Waidhofen
Keine Lust, eine ruhige Kugel zu schieben

Jürgen Filp sucht neues Engagement als Fußballcoach und fungiert auch weiterhin als Sportwart des PBC Hoaße Greim

22.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:47 Uhr

Die zwei Gesichter des Sportmanns Jürgen Filp: einerseits als Fußballtrainer des SV Waidhofen in der A-Klasse Neuburg (l.) - anderseits als Akteur des PBC Hoaße Greim II in der Poolbillard-Bezirksliga Oberbayern Nord (r.). - Fotos: R.Lüger/M. Schalk

Waidhofen (SZ) Die Würfel sind gefallen, Kevin Hauke wird im Sommer neuer Spielertrainer beim SV Waidhofen. Für Jürgen Filp bedeutet das: Seine Zeit als Chefcoach der Paartaler läuft ab, nur noch zehn Punktspiele ist er für die Fußballer der Blauweißen verantwortlich.

"Ich hätte schon noch gerne ein Jahr weitergemacht", gibt der 39-Jährige zu. Aber halt - als Kritik an die Entscheidungsträger bei seinem Heimatverein möchte er das nicht gleich verstanden wissen. "Ich kann den Schritt des Klubs sogar sehr gut verstehen", betont Filp: "Wenn unserer Mannschaft zurzeit etwas dringend fehlt, dann ist es ein ,Kopf' im Mittelfeld, der sie auch auf dem Platz führen kann - einer, wie Hauke eben ist. Daher macht die Verpflichtung von ihm als Spielertrainer für 2018/19 hundertprozentig Sinn."

Ja, so ist Filp: ein fairer Sportsmann durch und durch, der realistisch mit den Gegebenheiten umgeht. Im Sommer 2016 war er zum Chefcoach des SVW ernannt worden - genau in der Phase, als die Waidhofener den bitteren Abstieg aus der Kreisklasse Neuburg verkraften mussten. "Ich bin dem Verein ausgesprochen dankbar, dass er mir damals diese Chance gegeben hat", so der 39-Jährige: "Nur dadurch ist es für mich überhaupt erst möglich gewesen, ausgiebig zu merken, wie viel Spaß mir das Ganze macht."

Filps Augen leuchten bei diesen Sätzen. Für ein Team verantwortlich zu sein, die Richtung vorzugeben, Taktiken auszuarbeiten - er genießt es mittlerweile. Mehr denn je, in vollen Zügen. Und jetzt soll das in wenigen Wochen schon wieder vorbei sein - nach dem letzten Punktspiel 2017/18 seiner Waidhofener, zu Hause gegen den FC Türkenelf Schrobenhausen? Eigentlich kaum vorstellbar. Schon gar nicht für ihn selbst. "Ganz ehrlich, natürlich möchte ich in dieser Branche irgendwie tätig bleiben", sagt er deshalb - entschlossen und hoffnungsfroh, bald ein neues Betätigungsfeld für die kommende Fußballsaison 2018/19 zu finden. "Ich würde mir sehr wünschen, dass sich etwas ergibt", gibt der früher beinharte Linksverteidiger unumwunden zu: "Ich bin jedenfalls für alles offen, auch eine Tätigkeit irgendwo als Co-Trainer würde mich sehr reizen."

Nur weshalb eigentlich "irgendwo", und nicht gleich beim SVW - als Assistent von Hauke? "Darüber haben wir noch nicht gesprochen", antwortet Filp: "Möglich wäre es aus meiner Sicht aber durchaus - übrigens ebenso wie die Option, dass ich ganz woanders hingehen werde. Schaun mer mal, was sich wirklich für mich ergibt."

Filp weg aus dem Paartal, weg von seinem Heimatverein? Es ist schwer vorstellbar. Bis auf eine kurze Zeit, in der er für den SV Steingriff gekickt hatte, war der Linksfuß den Blauweißen immer treu geblieben, hatte zahlreiche Ämter bekleidet - so etwa für ein paar Jahre das des Chefcoaches der Waidhofener Damenvertretung. "Ja, das war damals mein erster echter Einstieg ins Trainergeschäft", erinnert sich Filp gerne: "Wobei es doch ein Riesenunterschied ist, ob man für eine Damen- oder eine Herrenmannschaft verantwortlich ist."

Und wo genau liegen denn die größten Kontraste? Der 39-Jährige lächelt bei dieser Frage: "Nun ja, bei den Frauen wird während der Trainingseinheiten doch deutlich mehr geredet, die Männer machen einfach ihr Ding. Andererseits kann man sich auf die Damen stets hundertprozentig verlassen. Bei ihnen weiß man als Coach immer, wer zu den Trainings sowie zu den Spielen kommt - im Gegensatz zu so manchem Mal bei den Herren."

Trainer zu sein, das bedeute eben auch, geduldig zu sein - und sich nicht vorschnell auf die Palme bringen zu lassen. "Das ist nicht immer einfach, das musste ich durchaus erst lernen", räumt Filp ein. Dass er als Aktiver sehr wohl hin und wieder laut geworden war, sich auf dem Platz nichts gefallen ließ - der 39-Jährige bestreitet es nicht: "Aber mit zunehmendem Alter wird man einfach weiser", ergänzt er mit einem Schmunzeln im Gesicht.

Obwohl, innerlich würde es in ihm schon weiterhin brodeln - "und ja, ab und zu würde ich in der Tat gerne mal in das Spielfeld hineinlaufen". Um dann die eigene Mannschaft auch als aktiver Fußballer zu unterstützen? "Nein, diese Zeiten sind definitiv vorbei", betont der Noch-Chefcoach des SVW: "Ich liebe zwar diesen Sport und mache auch jede Trainingseinheit komplett mit - aber ich spüre doch bereits jedes Jahr, das ich auf dem Buckel habe. Keine Frage, die Jungen sollen spielen - zumal ich ihnen sowieso nicht mehr richtig nachkomme."

Filp mag die Arbeit mit den Waidhofener Kickern, das ist ihm bei jedem seiner Sätze deutlich anzumerken. "Ja, ich komme gut aus mit meinen Leuten, habe einen guten Draht zu ihnen", gibt er gerne zu. Dass es aktuell trotzdem nur zu Tabellenplatz sechs in der A-Klasse Neuburg reicht - das Ganze nach einem Topstart mit sechs Siegen und einem Remis in den sieben ersten Saisonpartien - den 39-Jährigen wurmt es mächtig. Aber hierfür würde es auch einen Grund geben - nämlich den verletzungsbedingten Ausfall von Offensiv-Ass Niklas Mönch gleich über mehrere Wochen hinweg. "Er ist neben Goalgetter Severin Kugler einer von zwei Spielern, die wir nicht ersetzen können. Von ihnen sind wir extrem abhängig, wie sich im Herbst deutlich zeigte", meint der Noch-Cheftrainer.

Was jetzt, in der laufenden Saison, noch für seinen SVW drin ist? Filp möchte es nicht mit einer konkreten Platzierung beantworten: "Wir versuchen einfach, nach der Winterpause richtig Gas zu geben und alles herauszuholen. Ob dies zum Schluss noch für Tabellenrang zwei, und damit die Teilnahme an der Aufstiegsrelegation, reichen wird - das weiß ich aber nicht." Etwas anderes kann er dagegen sehr wohl versprechen: Dass er höchst motiviert in seine zehn letzten Punktspiele als SVW-Chefcoach geht. "Aufgeben gibt's für mich nicht - egal bei welcher Sportart", so der Familienvater klipp und klar.

Womit wir irgendwie auch gleich beim Poolbillard sind - denn das betreibt Filp ebenfalls mit allergrößter Leidenschaft. So hat er bereits seit einiger Zeit das Amt des Sportwarts beim PBC Hoaße Greim inne - und mit der zweiten Mannschaft des in Weilach ansässigen Vereins peilt der 39-Jährige zurzeit den Meistertitel in der Bezirksliga Oberbayern Nord an. "Billard ist etwas ruhiger und chilliger, man kann es quasi bis ins hohe Alter spielen", sagt Filp. Und trotzdem würde er dafür nie komplett auf den Fußball verzichten.