Pullover und Strümpfe haben schon lange ausgedient

Darum ist die Kleidung im Eisschnelllauf so wichtig

18.02.2014 | Stand 02.12.2020, 23:04 Uhr


Die moderne Technik hat den Sport verändert, das sieht man derzeit in jeder olympischen Disziplin. Besonders deutlich wird die Entwicklung beim Eisschnelllauf. Wo früher dicke Pullover zum Schutz gegen die Kälte dienten, helfen heute aerodynamische Ganzkörper-Anzüge, die entscheidenden Hundertstel aus den Läufern heraus zu kitzeln.

Wie hoch die Sportler die Bedeutung der richtigen Kleidung einschätzen, zeigen aktuell die Amerikaner. Den schnellsten Rennanzug aller Zeiten hätten sie im Gepäck, hieß es im Vorfeld. Auf dem Eis war davon bislang nichts zu sehen. Also schwenkte das amerikanische Team noch während der Wettkämpfe um. Man habe den neuen Anzug wohl zu wenig getestet. Jetzt hat er erst einmal ausgedient, die alte Ausrüstung wird wieder aus dem Schrank gekramt.

Solche Überlegungen waren den Eisschnellläufern vor Jahrzehnten noch fremd. Lange Strümpfe, dicke Pullover und eine warme Kappe – die Wettbewerbe fanden noch im Freien statt, und die Kleidung diente einzig dazu, die Athleten warm zu halten. Die Revolution bei der Sportkleidung hielt Einzug, als die Wettbewerbe in die Halle verlegt wurden. In den 1970er Jahren sah man erstmals Läufer in hautengen, einteiligen Anzügen übers Eis flitzen. Eine Neuheit, die den Eisschnelllauf entscheidend verändern sollte. Die neuen Anzüge ermöglichten fortan deutlich schnellere Zeiten.

Seither fällt immer wieder der Ausdruck „Materialkrieg“, wenn vom Eisschnelllauf die Rede ist. Jede Nation forscht nach der besten Bekleidung. Kritische Blicke in die anderen Lager – Vorwürfe hinsichtlich verbotener Vorteile inklusive – gibt es regelmäßig. Schließlich könne man mit kleinen technischen Änderungen bei den Anzügen Verbesserungen herausholen, für die man sonst ein Jahr lang trainieren müsste, so die Überzeugung der Experten.

 Doch wie sieht ein moderner Anzug eigentlich aus? Eng am Körper muss er anliegen, da sind sich die Sportler einig. Der Einteiler geht in eine Kapuze über, unter der die Haare bedeckt sind. Auf diese Weise soll der Luftwiderstand möglichst gering sein, was dem Läufer entscheidende Hundertstel bringt. Die Nähte verlaufen oft exakt entlang einzelner Muskelgruppen. So soll der Sportler die perfekte Bewegungsfreiheit haben.

An den Anzügen wird also stets gefeilt. Bei den Strümpfen können sich die meisten Teams diese Arbeit dagegen sparen. Der Grund: Viele Athleten gehen barfuß in die Schlittschuhe. Das Gefühl für das Eis sei dadurch einfach besser, erklären die Sportler.

Ein windschnittiger Anzug allein reicht aber nicht für olympisches Gold. Natürlich müssen auch die Schlittschuhe passen. Hier ist die Entwicklung beim sogenannten Klappschlittschuh angekommen. Die Kufe kann dabei vom Laufschuh besser abgewinkelt werden, wenn der Sportler sein Bein vom Eis abwinkelt. Die Folge sind – genau wie bei den modernen Anzügen – schnellere Zeiten.