Pipinsried
"So sicher wie das Amen in der Kirche"

FCP-Präsident Konrad Höß spricht erneut vom Rückzug Zukunft von Manager und Spielertrainer bald geklärt?

13.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:04 Uhr

Nachdenklicher Präsident: Inwieweit Konrad Höß die Geschicke des FC Pipinsried zukünftig noch selbst gestalten wird, ist derzeit unsicher. Eigentlich ist es nur schwer vorstellbar, wie der Dorfverein ohne seinen Kultboss funktioniert. - Foto: S. Kerpf

Pipinsried (SZ) Das erfolgreichste Jahr der Vereinsgeschichte geht zu Ende, trotzdem wird es beim FC Pipinsried keine ruhige Winterpause. Es geht um die grundsätzliche Ausrichtung des kleinen Klubs. Präsident Konrad Höß spricht deshalb ernster denn je von seinem Rückzug.

Unberührt und (natürlich!) im für diese Jahreszeit bestmöglichen Zustand liegt er da, der Pipinsrieder Fußballplatz. Konrad Höß hat in den vergangenen Wochen wieder ganze Arbeit geleistet. Und weil sich die Mannschaft bereits in die Winterpause verabschiedet hat, wird der Rasen auch nicht mehr durch aus seiner Sicht "unnötiges" Training in Mitleidenschaft gezogen. "Fußball wird im Kopf entschieden", lautet Höß' Mantra, das der Präsident immer wieder mit amüsanten Beispielen untermalt: "In Köln trainieren sie fünfmal pro Woche und haben noch kein Spiel gewonnen", sagt er. Die Frage, wie oft in Zukunft in Pipinsried trainiert wird, ist zunächst einmal vertagt.

"Vielleicht bin ich dann ja schon gar nicht mehr Präsident", sagt Höß nun. Und er meint es diesmal ernster als sonst. Schon häufig hatte er mit seinem Rückzug kokettiert, um dann doch immer wieder zu der Erkenntnis zu kommen: "Ohne mich geht es nicht." Auch jetzt sagt der 76-Jährige zwar: "In meine Fußstapfen zu treten, wird schwer." Dass er bei der bevorstehenden Jahreshauptversammlung (noch steht kein konkreter Termin fest) an seinen designierten Nachfolger Roland Küspert übergeben werde, sei dennoch "so sicher wie das Amen in der Kirche".

Nein, es habe keinen konkreten Streitpunkt als Auslöser für dieses Vorhaben gegeben, betont Höß. "So etwas entscheide ich ja nicht von heute auf morgen, sondern das schwebt bekanntlich schon länger in mir herum." Und er stellt klar, dass er einerseits schon glücklich ist, über das, was im Jahr 2017 rund um seinen Verein entstanden ist. Doch es gebe natürlich auch Dinge, die ihm "nicht so gefallen", sagt er. Dinge, die vielleicht den Kern des Dorfvereins verändern könnten, wenn er nicht mehr das Sagen hat.

Es ist ein schmaler Grat, den alle Beteiligten in Pipinsried zu bewältigen haben: zwischen der Würdigung von Höß' Lebenswerk und der Neuausrichtung des Klubs. Für den zweiten Punkt haben im vergangenen Jahr vor allem Manager Roman Plesche und Spielertrainer Fabian Hürzeler gesorgt, die als Hauptakteure neben Höß weitaus wichtigere Rollen einnehmen als alle ihre Vorgänger. Durch eine kluge Kaderplanung und sportliche Qualitäten haben sie es geschafft, den kleinen Dorfklub auf die bundesweite Fußballlandkarte zu hieven. Beide Verträge, Hürzelers wie Plesches, laufen allerdings im Sommer aus und es ist längst kein Geheimnis, dass auch andere Vereine (mit möglicherweise mehr Potenzial) inzwischen auf die beiden aufmerksam geworden sind. "Momentan heißt unser Ansprechpartner Konny Höß", betont Plesche. In den kommenden vier Wochen werde man sich zusammensetzen, um die Sache zu klären.

Plesche fordert nun vor allem, dass sich ein paar Strukturen im Verein verändern, professioneller werden. "Es wird nicht an der Frage scheitern, ob wir zwei- oder dreimal pro Woche trainieren", sagt er. Aber man müsse gewisse Aufgaben auf mehrere Schultern verteilen. Vor allem, wenn Höß seine Ankündigung bald in die Tat umsetzen sollte. "Die Regionalliga ist eben in vielerlei Hinsicht nicht mehr die Bayernliga", weiß der Allgäuer, der diesen Punkt doch zu einer Art Bedingung macht: "Die Regionalliga sollte es schon weiterhin sein. Das ist das A und O: bei der Kaderplanung, bei Sponsoren und so weiter." Im Großen und Ganzen sei man sich dabei einig. "Auch Konny Höß ist extrem ehrgeizig. Es geht bei uns allen letztendlich um den Erfolg der Mannschaft", sagt Plesche, der betont: "Wenn man auf dem Weg zu diesem Ziel auch mal ein paar unterschiedliche Vorstellungen hat, ist das ja nicht weiter schlimm. Letztendlich waren alle immer kompromissbereit."

Einig sind sie sich in Pipinsried vor allem bei der Beurteilung dieses sensationellen Fußballjahres: Platz drei in der Bayernliga, der Aufstieg in den beiden Relegationspartien gegen die SpVgg Greuther Fürth II, der aufwendige Umbau des Sportgeländers und ein tolles erstes Halbjahr in der Regionalliga Bayern mit begeisternden Siegen (beim FC Bayern II oder in Schweinfurt) und dem Auswärtsspiel vor 12 500 Fans im Grünwalder Stadion, inklusive bundesweiter TV-Übertragung. Höß selbst spricht gerne von einem "Märchen", Plesche ergänzt: "Es war das erfolgreichste Jahr der 50-jährigen Vereinsgeschichte, das sagt doch alles."

Damit es so bleibt, soll im Winter wenn möglich auch die Mannschaft verstärkt werden. An "zwei, drei Kandidaten" sei man dran, verrät Plesche. "Aber es ist immer schwierig, im Winter Spieler zu bekommen, die einen verstärken und uns finanziell nicht über unsere Grenzen bringen." Umgekehrt müsse man auch versuchen, die Leistungsträger, die das Interesse anderer Klubs geweckt haben, in Pipinsried zu halten. Der Klassenerhalt in der Regionalliga sei nämlich trotz der 29 Punkte längst nicht sicher. "Das wird eine harte Rückrunde. Es kann sein, dass man 45 Punkte braucht", sagt der 30-Jährige.

Am 25. Januar beginnt die Vorbereitung auf den zweiten Saisonteil. Am heutigen Donnerstagabend ist die Mannschaft aber zunächst einmal zum Weihnachtsessen eingeladen. Nicht wie in den Jahrzehnten zuvor vom Gasthaus Lampl. Die Dinge in Pipinsried ändern sich.