Schussfahrt in das Herz der Inline-WM

02.06.2012 | Stand 03.12.2020, 1:25 Uhr
Die rund 2500 Zuschauer in der Halle feuerten ihr Team an. Doch ihre Nerven sollten bis zur Schluss-Sirene strapaziert werden. −Foto: Bernd Limmer

Ingolstadt (dk) Zuerst ist es ein schleichender Prozess, aber irgendwann wird es zur rasanten Fahrt hinein in den Bann einer Sportveranstaltung, hinein in das Herz der Inline-Hockey-Weltmeisterschaft. Es ist die Mischung aus der Stimmung in der Halle, dem Fair einer Weltmeisterschaft und natürlich dem schnellen Sport auf dem Parkett. Diese Erfahrung habe wohl nicht nur ich erlebt, dessen letzte Berührung mit dem Hockeysport über ein Jahrzent her ist.

Den Bezug zur Inline-Hockey-Weltmeisterschaft finden am Auftakt-Freitag in der Saturn Arena wohl mehr Menschen. Jeder auf seine Art. Der Sanitäter auf der Tribüne fiebert mit seinen Lokalmatadoren mit. „Lass mich raten, wer das Tor geschossen hat“, fragt er seine Kollegin mehr rethorisch nach der 1:0-Führung der Deutschen gegen die USA. Natürlich, es war Publikumsliebling und ERC-Stürmer Thomas Greilinger.

Sicherlich, es gibt auch die eingefleischten Fans. Sie treten in bester Fußball- und Indianermanier auf, ausgestattet mit Vuvuzela und die schwarz-rot-goldene Flagge auf die Backe gemalt. Oder die Zuschauer, die in der Kurve stehen, ihre Spieler anfeuern, aber auch lautstark das Schiedsrichtergespann kritisieren oder die Amerikaner auspfeifen, weil der Auftaktgegner der Deutschen in der Schlussphase auf Zeit spielt.

Dieser Fanatismus wird mir für immer verschlossen bleiben. Doch je länger ich die Stimmung in der Halle – links die Vuvuzela und rechts die Fanatiker – auf mich wirken lasse, je mehr spüre ich, wie das Inline-WM-Fieber in mir aufsteigt. Die Spieler auf dem Parkett tun das Übrige. Sie zeigen rasanten Sport auf Rollen und die Spannung steigt mit jedem Viertel. Wie in einem Krimi: Die Amerikaner gehen in Führung, die Deutschen gleichen aus, immer wieder.

Da muss man einfach mitfiebern. Auch wenn man erst nicht überzeugt war von einem Abend bei der Inline-WM. Wie ein Mann in Block D, der seine Frau und den gemeinsamen Sohn begleitet. Plötzlich reißt er die Arme in die Höhe und jubelt. Florian Jung hat den 3:3-Ausgleich erzielt. Die Fans in der Halle und auch der Familienvater in Block D jubeln und haben wieder Hoffnung, dass Deutschland gegen den großen Favoriten USA die Sensation schafft.

Ich für meinen Teil habe zu diesem Zeitpunkt schon längst realisiert, dass der Hockeysport immer noch eine Faszination auf mich ausübt. Sie war die vergangenen Jahre nur verschüttet gewesen. Doch der Inline-WM sei Dank, die Faszination ist wieder zu Tage gefördert worden. Und je länger ich das Spiel konzentriert verfolge, desto öfter ertappe ich mich dabei, wie meine Hockey-Grundkenntnisse wieder an die Oberfläche drängen. Die werde ich nun wieder vertiefen. Am besten noch an einem Spieltag der Inline-WM, aber spätestens, wenn die Eishockey-Cracks die Rollen wieder mit den Kufen tauschen und DEL-Saison beginnt.
 

Diese Folge des donaukurier.de-Inline-WM-Blogs bestritt Bernd Limmer, Redakteur und Fotograf bei donaukurier.de. Er war zuvor noch nie bei einer Inline Hockey WM. Sein letzer Berührungspunkt mit Hockey: Er war in den 1990er Jahren im Stadion beim Spiel EV Landshut gegen die Kölner Haie. Die nächste Folge gestaltet Oliver "Ulla" Strisch, der ERC-Fotograf von donaukurier.de.