Augsburg/Schrobenhausen
Traumberuf Profitorwart

Daniel Witetschek hat es beim FC Augsburg mittlerweile in die U19-Junioren-Bundesligamannschaft geschafft

11.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:39 Uhr
Daniel Witetschek −Foto: GERMANN Thomas

Augsburg/Schrobenhausen (SZ) Daniel Witetschek hat einen großen Traum, er möchte Fußballprofi werden.

Und die ersten Schritte in diese Richtung sind ihm bereits gelungen. So steht der junge Schrobenhausener bereits seit drei Jahren für den FC Augsburg zwischen den Pfosten – in der neuen Saison wird er es sogar in der U19-Bundesliga Süd/Südwest tun.

 

 

„Ohne die Unterstützung durch meinen Vater und durch meine Mutter wäre das alles nicht möglich.“

 

 

 

 

Beziehungsweise er wird dort zumindest zum Kader der Schwaben gehören. Als 17-Jähriger ist er aktuell der jüngste Keeper in diesem FCA-Team – „und normalerweise ist es schon so, dass die Älteren zunächst den Vorzug bekommen“, weiß Witetschek. Andererseits wolle er natürlich schnellstmöglich in den Augsburger Bundesligakasten kommen, regelmäßig Spielzeit erhalten. „Ich muss einfach da sein, wenn meine Chance kommt“, so das Riesentalent, das vor Kurzem erst 17 Jahre alt geworden ist.

Cheftrainer Martin Lanzinger („Die Frage nach dem Torhüter Nummer eins ist noch offen bei uns“) macht dem Schrobenhausener jedenfalls Mut. Und falls es doch nicht gleich mit dem Stammplatz klappen würde? „Dann muss ich eben geduldig bleiben – obwohl es zweifellos sehr schwierig für mich wäre, draußen sitzen zu müssen“, weiß Witetschek: „Unter Umständen könnte es jetzt ein sehr hartes Jahr für mich werden – aber es gehört dazu, auch mit so etwas umgehen zu können.“

Überlegt sagt der 17-Jährige das. Er weiß, was er tut – und was er will. Für sein eigentliches Hobby, das Fußballspielen, opfert Witetschek extrem viel – eigentlich dreht sich sein aktuelles Leben fast nur darum. Wobei es der Schrobenhausener bislang eben gewohnt war, unumstritten zwischen den Posten stehen zu dürfen. So absolvierte in der vergangene Saison, in der U17-Junioren-Bundesliga Süd/Südwest, wirklich jedes Match des FC Augsburg vom Anfang bis zum Ende – also insgesamt 2340 Minuten in 26 Partien.

Und stets Daumen drückend auf der Tribüne mit dabei: Vater Roland. „Ein anderes Hobby brauche ich bei so einem Sohn nicht mehr“, sagt dieser nun lächelnd. Wobei das Ganze durchaus auch einen ernsten Hintergrund hat – wie Filius Daniel sofort zugibt: „Ohne die Unterstützung durch meinen Vater und durch meine Mutter wäre das alles nicht möglich. Sie sind eine riesengroße Stütze für mich, bauen mich nach Niederlagen beziehungsweise Fehlern auf – lassen mich immer wieder zur Ruhe kommen.“

„Es macht mir eine Menge Spaß, mit der entscheidende Mann zu sein.“

 

 

Denn der Stress, dem Witetschek bereits im Nachwuchsbereich des schwäbischen Bundesligisten ausgesetzt ist, ist immens. So sind pro Woche stets vier Trainingseinheiten angesetzt, hinzu kommt ein Spiel am Wochenende. „Aber das alles macht mächtig Spaß“, betont der 17-Jährige sofort.

Zu viel werde ihm das alles nicht. Selbst jetzt nicht, wenn er bald eine Lehre als Schreiner beginnt. „Überraschenderweise wird Daniel das in meiner Firma tun“, ergänzt Vater Roland lächelnd. Aber dies solle nicht bedeuten, dass dem Sohn fortan regelmäßig Extrawürste gekocht werden: „Natürlich werde ich hin und wieder ein gewisses Entgegenkommen zeigen müssen – aber Daniel weiß auch, dass er als Lehrling Verpflichtungen hat, die trotz seines Engagements beim FCA einzuhalten hat.“

Schon der bisherige Tagesablauf des 17-Jährigen hatte es in sich: Um 7 Uhr aufstehen, dann frühstücken, mit dem Fahrrad ab in die Schule, gegen 16 Uhr Fahrt ins Training nach Augsburg, erst gegen 21 Uhr Rückkehr nach Hause – das Ganze viermal unter der Woche, nur am Mittwoch hatte das Riesentorwarttalent beim FCA frei. „Für andere Sachen ist da nicht mehr viel Platz“, gibt Daniel Witetschek zu: „Aber das ist für mich kein Problem.“

Schließlich wolle er Profi werden – unbedingt. So, wie es Manuel Neuer bereits geschafft hat. Oder Yann Sommer, ein weiteres Vorbild von ihm. Nur weshalb ausgerechnet der schweizerische Keeper von Borussia Mönchengladbach? „Weil an ihm zu sehen ist, dass es auch etwas kleinere Torhüter nach ganz oben schaffen können“, antwortet der Schrobenhausener. Zur Erklärung: Er selbst misst aktuell „nur“ 1,80 Meter – was für einen Spitzenkeeper nicht wirklich viel ist. „Andererseits nutzt es doch nichts, wenn ich groß wäre und dann nicht vom Fleck kommen würde“, sagt der 17-Jährige selbstbewusst: „Es kommt rein auf die Leistung an. Und ich weiß eben, dass ich vor allem mit meiner Sprungkraft punkten muss – das muss ja kein Nachteil sein.“ Vater Roland sieht’s ähnlich: „So dumm es vielleicht klingt – seine nicht so ganz üppige Körpergröße könnte sogar eine Chance für Daniel sein. Er weiß dadurch, dass er eigentlich besser sein muss als die anderen – und dies spornt ihn unheimlich an.“

 

Das 17-jährige Talent ist in der Tat ehrgeizig, arbeitet hart für seinen großen Traum. Als Daniel Witetschek einst, im Alter von nur fünf Jahren, das Kicken beim FC Schrobenhausen begonnen hatte, war er übrigens noch brav als Feldspieler im Mittelfeld unterwegs gewesen (Roland Witetschek: „Auch dabei stellte er sich gar nicht so schlecht an“). Weshalb dann Torwart? „Weil es mir eine Menge Spaß macht, mit der entscheidende Mann zu sein“, antwortet der Schrobenhausener wie aus der Pistole geschossen. „Wenn ein Keeper einen Fehler macht, gibt es meist keine Rettung mehr. Andererseits kann er durch seine Arbeit den gesamten Mannschaftserfolg komplett absichern. Das reizt mich ungemein.“

„Ich weiß, dass ich vor allem mit meiner Sprungkraft punkten muss.“

 

 

„Trotzdem war’s auch ein bisschen Zufall, dass Daniel ein Torwart wurde“, gibt sein Vater Roland zu: „Im Jahr 2010 war’s, dann schon in der D-Juniorenzeit beim SC Mühlried, als plötzlich ein Keeper fehlte. Also wurde Daniel gefragt – und man musste ihn überhaupt nicht groß dazu überreden.“

Sehr schnell wurden dann seine großen Fähigkeiten zwischen den Pfosten offensichtlich. Der im Altlandkreis bestens bekannte Erfolgscoach Ignaz Seitle lotste Daniel Witetschek schließlich 2012/13 zur JFG Neuburg – ehe eben 2014 der FCA bei ihm anklopfte. „Plötzlich gab’s einen Anruf aus Augsburg, ob ich Interesse an einem Probetraining dort hätte – und selbstverständlich war meine Freude hierüber riesengroß“, erinnert sich der mittlerweile 17-Jährige. Aber nicht nur das: Er packte die Chance zudem beim Schopf – selbstbewusst, gekonnt, ohne großes Lampenfieber bei der Übungseinheit am Lech.

Die Konsequenz daraus: Bereits unmittelbar nach dem Probetraining bekam Witetschek das Angebot, zum Traditionsverein nach Augsburg zu wechseln. „Offiziell sagten wir zwar schon, dass wir uns das Ganze noch eine Nacht überlegen wollen“, blickt Vater Roland schmunzelnd zurück: „Aber insgeheim war uns sofort klar, dass Daniel zusagen wird.“

Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass in jener Zeit zudem ein Wechsel zum FC Ingolstadt 04 möglich gewesen wäre – „aber mein Bauchgefühl sprach sofort für den FCA“, berichtet Daniel Witetschek: „Und das war vollkommen richtig, wie sich im Nachhinein zeigte.“

Folglich ist er nun seit drei Jahren für die Augsburger aktiv. Mit den U16-Junioren stieg er seitdem in die Bayernliga auf, 2016/17 bestritt er (wie schon erwähnt) 26 U17-Junioren-Bundesligapartien – und hofft jetzt eben, bei den U19-Junioren ebenfalls durchstarten zu können. Übrigens: Sogar einen eigenen Berater besitzt der Schrobenhausener bereits (Roland Witetschek: „Ich würde es blöd finden, wenn ich als Vater bei Vertragsgesprächen dabeisitze. Das soll jemand tun, der hundertprozentig davon eine Ahnung hat“).

So versucht Daniel Witetschek weiter, sich seinen ganz großen Traum zu erfüllen. „Ich weiß, dass es extrem schwierig ist, aber ich werde alles dafür tun“, verspricht das selbstbewusste, aber auch selbstkritische Talent. Und wenn es am Ende doch nicht ganz zum Sprung in den Erwachsenen-Profibereich reichen sollte? „Daran möchte ich jetzt eigentlich noch nicht denken“, antwortet der 17-Jährige: „Aber falls ich es wirklich nicht schaffen sollte, möchte ich doch zumindest einigermaßen höherklassig spielen, also mindestens in der Regionalliga. Dann könnte ich zumindest ein bisschen Geld mit meinem großen Hobby verdienen.“