Hohenwart
Zum fünften Mal auf das WM-Siegertreppchen?

Nicole Bretting startet wie immer sehr ehrgeizig beim Ironman auf Hawaii Ehemann drückt in Hohenwart die Daumen

07.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:13 Uhr

Letzte Vorbereitungen auf Hawaii: Nicole Bretting beim Lauftraining sowie bei einer Einheit mit dem Rennrad. - Fotos: privat

Hohenwart/Kailua (SZ) Die Teilnahme am legendären Ironman auf Hawaii - für Nicole Bretting ist das Ganze schon fast Routine. Bereits zum siebten Mal nimmt sie heuer an dieser Weltmeisterschaft der Triathleten teil - und natürlich möchte die Hohenwarterin dabei erneut aufs Siegertreppchen in ihrer Altersklasse kommen.

 

Stolze viermal ist das der 44-Jährigen ja schon gelungen - mit dem W40-Titelgewinn 2014 als krönenden Höhepunkt. Ob es heuer mit WM-Gewinn Nummer zwei in ihrer sowieso bereits fantastischen Karriere klappt? Geht es rein nach ihrem Ehrgeiz, dann kann es darauf nur ein klares Ja als Antwort geben. "Für Nicole gibt es immer nur ein Ziel - und das ist der erste Platz", sagt ihr Ehemann Reinhard. Und wann wäre er mit seiner Gattin zufrieden? Der 47-Jährige überlegt nicht lange: "Wenn sie wieder gesund nach Hause kommt."

So gibt es bei den Brettings tatsächlich ein Novum: Erstmals ist Nicole nun allein nach Hawaii aufgebrochen, Reinhard musste aufgrund beruflicher Verpflichtungen daheimbleiben. "Das ist schon ein komisches Gefühl", räumt er ein: "So lange waren wir seit unserer Hochzeit vor zehn Jahren noch nie voneinander getrennt." Exakt zweieinhalb Wochen werden von der Abreise der 44-Jährigen in Richtung Pazifik bis zu ihrer Rückkehr vergehen - wahrlich kein kurzer Zeitraum. "Wie gut, dass es Skype und WhatsApp gibt. So sind wir doch regelmäßig und intensiv in Kontakt", sagt ihr Gatte dazu.

Für ihn ist also zurzeit ein Strohwitwerhaushalt mitten in Hohenwart angesagt. "Verhungern werde ich in all der Zeit aber nicht", berichtet Reinhard lachend. Schon gar nicht an diesem Wochenende, während des Rennens - denn der 47-Jährige wird es nicht allein verfolgen: "Wir machen bei uns daheim eine kleine ,Hawaii-Party', bei der wir den Ironman via Fernsehen beziehungsweise Internet live vom Anfang bis zum Ende anschauen." Rund 15 bis 20 Leute hätten ihr Kommen bereits angekündigt, um vom Altlandkreis Schrobenhausen aus Nicole im fernen Pazifik die Daumen zu drücken. Dass Reinhard selbstverständlich am festesten drückt, dass er mit Abstand der Nervöseste in der Runde sein wird - wohl müßig zu erwähnen. Noch jedoch versucht er, sich sehr locker zu geben. Was während der WM-Übertragung auf dem Küchenplan für die Gäste steht? "Eigentlich logisch", verrät er lachend: "Selbstverständlich Hawaii-Toast, der passt zum Thema und ist sehr leicht zum Zubereiten."

Von so einer ungesunden Mahlzeit darf Nicole in Kailua momentan nur träumen. Sie befindet sich aktuell bei den letzten Vorbereitungen für das große Rennen - was in erster Linie bedeutet: ruhig bleiben, nicht verkrampfen, sich nicht selbst unter Druck setzen. "Sie macht momentan tatsächlich einen sehr entspannten Eindruck auf mich, sie ist sehr gut drauf", verrät Reinhard. So ließ es sich seine Ehefrau sogar nicht nehmen, spontan auf Hawaii die neueste Rennmaschine ihres Radherstellers zu testen. Ihr erster Kommentar dazu: "Schaut ungewohnt aus, aber irgendwie gar nicht schlecht . . . Reinhard hat schon gesagt, ich darf es mit heimbringen." Der 47-Jährige nimmt's schmunzelnd zur Kenntnis: "Dass sie für so etwas nur wenige Tage vor der WM einen Nerv hatte, ist ein gutes Zeichen. Das zeigt mir, dass sie locker unterwegs ist."

Locker, aber trotzdem bis in die Haarspitzen motiviert. Nach einem Titelgewinn, einem zweiten Platz sowie zwei dritten Rängen soll es heuer ja auf jeden Fall mit dem fünften Sprung auf das Siegerpodest in ihrer Altersklasse reichen - und damit eben auch mit dem fünften Gewinn einer inseltypischen Holzschüssel, die es nur für solche Erfolge gibt. Die Startnummer, die ihr heuer Glück bringen soll: 1474.

Gleiches sollen ganz nebenbei auch wieder Carla und Carli tun - zwei Stofftierchen, die die W40-Weltmeisterin von 2014 aktuell überall hin begleiten. Da kann doch eigentlich nichts mehr schiefgehen für die extrem ehrgeizige Hohenwarterin, die zuletzt übrigens mit einem dicken Pflaster am Arm durch die Gegend lief. Der Grund: Mitarbeiter von der Dopingkontrolle tauchten spontan bei ihr auf, nahmen einen Bluttest ab. Beim Ironman auf Hawaii soll es schließlich komplett sauber zugehen - eine Sache, die die Brettings hundertprozentig unterstützen.

Ansonsten ist für Nicole eben doch fast alles Routine, was momentan auf Big Island so passiert - mit Schwimmtraining im Aquatic Center, mit Läufen, mit Einheiten auf dem Rennrad, mit Massagen, und so weiter, und so weiter. Keine Frage, die 44-Jährige genießt das Flair rund um diesen Ironman auf Hawaii wieder in vollen Zügen. Wobei, mit Reinhard an ihrer Seite würde ihr das definitiv noch besser gefallen. Aber der drückt heuer eben "nur" zu Hause in Hohenwart die Daumen.