Ingolstadt
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Ingolstädter Triathlon: Lukasz Wojt gewinnt Mitteldistanz mit großem Vorsprung Lokalmatadore stark

28.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:03 Uhr

Dominante Vorstellung: Mitteldistanz-Sieger Lukasz Wojt hatte im Ziel über zehn Minuten Vorsprung auf Platz zwei. - Foto: Rimmelspacher

Ingolstadt (DK) Der Würzburger Lukasz Wojt hat sich gestern beim Ingolstädter Triathlon überlegen den Sieg auf der Mitteldistanz gesichert. Lokalmatador und Mitfavorit Sebastian Mahr wurde nach starker Leistung Zweiter, Vorjahressieger Nils Daimer musste das Rennen verletzt aufgeben. Bei den Damen feierte Luisa Keller einen Überraschungserfolg.

Bereits kurz nachdem er die Ziellinie unter dem Jubel Hunderter Zuschauer überquert hatte, konnte Lukasz Wojt wieder sprechen. Die kräftezehrenden 108,2 Kilometer (2 Kilometer Schwimmen, 86 Kilometer Radfahren, 20,2 Kilometer Laufen) bei sengender Hitze waren dem 35-Jährigen vom SV Würzburg allerdings deutlich anzusehen. Dass der neue Bayerische Meister über die Mitteldistanz seinen Atem dennoch so schnell wiederfand, lag wohl nicht zuletzt daran, dass er einen absoluten Sahnetag erwischt und beim Ingolstädter Triathlon die Konkurrenz nach Belieben beherrscht hatte.

Die Zahlen verdeutlichten Wojts Überlegenheit eindrucksvoll: Im Ziel hatte der gebürtige Pole den Zweitplatzierten über die Mitteldistanz, Lokalmatador Sebastian Mahr vom SC Delphin Ingolstadt, um mehr als zehn Minuten distanziert. Für Wojt blieb die Uhr bei 3:44:43 Stunden stehen. Mahr kam nach 3:55:22 Stunden ins Ziel. "Eine Top-Veranstaltung, sehr professionell und mit tollen Strecken", lobte der Sieger.

"Wo ist er? Ich muss ihm zu dieser Bombenleistung gratulieren. Da war heute überhaupt nichts zu holen für mich", zollte der erschöpfte Mahr im Ziel dem Sieger Respekt. Der Ingolstädter war im Vorfeld des Rennens als einer der Sieganwärter gehandelt worden, war mit seinem zweiten Platz aber zufrieden. "Auf dem Rad war es ein bisschen zäh, aber mein Trainer wird sich freuen. Denn er hat mir genau das prophezeit. Insofern bin ich glücklich, dass ich den nächsten Schritt in Richtung der großen Ziele gemacht habe", sagte der 28-Jährige, der in diesem Jahr sowohl beim Challenge in Roth als auch bei der Ironman-Weltmeisterschaft auf Hawaii an den Start gehen will (Interview unten).

Hinter Mahr lief der Bamberger Felix Hentschel (3:57:52) auf Rang drei. Ihm gelang das Kunststück, mit der zweiten Startgruppe auf die Strecke zu gehen und im Verlauf des Rennens nahezu alle vor ihm liegenden Topathleten einzuholen. Einen gebrauchten Tag erlebte derweil der Vorjahressieger über die Olympische Distanz, Nils Daimer. Der Berliner vom Tristar-Team Regensburg bekam auf der Strecke Knieprobleme und musste das Rennen schließlich aufgeben. Auf der Radstrecke hatte der 27-Jährige zwischenzeitlich noch aussichtsreich hinter Wojt auf Rang zwei gelegen.

Bei den Damen hatte sich die Hohenwarterin Nicole Bretting berechtigte Hoffnungen auf den Sieg gemacht, musste über die lange Distanz aber Luisa Keller (Mengen, 4:23:39) und Franziska Bossow (TSVE Bielefeld, 4:33:23) den Vortritt lassen. An Position neun liegend war die 45-Jährige vom MTV Pfaffenhofen aus dem Wasser gestiegen, auf der Radstrecke hatte sie dann nach und nach alle Kontrahentinnen eingeholt. Schließlich musste sie beim abschließenden Laufen aber noch zwei Gegnerinnen passieren lassen. "Es ist überhaupt kein Problem, ich habe alles gegeben, heute hätte ich nicht schneller sein können. Ich habe das Rennen genossen, die Stimmung an der Strecke war fantastisch", sagte Bretting, die allerdings den bayerischen Meistertitel holte, der in diesem Jahr auf der Mitteldistanz vergeben wurde.

Auf dem fünften Platz fand sich bei den Mitteldistanz-Damen derweil ein prominenter Name wieder. Die ehemalige deutsche Fußball-Nationalspielerin Petra Wimbersky (70 Länderspiele) hatte mit 28:05 Minuten die schnellste Schwimmzeit über die zwei Kilometer hingelegt und war als Führende auf die Radstrecke gegangen, die Münchnerin konnte den Vorsprung aber nicht behaupten. Sie kam nach 4:44:09 Stunden ins Ziel.

Auf der Olympischen Distanz gab es die erwarteten Favoritensiege. Niclas Bock vom Kölner Triathlon-Team, im Vorjahr Dritter über die Mitteldistanz, siegte in 1:51:18 Stunden vor Ralf Preissl (Dingolfing, 1:57:02) und Markus Stöhr vom ESV Ingolstadt (1:57:59), der Stadtmeister wurde. "Ich hatte in der vergangenen Woche eine kleine Erkältung und war mir gar nicht sicher, ob ich starten kann", berichtete Stöhr im Ziel. "Die Nase und der Hals sind noch ein bisschen zu", ergänzte er. Der 27-Jährige ging schließlich doch auf die Strecke. "Ich habe beim Radfahren etwas lockerer gemacht, und dann geschaut, was beim Laufen noch geht. Es war noch mal hart, aber schön", meinte Stöhr.

Bei den Damen war Luisa Moroff (GSV Maichingen) über die Olympische Distanz in 2:07:50 Stunden nicht zu schlagen, Henrieke Grüber (Team Erdinger Alkoholfrei, 2:12:41) wurde Zweite vor Alina Würth (Team Silla Hopp, 2:15:22).

Auch bei den Sprintern waren die Favoritenrollen vor dem Rennen klar verteilt. Maximilian Sperl und Anabel Knoll (beide SC Delphin Ingolstadt) wurden ihnen schließlich gerecht. Der gebürtige Regensburger Sperl musste dabei auf der Radstrecke allerdings eine Schrecksekunde verkraften. "Es lag etwas auf der Straße, da hat es mir das Vorderrad weggerissen." Der 22-Jährige stürzte, konnte das Rennen aber wieder aufnehmen. "Es sieht schlimmer aus, als es ist", sagte er und deutete auf seine zerrissene Hose und seinen aufgeschürften Arm. Sperl blieb letztlich dennoch in 58:31 Minuten als einziger Starter unter der Ein-Stunden-Marke. Zweiter wurde Manuel Lohr (Team Baier Landshut, 1:01:21) vor Oliver Rau (SC Landshut, 1:02:38).

Sperls Lebenspartnerin Anabel Knoll siegte bei den Damen (1:04:11) vor den beiden Österreicherinnen Marilena Swidrack (Triathlonverein Kitzbühel, 1:07:23) und Yasmin Rieger (Tri X Kufstein, 1:08:32). Sperl und Knoll studieren und trainieren zusammen in Kalifornien. "Daher war das Wetter heute natürlich ideal für uns", scherzte Knoll im Ziel.