Die
Olympische Beobachtungen: Mit dem Taxi in Sotschi unterwegs

18.02.2014 | Stand 02.12.2020, 23:03 Uhr

Die schicken neuen Scania-Busse mit dem Sotschi-Logo, mit denen die Gäste zum olympischen Park oder nach Krasnaja Poljana befördert werden, ziehen alle Augen auf sich. Die Hauptlast des Öffentlichen Personennahverkehrs tragen aber ihre unscheinbaren Vettern, die Marschrout-Taxis.

Täglich steige ich in eines ein, das mich zum Bahnhof bringt. Einen Fahrplan mag es geben, aber um den schert sich kaum jemand: Die Marschrout-Taxis kommen stets in rascher Folge. Die Haltestellen und Zielorte sind an der Frontscheibe und einer Seitenscheibe angeschrieben. Wer eines verpasst hat, wartet ein paar Minuten, dann kommt auch schon das nächste. In den Nachtstunden sind die Intervalle natürlich länger, und wer etwas abgelegener wohnt, braucht ab etwa Mitternacht ein echtes Taxi. Mit denen dürfen Marschrout-Taxis nicht verwechselt werden. Vielmehr handelt es sich um Kleinbusse, oft der Marke Isuzu, die Sitzplätze für zwölf bis 15 Personen bieten. Die Isuzu-Busse sind für diesen Zweck eigens umgebaut worden.

Inzwischen sehe ich aber bereits größere Busse im Einsatz. Auch die Türen der meisten Gefährte öffnen und schließen mittlerweile automatisch; früher wurden sie per Hand aufgerissen und mit Geschepper wieder zugeworfen. Und dann braust der Fahrer mit jaulendem Motor los. Die Chauffeure sind richtige Asse am Lenkrad. Viele zählen ständig in virtuoser Weise Geld, während sie schalten, Gas geben, bremsen und lenken. Das Fahrgeld wird beim Aussteigen bar bezahlt. Rechts neben dem Fahrer gibt es eine größere freie Fläche, darauf ist eine Decke gebreitet, und auf der wiederum liegen Geldstücke und -scheine, die der Fahrer ständig in einem mir bis heute rätselhaften System umschichtet. Fahrkartenautomaten und dergleichen sucht man vergebens. Eine Tour im Zentrum kostet derzeit 17 Rubel, rund 40 Cent.

Dabei ist es egal, ob ich eine oder zehn Haltestellen weit fahre. Da lässt der Fahrer nicht mit sich handeln. Dafür hat er ein offenes Ohr, wenn jemand einen Sonderwunsch bezüglich des Ausstiegsortes hat. „Lassen Sie mich dort vorne raus“, sagt jemand, und der Fahrer leitet das Bremsmanöver ein. Ein Sonderservice, den ich selbst hin und wieder gern in Anspruch nehme.

 

Unser Redakteur Josef

Bartenschlager kennt Sotschi seit den 90er Jahren.