Pöttmes
Sebastian Kinzel sagt Servus

Länger verletztes Sturm-Ass wollte finanzielle Einschnitte durch den TSV Pöttmes nicht akzeptieren

26.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:26 Uhr

Sebastian Kinzel beim Torjubel: Im Trikot des TSV Pöttmes wird er es jedoch nicht mehr tun, der 29-jährige Goalgetter (r.) und der ostschwäbische Kreisligist gehen ab sofort getrennte Wege. - Foto: S. Kerpf

Pöttmes (SZ) Mit Andreas Brysch und Sebastian Kinzel wollte der TSV Pöttmes zurück in die Fußball-Bezirksliga Schwaben Nord.Inzwischen jedoch ist das Projekt mit dem neuen Trainerduo teilweise bereits gescheitert. Der TSV, der nach zwei Pleiten zum Auftakt zuletzt fünfmal gewonnen hat, hat sich vor dem Auswärtsmatch am Sonntag in Münster (3:2) von Kinzel getrennt.

Das Sturm-Ass ist seit dem ersten Punktspiel in Petersdorf verletzt. Thomas Both gab sich bedeckt, was die Gründe der Scheidung angeht: "Wir haben über ein paar Dinge gesprochen, bei denen wir unterschiedlicher Meinung waren."

Ins Detail gehen wollte der Pöttmeser Abteilungsleiter nicht. Das tut dafür Rudi Eitelhuber. Der hat zwar im TSV kein offizielles Amt, aber er ist derjenige, der das Unternehmen Bezirksliga-Comeback finanziell beträchtlich anschiebt. Eitelhuber trägt zu gut zwei Dritteln auch das Salär von Brysch und Kinzel, für den Rest kommt der Klub auf. Seinen Anteil an Kinzels Gage wollte der Sponsor um die Hälfte kürzen. Eitelhubers Argument: "Im Ver- trag von Brysch und Kinzel steht, dass sie für fußballerische Leistungen bezahlt werden." Kinzel indes sei vom Saisonstart weg verletzt und werde in absehbarer Zeit auch nicht zurückkommen. "Wir haben Kinzel nachh Pöttmes geholt, damit er uns nach vorne schießt. Aber das kann er jetzt nicht", stellt Eitelhuber klar.

Also bot er dem 29-Jährigen quasi eine "Lohnfortzahlung im Krankheitsfall" von knapp 70 Prozent des Gesamtverdienstes (Mäzen plus Verein) an. "Das ist immer noch eine Summe, bei der sich Spieler in der Landesliga die Finger ablecken würden", sagt Eitelhuber. Kinzel, der am Montag telefonisch nicht zu erreichen war, stimmte nicht zu. "Wenn einer so ein Angebot ablehnt, dann ist das Gier", findet Eitelhuber. In der Konsequenz sei dem TSV nichts anderes übrig geblieben, als die Zusammenarbeit zu beenden.

Was Eitelhuber noch geärgert hat: "Kinzel ist nach seiner Verletzung vier Wochen nicht zum Arzt gegangen. Normalerweise muss ich doch so schnell wie möglich zum Doktor." Die Mediziner diagnostizierten schließlich einen Bündelriss im Bauchmuskelbereich, das Kalenderjahr 2017 ist für Kinzel somit fußballtechnisch gelaufen.

Verletzungen, sagt Brysch, könne man aber nicht beeinflussen. Er erinnert an sein erstes Jahr als Spielertrainer in Adelzhausen, als er sich in der Sommer-Vorbereitung die Achillessehne gerissen hatte. In den vergangenen Jahren haben die eng befreundeten Brysch und Kinzel ihr sportliches Treiben miteinander verknüpft. 2015 wählte Kinzel deshalb auch den Weg an den Adelzhausener Römerweg, obwohl er damals mit seinen sensationellen und landesweit beachteten 51 Treffern Bayernliga-Torschützenkönig geworden war und den TSV Rain quasi im Alleingang zurück in die Regionalliga geschossen hatte. "Wir bilden zusammen ein gutes Gespann", sagt Brysch: "Sebastian vorne und ich hinten."

Der gebürtige Regensburger verhehlt nicht, dass für ihn Kinzels Abgang aus Pöttmes schon eine große Rolle spiele. Angesichts dieser Entwicklung sei sein Verbleib beim TSV über die Winterpause hinaus offen, betont Brysch. "Die restlichen neun Spiele ziehe ich auf jeden Fall noch durch", erklärt der 31-Jährige: "Dann werden wir uns zusammensetzen und schauen, wie es weitergeht."

Both glaubt nicht, dass er in der Winterpause einen neuen Trainer suchen muss,. Er gehe davon aus, dass Brysch unabhängig von Kinzels Abschied TSV-Trainer bleibt. Dass Brysch am Sonntag, beim 3:2 in Münster, lediglich von draußen coachte, habe übrigens nichts mit der veränderten Personalsituation zu tun gehabt - sagt zumindest Both. "Brysch ist am Sprunggelenk leicht angeschlagen", klärt der Fußballchef auf: "Er wollte sich im Hinblick auf den bevorstehenden Doppelspieltag in der nächsten Woche ein bisschen schonen."

Eitelhuber ist wie Brysch der Meinung, die Parteien müssten sich nach der Herbstrunde be- sprechen, wie man weitermacht. Was die Arbeit des Leitenden Angestellten angeht, differenziert der 73-Jährige: "Mit dem Ball macht Brysch ein hervorragendes Training - aber ich wünsche mir, dass im konditionellen Bereich mehr getan wird. Nicht umsonst brechen wir in der zweiten Halbzeit oft ein - wie zuletzt auch in Münster, wo wir nach einer 3:0-Führung plötzlich noch um den Sieg zittern mussten."