehalten hat. „Wir haben für unsere Verkaufsräume in Sotschi ein eigenes Design entworfen.“ Die Konstruktion aus Stahl und fast durchsichtigem Kunststoff ist in sich stabil. „Wir brauchten nichts zu bohren. Unsere Konstruktion berührt die Wände des Hafengebäudes überhaupt nicht“, zeigt sich Jewgenij sichtlich stolz. Am 1. Februar war Eröffnung, nach zwei Monaten wird alles wieder abgebaut. Dann werden hier wieder Speisen serviert. Ich trete auf die Balustrade und werfe einen Blick auf die Anlagen. Sotschi hat nie einen Handelshafen gehabt. Riesige Schiffe können die Stadt gar nicht ansteuern. Derzeit liegen Kreuzfahrtschiffe am Pier, die als schwimmende Hotels dienen, zwei Segelschiffe der russischen Marine, Yachten und Schiffe der Küstenwache. Gleich links neben dem Hafengebäude ist ein Public Viewing eingerichtet, rechts davon ist ein Rundpavillon in Gestalt eines griechischen Tempels, ein beliebtes Fotomotiv. Auch ich zücke meinen Apparat.

Unser Redakteur Josef Bartenschlager kennt Sotschi seit den 90er Jahren.