Torshavn
Gescheitert

Aus für die Türkei mit Melike Pekel in der WM-Qualifikation

14.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:18 Uhr

Unwiderstehlicher Antritt: Melike Pekel erzielte in der WM-Qualifikationsgruppe D vier Tore, und trotzdem reichte es für das türkische Damen-Nationalteam nur zum zweiten Platz. - Foto: oh

Torshavn (SZ) Niedergeschlagenheit, blankes Entsetzen, Riesenenttäuschung bei Melike Pekel: Ihr Traum von einer WM-Teilnahme 2018 ist völlig überraschend schon frühzeitig beendet - weil sie mit dem türkischen Damenteam in der Qualifikationsgruppe D an den Färöer-Inseln scheiterte.

Nicht einmal 50 000 Einwohner zählen diese - und trotzdem brachten ihre Kickerinnen nun das Kunststück fertig, ihren Heimvorteil hundertprozentig auszunutzen. Da half es den Türkinnen auch nichts, dass Pekel sie bereits in der 17. Minute in Führung schoss. Rannvá Andreasen (37.) sowie Milja R. Simonsen (65.) wendeten doch nochmals das Blatt - und stürzten damit das Team rund um die Nationalspielerin aus Schrobenhausen in ein Tal der Tränen. "Alle bei uns haben stundenlang geweint", bestätigt die 22-Jährige: "Am liebsten wären wir sofort nach dem Spiel heimgeflogen, die Stimmung war miserabel. Der Schmerz über das Ausscheiden liegt selbst jetzt immer noch sehr tief in meinem Herzen."

Dass die Schiedsrichterin in dieser entscheidenden Partie nicht ihren besten Tag erwischt hatte und in umstrittenen Situationen eher für die Gastgeberinnen entschied - Pekel möchte es nicht unerwähnt lassen: "Aber das ist eben Fußball, leider können wir hieran nichts mehr ändern."

Kopfschüttelnd sagt die das, einfach nur frustriert. "Wir hatten wirklich gute Chancen, eine Runde weiterzukommen. Wir besaßen einen Top-Kader, Top-Spielerinnen, Top-Bedingungen - und dann passierte so etwas." Vor allem für den Cheftrainer Talat Tuncel tut ihr das Ganze extrem Leid: "Im türkischen Fußball ist es leider oft der Fall, dass man sehr schnell gefeuert wird, wenn der Erfolg ausbleibt. Daher hat er sich schon ein bisschen von uns verabschiedet."

Dabei hätte alles so schön werden können für Pekel und ihre Teamkameradinnen. Noch nie zuvor war sie in ihrem Leben auf den Färöer-Inseln gewesen. Die Schrobenhausenerin durfte also wieder neue Erfahrungen sammeln, wieder ein bislang unbekanntes Land kennenlernen - diesmal mitten im Nordatlantik, irgendwo zwischen den Britischen Inseln, Norwegen und Island.

Und auch sportlich ließ sich die Zeit dort hervorragend an, denn im ersten Gruppenspiel gab es sofort einen klaren 3:0-Erfolg gegen Montenegro zu feiern. Übrigens: Pekel hielt sich hierbei noch in Sachen Torerfolge vornehm zurück.

Aber das sollte sich sehr bald ändern - genauer ausgedrückt knapp 53 Stunden später, in der türkischen Qualifikationspartie Nummer zwei auf den Färöer-Inseln, gegen die Auswahl Luxemburgs. Exakt 16 Minuten waren in jener absolviert, als die Schrobenhausenerin in ihrer unnachahmlichen Art einnetzte, der gegnerischen Torfrau nicht den Hauch einer Chance ließ. Und was machte Pekel dann? Sie zog frech ihr Trikot nach oben und präsentierte ein eigens für diesen Fall entworfenes T-Shirt. "Für meinen Papa", stand da in türkischer Sprache geschrieben - eine Widmung, die der 22-Jährigen ausgesprochen wichtig war: "Ich habe meinem Vater so viel zu verdanken. Ohne seine Gene wäre ich nicht da, wo ich jetzt bin. Er hat mich bei allem unterstützt und mir stets Verbesserungstipps gegeben, die dann auch immer geklappt haben."

Pekel wirkt glücklich bei diesen Worten, aber auch nachdenklich. "Ja, es kommt schon dazu, dass ich meine Familie momentan sehr vermisse", räumt sie ein. Aktuell wohnt die Angreiferin ja nicht mal schnell um die Ecke, sondern in Metz im Nordosten Frankreichs, wo sie für den dortigen FC auf Torejagd geht - rund 480 Kilometer von Schrobenhausen entfernt.

Nun aber wieder zurück auf die Färöer-Inseln, zurück in die Partie gegen Luxemburg: In deren weiterem Verlauf netzte Pekel noch zweimal ein, schnürte also insgesamt einen Dreierpack beim 9:1-Kantersieg der Türkinnen. "Erstmals gleich drei Tore in einem Länderspiel zu erzielen, natürlich war's toll für mich - aber kein Grund für Überheblichkeit oder Ähnliches", sagt die 22-Jährige - zumal dann ja noch die herbe Enttäuschung gegen das Team der Gastgeberinnen inklusive des Scheiterns in der WM-Qualifikation folgte. "Jetzt heißt es, nach vorne zu schauen und sich selbst weiterzuentwickeln, um später doch nochmals mit dem Nationalteam angreifen zu können", sagt Pekel: "In den nächsten zweieinhalb Jahren haben wir mit dem allerdings gar nichts mehr - außer Freundschaftsspiele. Das ist schon sehr traurig."