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Die Kunst des Nichtssagens

23.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:46 Uhr

Mark Adams war mal ein wilder Hund. Mitte der 80er-Jahre besuchte er als junger Radio-DJ regelmäßig den berühmten Nachtclub "The Hacienda" in Manchester, die Wiege der britischen Acid-House- und Wave-Musik. Doch den Politik- und Ökonomie-Studenten zog es letztlich nicht in die brodelnde Kunstszene, sondern in den Journalismus.

Er lernte bei der BBC und den Independent Television News. Dort bekam er eine Idee davon, was Reporter interessiert, was ihnen wichtig ist.

Dieses Wissen nutzt Mark Adams mittlerweile gegen seine alten Berufskollegen. Seit er 2009 den Posten des Kommunikationsdirektors am Davoser Weltwirtschaftsforum aufgegeben hat und als Pressechef zum Internationalen Olympischen Komitee gewechselt ist, versucht Adams eine seltene Kunst zu perfektionieren: die des Nichtssagens.

In Pyeongchang ist Adams bei seiner kniffeligen Hauptaufgabe, dem Verschleiern und Schönfärben jeglicher Unzulänglichkeiten und Dreistigkeiten seines Arbeitgebers, täglich ab Punkt elf Uhr im Raum Gangwon des internationalen Pressezentrums zu bestaunen. Geht es beim sogenannten "Daily Briefing" des IOC um vergleichsweise unkritische Themen, parliert der smarte Brite gerne und breit in bestem Oxford-Englisch. In seine Statements arbeitet er dabei stets ein paar Konjunktive ein, die ihm und seiner Organisation Rückzugsmöglichkeiten lassen.

Wird es heikel für das IOC - und das ist es in Tagen der Russland-Krise andauernd -, beginnt die Show so richtig. Dann kommt eine andere Gabe Adams' zum Tragen: die des stumpfen Beharrens. Selbst wenn bohrende Nachfragen im Dutzend auf ihn einprasseln, sein Statement, ganz offensichtlich abgestimmt mit den obersten Bossen, bleibt im Kern immer dasselbe. Details oder Zusatzinformationen gibt er so gut wie nie preis sondern wiederholt seine glattgebügelten Politparolen bis zur Selbstverleugnung, sei es auch noch so peinlich.

Immerhin: Adams vollführt den Eiertanz immer mit Haltung. Der erste IOC-Beauftragte für Desinformation ist ein britischer Gentleman, der den wilden Hacienda-Club ganz weit hinter sich gelassen hat.

‹ŒJörg Mebus, sid