Ingolstadt
Schwimmen, radeln, laufen lächeln

Gute Stimmung und fast ausschließlich strahlende Gesichter beim Ingolstädter Triathlon

12.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:41 Uhr

Freute sich nach dem Lauf auf einen "wichtigen Termin": Der Olympisch-Sieger Nicolas Daimer hatte abends eine Verabredung. - Foto: Bösl

Ingolstadt (DK) Schweißnasse Haare, gezeichnete Gesichter, die Hände in die Hüften gestemmt, teilweise sogar krabbelnd und hockend: Beim Zieleinlauf des Ingolstädter Triathlons boten sich am Sonntag viele imposante Szenen. Eines war dabei aber fast bei allen Beteiligten gleich - nämlich ein breites, strahlendes Lächeln.

Kräftezehrend war die Kombination aus Schwimmen, Radfahren und Laufen zwar für alle, doch eben auch sichtlich zufriedenstellend.

"Ich muss erst einmal etwas trinken, sonst kann ich nicht quatschen." Dieser Satz kam nicht etwa aus dem Mund von einem der zahlreichen Hobbyathleten, die sich bei den Wettkämpfen am Ingolstädter Baggersee den verdienten Applaus abholten, sondern von Yvonne van Vlerken. Die Niederländerin, ihres Zeichens zum dritten Mal in Folge Siegerin über die Mitteldistanz, hatte sich noch einen Smiley auf ihre Startnummer gemalt. Doch kurz nach dem Zieleinlauf musste auch sie erst einmal durchschnaufen. Ein wenig beruhigend für alle unsportlichen Beobachter, dass die Topathleten doch an Ihre Grenzen gehen mussten. Van Vlerken fand ihr Lächeln dann aber doch recht schnell wieder. Wie so viele andere Starter sprach auch sie von einer tollen Veranstaltung, besonders die Organisation der Veranstalter um Gerhard Budy wurde immer wieder gelobt.

"Das ist schon bundesligatauglich, besser als so manche Challenges", betonte beispielsweise auch Nicolas Daimer, Sieger über die Olympische Distanz. Daimer hatte den bis dahin Führenden Per Bittner auf der Radstrecke überholt und bedankte sich bei seinem Kontrahenten: Der Sieger hatte seine Flasche verloren, war ohne Verpflegung. "Ohne schaffst du es nicht", meinte er nach dem Rennen. Also fragte er beim Überholvorgang, ob Bittner ihm denn einen Schluck aus seiner Flasche abgeben würde. Bittner überlegte nicht lang und gab die Flasche ab - eine faire Geste.

Die rund 2000 Zuschauer, die den Weg zum Baggersee auf sich genommen hatten, sorgten für eine gute Stimmung und blieben trotz vereinzelter Schauer, die den Sportlern eine meist willkommene Dusche verpassten. Der Stimmung am und um den Baggersee tat es keinen Abbruch. Höhepunkt für einen der Besucher war sicherlich sein Heiratsantrag an seine Freundin, die diesen nach ihrem Zieleinlauf natürlich annahm.

Überhaupt glich der Zieleinlauf mit zunehmender Zeit einem Sammelbecken von glücklichen Profi- und Hobbyathleten. Alle klatschten ab und holten sich von Kollegen sowie Freunden und Familie die verdienten Glückwünsche ab. Darauf folgte meist der Griff nach der Pulle, um den langersehnten Schluck zu nehmen, oder der Griff zu einer kleinen Portion Kaiserschmarrn.

Besonders glücklich und wie ein kleines Kind sprang Josef Diepold im Zielbereich auf und ab: Der 52-Jährige verteidigte seinen Titel als Ingolstädter Stadtmeister und verbesserte seine Zeit über die Mitteldistanz aus dem Vorjahr noch um knapp 15 Minuten. "Das ist ja wirklich der Wahnsinn", sagte er und ballte die Fäuste. Diepold konnte gar nicht anders als zu strahlen und den Kopf zu schütteln.

Eine ähnliche Geste sah man von einem weiteren Ingolstädter, doch Sebastian Mahr schüttelte aus einem ganz anderen Grund den Kopf: nicht vor Freude, weil er wie erhofft das Rennen über die Olympische Distanz gewonnen hatte, sondern weil es eben dazu nicht reichte. "Das ist eben Sport", meinte er leise. Der Druck sei zu groß gewesen, woran es lag, konnte er nicht sagen. Mahr trottete davon, entnervt und mit sich hadernd, jedoch nicht ohne ein Versprechen abzugeben: "Es wird der Tag kommen, an dem ein Ingolstädter das Rennen gewinnt."

Gewonnen hat beim Ingolstädter Triathlon ohne Frage ein anderer, auch wenn er nicht mit den Topathleten ins Ziel kam: Der blinde US-Amerikaner Jeffrey Norris absolvierte die Strecke mit verschiedenen Partnern. Eine große und inspirierende Leistung.

Der Großteil der Ingolstädter - ob Zuschauer, Starter oder das Organisationsteam - ging jedoch mit einem guten Gefühl nach Hause. Genauso wie die Sieger, von denen einer, nämlich Nicolas Daimer, noch einen ganz wichtigen Termin vor sich hatte: "Ich muss mich dann beeilen, ich habe gleich noch ein Date."