Pipinsried
Konrad Höß: "Die Regionalliga reizt mich"

Präsident des FC Pipinsried unterzeichnet nun doch die Bewerbungsunterlagen für die nächsthöhere Spielklasse

15.04.2014 | Stand 02.12.2020, 22:48 Uhr

Hat mit dem FC Pipinsried viel vor: Konrad Höß - Foto: Archiv

Pipinsried (SZ) Konrad Höß will es im Herbst seiner Karrriere als Fußballschaffender noch einmal wissen. Nachdem sich der Präsident des FC Pipinsried in den vergangenen Wochen hinsichtlich seiner Pläne in Richtung Regionalliga gedreht hatte wie das Fähnlein im Wind, unterzeichnete er nach dem 3:2-Sieg über den VfB Eichstätt doch die Bewerbungsunterlagen für die vierthöchste Spielklasse. „Die Regionalliga reizt mich, sie ist für mich eine große Herausforderung“, erklärt der 73-Jährige.

Er habe „kein Spielverderber“ sein wollen, sagt Höß, nachdem ihn seine Spieler und Trainer Tobias Strobl regelrecht bekniet hätten, doch den Antrag für die Regionalliga zu stellen. „Jetzt macht’s wieder richtig Spaß“, freute sich Strobl, als er von Höß’ Jawort hörte. Die signierten Papiere wurden am Montagvormittag in der Münchner BFV-Zentrale an der Brienner Straße vorbeigebracht. Die Frist lief kurz danach, um 12 Uhr, ab.

Nachdem es eine gewisse Zeit so ausgesehen hatte, als strebe aus der Bayernliga Süd überhaupt kein Klub nach oben, sind es mit dem VfR Garching und dem FCP jetzt doch zwei. Im Norden gab es dagegen nie einen Mangel an Bewerbern. Dort haben die ersten vier die Regionalliga im Visier: die SpVgg Bayreuth, der TSV Aubstadt, der FC Amberg und die SpVgg Jahn Forchheim.

Bis vor dem letzten Spieltag kann ein Verein seinen Antrag unbeschadet zurückziehen. Ein nachträglicher Verzicht dagegen wird vom Verband mit der Degradierung in die unterste Spielklasse scharf sanktioniert.

Der VfR Garching (2./55 Punkte) wäre aktuell Direktaufsteiger, der FC Pipinsried (5./48/ein Spiel weniger) Relegationsteilnehmer. Überhaupt ist durch einen zweiten Aspiranten aus dem Süden die Ausscheidungsrunde erst wieder so möglich (mit vier Mannschaften), wie sie vor der Saison festgeschrieben worden war. Der Verband hatte schon befürchtet, in einer Dreierrunde mit dem Regionalligafünfzehnten, dem -sechzehnten sowie dem Zweiten der Bayernliga Nord mindestens einen oder zwei Plätze für die Regionalliga ausspielen zu müssen.

Der FCP muss nicht, wie bisweilen irrtümlich zu lesen ist, mindestens Vierter werden, um in die Relegation zu ziehen. Er muss nach den vom BFV für diese Saison wieder geänderten Regularien in der Bayernliga Süd nur vor einem Abstiegsrelegationsplatz stehen, also mindestens Dreizehnter werden. Nach aktuellem Stand träfen die Gelbblauen in der Qualifikation auf Bayern Hof oder den FC Schweinfurt 05.

Erleichtert wurde Höß die Entscheidung pro Regionalliga durch die zugesagte Unterstützung eines Hilgertshausener Bauunternehmers, dessen Logo ab kommender Saison anstelle der Dachauer Amperkliniken (wechselten den Besitzer) auf den FCP-Trikots prangen wird. „An dem soll’s nicht scheitern“, hat der Geschäftsmann am Sonntagabend gemeint, als ein um 10 000 Euro gestiegenes Jahresbudget (Kosten für Kader und Fahrten nicht eingeschlossen) zur Debatte stand.

Wenn der FCP weder eine zweite Mannschaft noch eigenständige A- und B-Juniorentruppe unterhielte, schlüge das im ersten Regionalligajahr mit 5000 Euro zu Buche. Höß deutete daher am Montag an, es vielleicht doch wieder einmal mit einer Reserveelf zu versuchen. Möglicherweise ließe sich auch hinsichtlich der beiden Nachwuchsteams eine Lösung finden.

Höß reklamiert zwar gerne, sein Gelände genüge Regionalliga-Ansprüchen, tatsächlich aber gäbe es für den FCP nach den BFV-Richtlinien noch einiges zu tun – von einem Gästeblock bis zu einer geschlossenen Spielfeldumrandung, die in Pipinsried auf der Tribünenseite fehlt. In Verhandlungen mit dem Verband wird Höß versuchen, die Auflagen zu drücken. „Ich bin gespannt, was mein Stadion hergibt“, sagt er voller Optimismus hinsichtlich seines guten Drahts in die Brienner Straße.

Umstellen müsste sich Höß auf jeden Fall auf andere Anstoßzeiten. Die an der Reichertshausener Straße beliebten Abendpartien (17 Uhr) sind in der vierten Liga tabu, dort ertönt der Anpfiff samstags und sonntags um 14 Uhr. Die Regionalliga wäre für Höß ohne Zweifel der Höhepunkt seines fast fünfzigjährigen Wirkens an der Spitze des FCP. Für dieses große Ziel gefährdet er aber nie die Existenz seines Lebenswerks. Wie knauserig er im Grunde ist, zeigte jüngst seine Weigerung, den von den Spielern bestellten Masseur aus dem Klubsäckel zu entlohnen. Jetzt bezahlt die Mannschaft den Muskelkneter aus ihrer Kasse.

Coach Strobl hatte in der Vergangenheit keinen Hehl aus seinen Regionalliga-Ambitionen gemacht. „Mit dem Aufstieg würde die Mannschaft für den großen Aufwand belohnt werden, den sie seit eineinhalb Jahren betreibt“, findet er und bindet den 450-Seelen-Flecken gleich mit ein: „Der Ort Pipinsried hätte es verdient, einmal in der Regionalliga zu sein.“

Von ungeheurem Ehrgeiz beseelt, will Strobl sogar auf der Direttissima nach oben. „Wir haben eine reelle Chance, den VfR Garching abzufangen.“ Mit einer exzellenten zweiten Halbzeit gegen de VfB Eichstätt hat sich der FCP schon einmal für höhere Weihen empfohlen. Am heutigen Mittwoch (18.15 Uhr) steht im Nachholspiel zu Hause gegen den SV Pullach eine weitere große Prüfung an.