Nachts im Supermarkt

10.08.2012 | Stand 03.12.2020, 1:11 Uhr

Stefan König in London

Londo (dk) Als Selbstversorger bleibt mir nichts anderes übrig, als hin und wieder den kleinen Supermarkt bei uns um die Ecke zu beehren. Die Basis für den Start in den Tag findet sich dort ohne Mühe. Toastbrot, Butter und Marmelade. Damit habe ich mich in den vergangenen zwei Wochen morgens gestärkt. Dazu eine Tasse Tee mit Milch und nicht umgekehrt wie es hier Sitte ist. Für meine Cholesterinwerte sind das sicher keine einfachen Tage, aber ich kann hier leider nicht auf alles Rücksicht nehmen.

Ein bisschen mehr Aufmerksamkeit hätte ich mir dagegen am Mittwochabend gewünscht. Auf halber Strecke zwischen Olympiastadion und meiner Wohnung gibt es an einer Haltestelle einen Supermarkt, der bis Mitternacht geöffnet hat. Die Chance habe ich mir nicht entgehen lassen. Wobei ich mich am Eingang kurz sortieren musste.

Auf einem Fernsehgerät flimmerten gerade die Szenen eines Überfalls. Der Täter wurde gefasst und zu acht Jahren Knast verurteilt. Es handelte sich aber nicht um eine Nachrichtensendung, sondern eher um eine Art Ratgeber, den „7. Sinn“ für Gangster. Denn im Abspann folgte der Hinweis: „Überlegen Sie sich gut, was Sie tun. Es könnte schlimme Konsequenzen haben.“

Ich war mir meiner Sache sicher, deshalb habe ich mir einen Korb geschnappt und bin munter durch die Gänge spaziert. Ein bisschen Wurst, ein bisschen Obst und natürlich ein bisschen mehr Nervennahrung. Dann war ich auch schon durch. Ins Schwitzen kam ich aber danach.

Alle Kassen waren geschlossen. Dafür reihten sich die Kunden bei vier Selbstbedienungskassen in Schlangen ein. Das sah bei den meisten sehr geübt aus, ich umgehe Ersatzmaschinen für Kassiererinnen bei uns großräumig. Also bin noch einmal zehn Minuten durch die Gänge getigert, in der Hoffnung, dass sich doch noch eine Angestellte erbarmt und eine Kasse öffnet.

Aber dieser Wunsch erfüllte sich nicht. Also habe ich es gewagt und mich selbst abkassiert. Es hat zwar etwas öfter gepiept als bei den übrigen, aber mein Geld bin ich los geworden. Kein Dank für den Einkauf, kein Abschiedsgruß. Man hat mich einfach so gehen lassen. Von wegen der Kunde ist König. Nicht einmal, wenn er so heißt. Aber vielleicht schaue ich noch einmal bei Harrods vorbei. Da soll der Service für Könige besser sein.