Pipinsried
Geschichte des Savio Nsereko bleibt ohne Happy End

Prominenter Ex-Profi ist beim FC Pipinsried kein Thema mehr – Konrad Höß: „Einen solchen Spieler können wir nicht gebrauchen“

24.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:44 Uhr
Nicht mehr im Trikot des FC Pipinsried: Savio Nsereko (vorne) hat den Regionalliga-Neuling bereits wieder verlassen. −Foto: S. Kerpf

Pipinsried (SZ) Bis zu 2000 Zuschauer werden am heutigen Dienstagabend (19 Uhr) in Pipinsried erwartet. Savio Nsereko ist nicht darunter. Der prominenteste (Ex-)FCP-Spieler gehört nicht mehr dem Kader an, der gegen den FC Schweinfurt 05 in sein bislang größtes Abenteuer startet. Eine sportliche Schwächung ist das derzeit nicht. Nein, eigentlich möchte Roman Plesche gar nicht mehr näher auf das Thema Nsereko eingehen.

„Wir verstehen uns nach wie vor gut. Ich wünsche ihm alles Gute und hoffe, dass er nochmals einen Verein findet, auch wenn das natürlich schwierig wird“, sagt der Sportliche Leiter des FC Pipinsried. Und damit ist die Angelegenheit für ihn auch erledigt. „ Wir sind voll auf den Regionalligastart fokussiert“, so Plesche.

 

Am vergangenen Donnerstag hatte der Aufsteiger offiziell die Trennung von seinem wohl prominentesten Spieler bekannt gegeben – weil sich dieser erstens in keinem ausreichenden Fitnesszustand präsentiert hatte, zweitens nichts unternahm, um diesen (zum Beispiel durch regelmäßige Trainingsbesuche) zu verbessern, und drittens auch noch einen Haufen weiterer Probleme mit sich herumschleppte. Der Versuch, dem Problemkind in einem dörflich-familiären Umfeld doch noch einmal die passende Bühne für höhere Aufgaben zu bieten, ist gescheitert. Nsereko selbst hat die Chance, seiner eigenen Geschichte ein Happy End zu verleihen, gnadenlos verpasst.

Es ist die Geschichte vom einstigen Jahrhunderttalent, vom besten Spieler der U19-Europameisterschaft 2008, der aber auch einen der größten Abstürze in der jüngeren deutschen Fußballgeschichte erlebt hat, seit er mit nur 16 Jahren vom TSV 1860 München zu Brescia Calcio in die Serie A gewechselt war. Nach der tollen EM, an der Seite von Spielern wie den Bender-Zwillingen, Ron-Robert Zieler oder Ömer Toprak, ging der Weg weiter zu West Ham United in die Premier League. Nserekos damaliger Marktwert: rund elf Millionen Euro. Die Interessenten standen Schlange. Doch was folgte, war nicht die große Karriere, sondern falsche Berater, ein unsteter Lebenswandel, 14 Vereine in sieben Jahren (unter anderem in Rumänien, Bulgarien, Kasachstan und Litauen) sowie zahlreiche Eskapaden außerhalb des Platzes.

Bei jedem neuen Verein hatte sich Nsereko als geläutert präsentiert, geklappt hat es (noch) nicht. Auch in Pipinsried holten den 27-Jährigen bei seinem x-ten Neuanfang Probleme aus seiner bewegten Vergangenheit ein. Mehrmals hätte er den Behörden Auskunft über den Wohnsitz seines Spielers geben müssen, verrät Konrad Höß. „Einen solchen Spieler können wir nicht gebrauchen“, so der FCP-Präsident.

Plesche sieht das ähnlich. Zudem ist es dem Sportlichen Leiter wichtig zu betonen, „dass Savio in seinem jetzigen Zustand sowieso nicht gespielt und wahrscheinlich gar nicht im Kader gestanden hätte“. Die Botschaft: Der prominenteste Spieler ist weg, nicht aber der wichtigste. „Das war vielleicht marketingmäßig gut, man hat viel über uns gesprochen. Sportlich haben wir aber nichts um Savio herum aufgebaut“, sagt Plesche: „Gerade auf seiner Position haben wir nach wie vor viel Qualität.“

Am heutigen Dienstagabend möchte der Aufsteiger diese Qualität nun gegen einen der Top-Aufstiegsfavoriten zum ersten Mal auf den Platz bringen. „Danach schreiben wir hoffentlich wieder andere Schlagzeilen als in der vergangenen Woche“, sagt Plesche.

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Zum Auftakt erwartet den FC Pipinsried gleich eine der schwersten Prüfungen dieser Saison: Mit dem 1. FC Schweinfurt 05 kommt nämlich nicht nur der Tabellenführer der Regionalliga Bayern nach Pipinsried, sondern auch eine Mannschaft, die schnellstmöglich in den Profibereich vordringen möchte. Ein Beispiel für den Kontrast: Während der FCP als einzige Regionalligatruppe nur zweimal pro Woche trainiert, haben die Unterfranken schon am Montag ihr Quartier in Altomünster bezogen, wo sie sich auf dem Sportgelände noch einmal in mehreren Einheiten vorbereiten.

„Bei den Schweinfurtern ist man auf Profifußball ausgerichtet. Alles andere als ein Sieg wäre aus ihrer Sicht eine Blamage“, sagt Konrad Höß, der hofft, dass seine Elf bei ihrer Premiere „einigermaßen mitspielen kann und nicht abgeschlachtet wird“. Mitaufsteiger VfB Eichstätt machte diese Erfahrung ja gerade erst, beim 1:4 in Schweinfurt. Das erste Saisonspiel gewannen die Unterfranken mit 4:2 beim 1. FC Nürnberg II. Fünf der acht Schweinfurter Tore erzielte das Offensivduo Steffen Krautschneider (drei Tore)/Adam Jabiri (zwei).

„Im Vergleich zur Vorsaison haben wir nicht den Druck des Gewinnenmüssens, sondern nichts zu verlieren“, meint Roman Plesche: „Der erste wirkliche Gradmesser folgt eh erst am Samstag in Eichstätt.“ Aktuell bangt der FCP noch um den Einsatz seines Spielertrainers Fabian Hürzeler, der sich im letzten Testspiel beim TSV Pöttmes (6:0) verletzt hatte. | mav