Schrobenhausen
"Klassenerhalt das einzig realistische Saisonziel"

Chefcoach Andreas Bernitt spricht direkt vor dem ersten Punktspiel über die Lage bei den Schrobenhausener Basketballern

30.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:14 Uhr

Weiterhin mit großer Leidenschaft bei der Sache: Auf Andreas Bernitt (stehend, 4. v. l.), den Chefcoach der Schrobenhausen Green Devils, wartet in der neuen Saison besonders viel Arbeit - denn gleich einige Akteure, die in der vergangenen Spielzeit noch seine Anweisungen befolgt hatten, stehen ihm jetzt nicht mehr zur Verfügung. ‹ŒArch - foto: F. Gründer

Schrobenhausen (SZ) Das dritte Jahr in der 2. Regionalliga Süd wird für die Green-Devils-Basketballer mit großer Sicherheit das schwerste. Am heutigen Samstagabend (19.30 Uhr) starten die Schrobenhausener bei Slama Jama Gröbenzell in ihre neue Saison. Wir sprachen vorher mit Chefcoach Andreas Bernitt.

 

Die Schrobenhausener Basketballfans fiebern dem Saisonstart förmlich entgegen. Mischt sich bei Ihnen in die allgemeine Vorfreude auch eine große Portion Sorge?

Andreas Bernitt (52): Nein, in erster Linie freue auch ich mich natürlich darauf, dass es nach der langen Sommerpause endlich wieder losgeht. Man ist ja auch gespannt darauf, wie es nach der Vorbereitung aussieht und wie sich die Mannschaft nach dem großen Umbruch in der neuen Saison letztlich schlagen wird.

 

Es ist aber wohl unbestritten, dass Ihnen nach den Abgängen mehrerer Leistungsträger eine ausgesprochen schwierige Saison bevorsteht?

Bernitt: Ja, natürlich wird es ganz schwer. Der Klassenerhalt ist das einzig realistische Saisonziel - und da müssen wir erst sehen, ob wir das hinbekommen. Ich gehe aber davon aus, dass andere Mannschaften ähnliche Probleme haben.

 

Das Auftaktprogramm macht mit drei Auswärtspartien und dem Heimspiel gegen das Topteam DJK-SB München nicht gerade viel Hoffnung . . .

Bernitt: Das stimmt. Aber ich sehe auch das Positive: Vielleicht ist es gar nicht so schlecht, wenn die jungen Spieler nicht gleich bei ihren ersten Regionalliga-II-Einsätzen vor ein paar hundert Zuschauern in Schrobenhausen auflaufen. Der Druck ist in fremder Halle vielleicht nicht ganz so groß. Es wird viel davon abhängen, ob es uns gelingt, eine der drei Auswärtspartien zu gewinnen. Doch selbst. wenn wir mit vier Niederlagen starten sollten, wäre es nicht so dramatisch. Auch 2014/15 hatte uns das nicht aus der Bahn geworfen.

 

Sie sprechen die jungen Spieler im Team an. Der Umbruch ist vor dieser Saison so drastisch wie lange nicht bei den Schrobenhausen Green Devils.

Bernitt: Definitiv. Und es sind auch ein paar tolle junge Spieler dabei. Die Frage ist aber, wie schnell sie sich in dieser Liga zurechtfinden. Es ist schon ein Unterschied, ob man in einem Jugendteam beziehungsweise in der zweiten Mannschaft spielt oder jetzt in der Regionalliga II - vor allem, was die Intensität in der Verteidigung betrifft. Da kommen von Seiten der Gegner schon ganz andere Kaliber, als es das eine oder andere Talent bislang gewohnt war. Man darf aber auch nicht vergessen, dass wir nach wie vor einen erfahrenen Stamm haben. Zugegeben: Herausragende Spieler wie Thomas Assenbrunner und Matthias "Matcho" Straub können wir natürlich niemals eins zu eins ersetzen, aber eine starke Starting Five bekommen wir trotzdem noch sehr wohl zusammen.

Auf die verbliebenen Akteure mit Regionalligaerfahrung wird es also umso mehr ankommen.

Bernitt: Ich bin sehr froh, dass wir noch ein paar absolute Stützen im Team haben - wie Claus-Jürgen Ludwig, Lukas Edler, Sebastian Ritzer oder Marcus Burg. Manche Akteure können auch von einer Art Nebenrolle in eine tragende Rolle hineinwachsen. Ich denke da zum Beispiel an Juan Pablo Alanis Barrera, der ja einiges an Potenzial besitzt. Man wird sehen, wie er es letztlich umsetzen kann.

Das heißt, Sie sehen im Umbruch nicht nur Probleme, sondern auch Chancen?

Bernitt: Absolut. Nach dieser Saison wird uns ja Lukas Edler verlassen - und auch abgesehen davon wird es in Zukunft wieder Abgänge geben. Wir müssen es deshalb schaffen, dass die Jungen möglichst schnell Fuß fassen. Da passt es auch ganz gut, dass die zweite Mannschaft nach ihrem Aufstieg jetzt in der Bezirksoberliga und damit auf einem sehr guten Level antritt. Viele aus der zweiten Mannschaft waren in der Vorbereitung auch bei uns im Training. Wir haben nun die Möglichkeit, dass ein paar erfahrene Spieler dabei sind, die den Nachwuchs an das höhere Niveau heranführen können. Selbst ein Abstieg aus der zweiten Regionalliga II wäre vor diesem Hintergrund kein allzu großer Beinbruch.

 

Gab es bei Ihnen Bestrebungen, mit externen Verstärkungen auf den Abgang der Leistungsträger zu reagieren?

Bernitt: Da wir ja keinem Spieler Geld bezahlen, muss so etwas immer passen, so wie es beispielsweise in der Rückrunde 2015/16 mit Simon Koch gepasst hat. In der Sommerpause hat sich so eine Konstellation aber nicht ergeben. Mal schauen, vielleicht passiert im Laufe dieser neuen Basketballsaison ja noch etwas.

 

Wird sich auch der Spielstil der Green Devils ändern?

Bernitt: Das Ziel wird es sein, noch schneller und noch mehr über Fast Breaks zu spielen. Probleme könnten wir vor allem unter den Körben und bei den Rebounds bekommen. Dafür hat die Mannschaft eine gewisse Schnelligkeit.

 

Sie haben in der Rückrunde 2015/16 öffentlich darüber nachgedacht, in Schrobenhausen aufzuhören. Gab es dazu nach Saisonende noch ernsthafte Gedanken?

Bernitt: Dabei war es mir ja in erster Linie darum gegangen, die Mannschaft zu einem bestimmten Zeitpunkt noch einmal wachzurütteln. Ich habe damals nicht verstanden, dass - obwohl eigentlich alles gut lief - die Trainingsbeteiligung plötzlich so enorm schlecht geworden war. Das hat mich extrem geärgert. Natürlich besteht diese Gefahr, wenn es zum Beispiel nicht so gut läuft, immer wieder. In solchen Phasen wird es dann auch eine Herausforderung sein, die junge Mannschaft zu motivieren und bei der Stange zu halten.

 

Haben Sie Angst, dass die Basketballbegeisterung, die ja in Schrobenhausen in den vergangenen Jahren diverse Höhepunkte erreicht hatte, nach dem Abgang verschiedener Identifikationsfiguren abebben könnte?

Bernitt: Nein. Ich glaube, dass die Zuschauer auch weiterhin kommen werden. Der Basketballsport strahlt ja allgemein eine gewisse Faszination aus. Auf die Frage, weshalb in Schrobenhausen so viele Leute zusehen, habe ich mehrere Antworten: Zum einen herrscht eine tolle Stimmung. Dann spielen ausschließlich Schrobenhausener, bei denen man gespannt beobachtet, wie sie sich auf diesem hohen Niveau schlagen. Was zudem immer wichtig ist: Wir müssen die Chance haben, Spiele zu gewinnen. In der Vorsaison gingen wir in acht von elf Heimmatches als Sieger vom Feld. Wenn es in der neuen Saison wieder fünf oder sechs Heimsiege werden, bleiben auch die Zuschauer mit großer Begeisterung dabei. Davon bin ich ganz fest überzeugt.

 

Das Gespräch führte Matthias Vogt.