Karlsfeld
Nicht mehr im Amt, und trotzdem noch präsent

Konrad Höß ist beim FC Pipinsried weiterhin ein großes Thema woran der Ex-Präsident nicht unschuldig ist

14.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:41 Uhr

Eng dran am Gegner: Kasim Rahibic (l.) und sein FC Pipinsried erkämpften gestern Abend, beim FC Augsburg II von Max Reinthaler (r.), einen wichtigen Zähler im Kampf gegen den Abstieg. Nach 90 Minuten stand es im Rosenaustadion 1:1 unentschieden. - Foto: S. Kerpf

Karlsfeld/Pipinsried (SZ) Offiziell wollten die Verantwortlichen des FC Pipinsried "über die künftige Ausrichtung des Vereins" für die Restsaison 2017/ 18 sowie die kommende Spielzeit sprechen. Aber dann ging es doch auch wieder um einen Mann, der überhaupt nicht anwesend war.

Nicht mehr ins örtliche Wirtshaus, zum Lampl. Ebenso wenig ins FCP-Sportheim. Nein, in die Räume seines aktuellen Trikotsponsors lud der Fußball-Regionalligist nun zur Pressekonferenz ein - rund 30 Kilometer von Pipinsried entfernt, an den Karlsfelder See. Und siehe da, das Gewässer im Hintergrund präsentierte sich während der gesamten Veranstaltung sehr unruhig - passend zur momentanen Situation bei den Gelbblauen. Wie gerne würden sie jetzt ohne großes Aufheben die neue Saison planen beziehungsweise die derzeitige mit dem erhofften Klassenerhalt abschließen. Bloß so etwas wie Stille ist beim FCP momentan ein eher nicht vorhandenes Gut - weil Klubgründer und seit wenigen Wochen Ex-Präsident Konrad Höß nicht daran denkt, zu schweigen. Der 77-Jährige wirkt in diesen Tagen wie ein Vulkan, der innerlich brodelt - sowie hin und wieder ausbricht.

Am Wochenanfang war es wieder so weit. "Die fahren meinen Verein an die Wand", so sein Frontalangriff in Richtung der neuen FCP-Führung. Auch Neu-Klubchef Roland Küspert im Speziellen bekam unmissverständlich sein Fett ab ("Er gefährdet mein Lebenswerk") - genauso wie der Sportliche Leiter Roman Plesche und Spielertrainer Fabian Hürzeler ("Mein größter Fehler war, dass ich die Beiden nicht im Winter entlassen habe").

Wie damit umgehen? Küspert gab sich in Karlsfeld alle Mühe, nicht genervt bei diesem Thema zu wirken. "Ein Stück weit habe ich sogar Verständnis für Konny, dass bei ihm nach über 50 Jahren an der Vereinsspitze nun ein Problem da ist, loszulassen - aber andererseits haben wir ihn ja nicht dazu gezwungen, dass er aufhört." Sein Blick bei diesen Worten: eine Mischung aus Verständnislosigkeit und Trauer. "So wirklich kann ich das momentane Verhalten von Höß nicht nachvollziehen, wir alle aus der neuen Klubführung haben uns nichts vorzuwerfen."

FCP-Schatzmeister Josef Ank-ner bestätigte dies: "Ich kann mit einem guten Gewissen sagen, dass von uns noch nie ein böses Wort über Konrad Höß gefallen ist - und dass es auch weiterhin nicht passiert. Wir schauen mit Hochachtung zu ihm auf, haben höchsten Respekt vor seinen Verdiensten."

Bliebe noch Uli Bergmann, der bei den Pipinsriedern der Geschäftsführer jener Fußball-GmbH werden soll, die höchstwahrscheinlich schon im Mai gegründet wird. "Ich habe mit Herrn Höß gesprochen und ihn gebeten, nicht mehr aus der Hüfte gegen uns zu schießen, sondern wieder mitzuarbeiten. Es wäre doch schade, wenn er mit dem Verein brechen und daraus ein Krieg entstehen würde." Prompt nickte die Runde zustimmend.

Nur wie soll das funktionieren? Bereits in Sachen Platzpflege, bislang von Höß mit größter Leidenschaft und Akribie erledigt, sei vor Kurzem kein Kompromiss möglich gewesen - berichtete jedenfalls Küspert: "Er wollte das nur zu seinen Bedingungen weiterführen. Er allein wollte auch in Zukunft darüber bestimmen, ob bei uns gespielt werden kann beziehungsweise ob ein Training möglich ist - und darauf konnten wir nicht eingehen. Eine Platzkommission, zu der auch er gehören sollte, lehnte dagegen der Konny strikt ab. Das ist zwar sehr schade, aber es muss ja weitergehen."

Ob sich beide Seiten jemals wieder in die Augen schauen können? "Ich hoffe schon", betonte Küspert. So werde es auch eine würdige Verabschiedung von Höß "mit Sicherheit noch geben". Nur wann diese sein wird? "Einen genauen Zeitpunkt dafür gibt es nicht", räumte der Neu-Klubchef ein.

Plesche, der Sportliche Leiter der Pipinsrieder, hielt sich bei diesem Thema vornehm zurück. Der 31-Jährige wollte schließlich in Karlsfeld lieber über Fußball reden - beziehungsweise über die "künftige Ausrichtung des Vereins", wie es eben in der offiziellen Einladung des Vereins formuliert worden war. "Wir planen zweigleisig", sagte er hierzu - schließlich sei der Erhalt der Regionalliga noch längst nicht in trockenen Tüchern. Dementsprechend würden auch die Verhandlungen mit eventuellen Neuzugängen geführt werden. "Zwei, drei davon können wir wohl schon in den nächsten Wochen öffentlich machen", so Plesche: "Wir befinden uns bereits in vielen Richtungen in guten Gesprächen."

Die Strategie des FCP sei es jetzt mehr denn je, vor allem junge Spieler aus den Regionen Ingolstadt, Augsburg, München anzugehen, die bisher den Sprung in den Profibereich nicht ganz schafften, aber trotzdem weiterhin heiß auf guten Fußball sind. "Dafür ist jedoch zwingend notwendig, dass wir in der neuen Saison dreimal wöchentlich trainieren - und nicht, wie bislang, nur zweimal", kündigte der 31-Jährige eine für FCP-Verhältnisse fast schon bahnbrechende Neuerung ab dem Sommer an.

"21, 22 Mann" solle der Kader für die Spielzeit 2018/19 umfassen - unabhängig davon, ob die Gelbblauen in der Regional- oder Bayernliga kicken. "Einige aus unserer jetzigen Mannschaft werden bleiben, einige in der Sommerpause gehen", so Plesche - wobei er mit aller Kraft versuchen wolle, vor allem solche Leistungsträger wie Kasim Rabihic, Ünal Tosun oder Kapitän Thomas Berger in Pipinsried zu halten.

Ach ja, und dann ging es in Karlsfeld auch noch ausführlich um den 5. Mai 2018 - also jenen Samstag, an dem in Pipinsried Ausnahmezustand herrschen wird. Dann nämlich kommt der traditionsreiche TSV 1860 München erstmals mit seiner ersten Herrenmannschaft zu einem Punktspiel ins Dachauer Hinterland - und rund 7000 Zuschauer werden live dabei sein.

Die offizielle Genehmigung für den sogenannten "Sechzgerhügel" direkt hinter der Gegengeraden, auf dem ein Großteil des Publikums Platz finden soll - laut Küspert soll sie "Ende dieser Woche" vorliegen. Bloß damit sei es eben nicht getan. "Mit Ordnern und Sonstigen werden bei diesem Spiel rund 7600 Personen anwesend sein", rechnete der neue FCP-Vereinsboss vor: "Die müssen ja irgendwie hierher- und danach auch wieder wegkommen. Das könnte sehr spannend werden." Aber in Zusammenarbeit mit vielen Stellen, wie Busunternehmern und so weiter, sei diese ehrgeizige Aufgabe definitiv lösbar - betonte Küspert, begleitet von einem zustimmenden Kopfnicken der restlichen FCP-Verantwortlichen am Tisch. In diesem Moment war sogar bei allen gleichzeitig ein Lächeln im Gesicht zu entdecken - einfach nur voller Vorfreude auf einen ganz besonderen Tag.