Ingolstadt
Zweimal Bronze für Ingolstadt

Halbmarathon: Hagen Brosius und Kristin Möller jeweils Dritte Topläufer aus Kenia nicht zu schlagen

01.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:13 Uhr

Am Ende klar vorn: Bei den Damen siegte die Kenianerin Christine Moraa Oigo (rechts) vor Betty Chepleting, ebenfalls aus Kenia. - Foto: Kowalski

Ingolstadt (DK) Mit Hillary Kiptum Maiyo Kimayo und Christine Moraa Oigo hat das favorisierte Läuferduo aus Kenia den 17. Ingolstädter Halbmarathon gewonnen. Unter großem Jubel liefen die Lokalmatadore Hagen Brosius und Kristin Möller am Samstag auf das Podium.

Am Ende gaben sich die Favoriten keine Blöße: Hillary Kiptum Maiyo Kimayo bei den Herren und Christine Moraa Oigo sicherten sich am vergangenen Samstag jeweils souverän die Siege bei der 17. Auflage des Ingolstädter Halbmarathons. Sowohl der 23-jährige Kimayo mit seiner Zeit von 1:04:15 Stunden als auch die 31 Jahre alte Moraa (1:15:40) verpassten es allerdings bei besten Bedingungen, die Streckenrekorde zu knacken. "Ich freue mich über den Sieg, wäre aber gern etwas schneller gelaufen", sagte Moraa nach dem Rennen. Ihre persönliche Bestzeit von 1:12:49 aus dem März dieses Jahres im polnischen Gdynia hätte neuen Streckenrekord bedeutet. Auch Kimayo gab sich im Zielbereich etwas schmallippig. "Ich bin glücklich. Die Zeit ist, na ja, sie ist in Ordnung."

Während Moraa im Ziel dennoch fast eine Minute schneller als die zweitplatzierte Kenianerin Betty Chepleting (1:16:35) war, wurde im Herren-Rennen etwas mehr Spannung geboten. Denn bis kurz vor der Zielgeraden waren Kimayo und sein Landsmann Abel Kibet Rop als Duo unterwegs, Kimayo hatte aber im Schlussspurt die besseren Beine und verwies seinen Kontrahenten auf Rang zwei. Für Rop blieb die Uhr bei 1:04:18 Stunden stehen.

Für den größten Jubel bei den zahlreichen Zuschauern im Zielbereich sorgten derweil aber andere Akteure: Hagen Brosius vom MTV Ingolstadt bot ein beherztes Rennen, lief nach kontrolliertem Angehen etwa bei Kilometer zehn auf den bis dahin drittplatzierten Kenianer Burka Kedir auf und kämpfte diesen im Schlussspurt schließlich nieder. Die Belohnung: Platz drei, der Titel des Ingolstädter Stadtmeisters und eine Zeit von 1:10:23 Stunden. "Ich bin super zufrieden, zumal ich mich erst am Vorabend entschlossen hatte, überhaupt zu starten", sagte der 28-Jährige erschöpft, aber glücklich. "Es war gegen Ende unglaublich hart, mein Kontrahent hat immer wieder das Tempo verschärft. Am Ende hatte ich kaum noch Kraft, aber zum Glück hat es gereicht." Wenige Meter nach der Ziellinie war Brosius auf die Knie gesunken, der geschlagene Kedir, der drei Sekunden später ankam, half dem MTV-Läufer auf die Beine und umarmte ihn herzlich. "Das geht in Ordnung, am Ende hatte er das Quäntchen mehr Kraft, das muss ich anerkennen", gratulierte Kedir fair.

Ebenfalls zufrieden mit ihrem Rennen war die alte und neue Stadtmeisterin Kristin Möller vom SC Delphin Ingolstadt. Sie lief in 1:20:28 Stunden ebenfalls aufs Podium. "Die Platzierung ist toll, die Zeit nicht so ganz", sagte die 33-Jährige. "Ich wollte eigentlich unter 1:20 Stunden bleiben und bin das Rennen zügig angegangen. Ich habe mich auch gut gefühlt. Bei Kilometer sieben hatte ich dann allerdings irgendwie einen Hänger und konnte das Tempo nicht ganz durchhalten." Doch Möller fand ins Rennen zurück - auch weil sie auf der Strecke Unterstützung bekam. "Ich muss mich bei Stefan Weiß bedanken. Wir waren gegen Ende einige Zeit gemeinsam unterwegs, er hat mich gepusht und mir noch einmal die Extramotivation gegeben", sagte die Ingolstädterin. Weiß vom Team Positiv Fitness wurde bei den Herren am Ende Gesamt-30. in einer Zeit von 1:20:50 Stunden.

Rundum zufrieden mit seinem Rennen war indes Sebastian Mahr vom SC Delphin Ingolstadt. Der 28-jährige Zucheringer steigerte seine persönliche Bestzeit am Ende um fast vier Minuten und kam in 1:11:47 Stunden als Gesamt-Fünfter ins Ziel. "Das große Ziel ist Hawaii, und das war heute ein weiterer wichtiger Schritt dahin. Ich bin einfach nur total zufrieden." Die ersten Kilometer des Rennens war Mahr in einer Gruppe mit Brosius, dem MTV-Starter Tim Madalinski und Markus Stöhr vom ESV Ingolstadt unterwegs. "Dass Hagen nicht zu schlagen war, war schnell klar", sagte Mahr, der sich schließlich mit Madalinski ein wenig von Stöhr absetzen konnte. Etwa fünf Kilometer vor dem Ziel schüttelte Mahr dann auch den MTV-Läufer ab, der letztlich in 1:12:21 Stunden Sechster wurde. Stöhr überquerte die Ziellinie im Klenzepark nach 1:14:36 Stunden und wurde Neunter hinter Stefan Egerer (7., 1:13:30) und Philipp Bertsch (8., 1:13:32, beide Positiv Fitness). Martin Stier vom MTV Ingolstadt komplettierte die Top Ten als Zehnter, seine Zeit: 1:15:12 Stunden.

Stöhr war ebenfalls zufrieden. "Mein Saisonhöhepunkt ist ja der Ironman in Wales im September. Für meinen Trainingsstand war das heute sehr ordentlich." Bereits im vergangenen Jahr war der 27-Jährige auf Rang neun gelaufen, dabei allerdings vier Minuten schneller gewesen. "Jetzt geht es auf die Couch. Und morgen auf das Rad. Als Triathlet muss man ja immer ein bisschen mehr machen", scherzte Stöhr. Auch Kristin Möller richtete den Blick bereits nach vorn: "Essen, Siegerehrung, schlafen. Und dann geht's morgen weiter."
 

Tempomacher und Genießer


Als sich die etwa 2300 Teilnehmer des Ingolstädter Halbmarathons am Samstag im Startbereich versammelten, waren sie der Blickfänger für Läufer und Zuschauer: große Heliumballons in oranger Farbe, die etwa einen Meter über den Köpfen der Sportler in der Luft schwebten. Die Ballons waren das Kennzeichen der sogenannten "Tempomacher" - Läufer, die das Rennen mit einem bestimmten Kilometerschnitt laufen und an denen sich andere Starter orientieren können.

Heiko Middelhoff - Sieger des Ingolstädter Halbmarathons in den Jahren 2008 und 2011 - war am Samstag einer von ihnen. "Ich war mit meinen Leistungen beim Halbmarathon zuletzt nicht immer wirklich zufrieden." Im vergangenen Jahr kam der Läufer vom MTV Ingolstadt mit einer Zeit von 1:13:07 Stunden auf Rang zwölf. "Generell liegen mir die kürzeren Distanzen auch ein wenig besser. Daher hatte ich schon im vergangenen Jahr die Idee, dass ich als Tempomacher ins Rennen gehe und so einerseits das Rennen etwas mehr genießen und gleichzeitig andere Sportler zusätzlich motivieren kann", sagt der 34-Jährige vom MTV Ingolstadt.
Frühzeitig signalisierte Middelhoff den Veranstaltern, dass er als Tempomacher zur Verfügung stehe, und so kam es schließlich auch. Der 34-Jährige sollte all jenen zur Orientierung dienen, die sich eine Zeit um die 1:30 Stunden zum Ziel gesetzt hatten. Den auffälligen, orangen Ballon band sich Middelhoff mit einem Faden an seinen Brustgurt - was ihn beim Laufen durchaus vor Herausforderungen stellte. "Es war schon ein wenig gewöhnungsbedürftig. An sich habe ich den Ballon kaum gemerkt, es war ja am Samstag auch nicht sehr windig gewesen. Aber ich musste natürlich aufpassen, dass sich der Ballon nicht in irgendwelchen Bäumen oder Sträuchern verfängt. Oder anderen Läufern ins Gesicht schlägt", sagt Middelhoff. "Ich musste mich schon sehr auf den Ballon konzentrieren."

Um im Ziel möglichst eine Punktlandung hinzulegen, verwendete der MTV-Läufer eine spezielle Uhr, welche das Durchschnittstempo erfasste und so in Echtzeit eine Zielzeit errechnete. "Ein wenig Abweichung gab es dann aber doch. Aber es hat fast geklappt", sagt Middelhoff. Nach einer Stunde, 30 Minuten und 25 Sekunden überquerte er die Ziellinie im Klenzepark - allerdings nicht in einer großen Gruppe. "Am Anfang waren es sehr viele Läufer, die bei mir waren. Später, so zwei, drei Kilometer vor Schluss, sind einige ein Stück vor mir gelaufen und haben sich ab und an umgedreht, andere waren hinter mir und konnten sich an dem Ballon orientieren. Wirklich bei mir waren da nur noch wenige."

Nach den für ihn nicht zufriedenstellenden Ergebnissen der vergangenen Jahre freute sich Middelhoff nun über die Möglichkeit, "den Halbmarathon auch mal richtig zu genossen zu haben. Es war alles entspannter, und ich habe von den unzähligen Zuschauern an der Strecke und der Atmosphäre viel mehr mitbekommen und aufsaugen können." Andere Teilnehmer zu motivieren, habe ihm ebenfalls Spaß gemacht. "Wenn wir jemanden eingeholt haben, haben wir versucht, ihn mitzuziehen, das hat zwar nicht immer geklappt, aber ich glaube schon, dass ich vielen Läufern ein bisschen Anschub geben konnte."