Pyeongchang (dpa
Träumen ist erlaubt

Nach 2:1 gegen die Schweiz: DEB-Auswahl darf heute gegen Schweden sogar auf Halbfinal-Einzug hoffen

20.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:47 Uhr

Gerade einmal 26 Sekunden waren in der Verlängerung gespielt, als dem Münchner Yannic Seidenberg (Mitte) der Siegtreffer zum 2:1 gegen die Schweiz gelang. Die DEB-Auswahl steht damit erstmals seit 16 Jahren wieder im Olympia-Viertelfinale. - Foto: Yeon-Je/AFP

Pyeongchang (DK) Nach einem Krimi steht Deutschland erstmals seit 2002 wieder im Olympia-Viertelfinale. Yannic Seidenberg gelang in der Verlängerung der Siegtreffer zum 2:1 (1:0, 0:1, 0:0, 1:0) gegen die Schweiz. Genießen kann die deutsche Mannschaft den Erfolg aber kaum, schon heute (13.10 Uhr MEZ/ZDF und Eurosport) geht es gegen Weltmeister Schweden.

Deutschlands Eishockey-Aufschwung geht damit weiter. Zum dritten Mal in Folge erreichte die Auswahl von Bundestrainer Marco Sturm gestern das Viertelfinale bei großen Turnieren. Dort kann das deutsche Team, bei dem Torhüter Timo Pielmeier vom ERC Ingolstadt gestern erneut nur die Zuschauerrolle blieb, heute gegen Schweden den größten Erfolg seit Olympia-Bronze 1976 perfekt machen.

Leo Pföderl (2.) von den Nürnberg Ice Tigers und Seidenberg vom EHC München nach 26 Sekunden in der Verlängerung schossen gegen den Erzrivalen im Alles-oder-Nichts-Spiel in Pyeongchang vor zahlreichen aktuellen und ehemaligen deutschen Olympia-Athleten die Tore. Für die Schweiz war Simon Moser (24.) erfolgreich.

"Es war glücklich, dass ich ihn reingebracht habe", sagte Seidenberg in der ARD und fügte mit Blick auf das Duell mit Schweden hinzu: "Das war in der Vorrunde ein super Spiel von uns. Aber dafür können wir uns nichts mehr kaufen. Hoffentlich gehen die Latten- und Pfostenschüsse diesmal rein."

Wie schon bei den WM-Turnieren 2016 und 2017 steht Deutschland damit auch bei Olympia wieder unter den besten acht Nationen der Welt. Zuletzt war das 2002 in Salt Lake City gelungen. Damals hatte Deutschlands NHL-Rekordspieler Sturm noch selbst mit auf dem Eis gestanden. "Das ist für die Mannschaft der Lohn für die harte Arbeit der letzten vier Jahre. Da ist man schon stolz drauf, aber ich hoffe auch, dass es noch nicht zu Ende ist", meinte Christian Ehrhoff.

Den größten Erfolg seit dem sensationellen vierten Platz bei der Heim-WM 2010 schaffte Deutschland diesmal allerdings ohne seine Profis aus Nordamerika. Die weltbeste Liga NHL hatte sich erstmals seit 1994 geweigert, ihre Saison für Olympia zu unterbrechen. Da Weltmeister Schweden dadurch wesentlich mehr Top-Spieler fehlen, rechnet sich das DEB-Team auch heute eine Chance auf einen noch wesentlich größeren Coup aus. In der Vorrunde hatte Deutschland als besseres Team beim bitteren 0:1 gegen die "Tre Kronors" bereits kurz vor der Überraschung gestanden, aber zu viele Chancen ausgelassen.

Diesmal ging Deutschland bereits nach 79 Sekunden in Überzahl in Führung. Der Schweizer Cody Almond hatte Ehrhoff bereits nach neun Sekunden mit einem üblen Check gegen den Kopf umgefahren und musste mit einer Spieldauerdisziplinarstrafe vom Eis.

Nach einem ähnlichen Foul hatte Deutschland am Sonntag beim 2:1 nach Penaltyschießen gegen Norwegen Sinan Akdag verloren. Der Verteidiger, der bereits heute die Heimreise antreten wird, konnte gegen die Schweiz ebenso wenig spielen wie der ebenfalls angeschlagene Patrick Reimer von den Nürnberg Ice Tigers. Ehrhoff aber kam trotz der heftigen Attacke zum zweiten Drittel wieder.

Dort sah der Routinier den unglücklichen Ausgleich durch bis dahin harmlosen Schweizer. Moser staubte ab, als die deutsche Abwehr den Puck nicht aus der Gefahrenzone bekam. In einem zähen Spiel war Deutschland im Schlussdrittel dominanter und durfte dann in der Verlängerung verdient jubeln.

Mit dem Erfolg gegen die Schweiz setzt das Nationalteam den Aufschwung der Ära Sturm nahtlos fort. Seit der 39-Jährige die DEB-Auswahl 2015 überraschend von seinem glücklosen Vorgänger Pat Cortina übernommen hatte, geht es kontinuierlich wieder bergauf. Sturm hatte das deutsche Team schon bei den Weltmeisterschaften 2016 und 2017 in das zuvor vier Jahre lang verpasste Viertelfinale geführt. Zudem gelang die Qualifikation für Olympia, die für Sotschi 2014 unter Cortina noch verspielt worden war.

"Jetzt können wir befreit aufspielen", meinte Sturm vor dem heutigen Duell mit Schweden und fügte mit Blick auf die knappe Niederlage in der Vorrunde an: "Da haben wir gemerkt, dass gegen Schweden mehr drin ist." Wie viel wird sich heute zeigen.