Budapest
Erstmals Einzelweltmeister

Albert Walter aus Eulenried gewinnt in Budapest Gold auf der 1500-Meter-Strecke

01.04.2014 | Stand 02.12.2020, 22:52 Uhr

Überglücklich: Albert Walter durfte sich in Budapest gleich zwei Mal über eine WM-Medaille freuen.

Budapest (SZ) Eine Sache hatte Albert Walter noch gefehlt, noch nie in seiner langen Karriere war er Einzelweltmeister geworden. Aber das ist nun vorbei – weil es der Mann aus Eulenried (Gemeinde Hohenwart) jetzt schaffte, bei der Senioren-WM in Budapest ganz souverän den 1500-Meter-Lauf zu gewinnen.

„Dieses I-Tüpfelchen wollte ich immer haben, ich bin einfach nur überglücklich“, strahlt der 74-Jährige über das ganze Gesicht. Und das nach einem Trip in die ungarische Metropole, der anfangs überhaupt nicht nach Wunsch verlief.

Ja, eigentlich wollte Walter dort schon auf der Acht-Kilometer-Crossstrecke für Furore sorgen. Aber so sehr sich der Eulenrieder auch mühte – er kam auf ihr nicht so recht an die Spitzengruppe heran. Am Ende kam er nach 34:43 Minuten ins Ziel, und diese Zeit reichte nur zu Platz fünf – fernab von den Medaillenrängen. „Das hatte ich mir natürlich ganz anders vorgestellt“, gibt der 74-Jährige ehrlich zu: „Dieser Wettbewerb war eine große Enttäuschung für mich.“

Und das, obwohl er nach dem Rennen trotzdem Edelmetall umgehängt bekam – nämlich als Mitglied der deutschen M70-Mannschaft: Diese – bestehend aus Peter Lessing (LG Ortenau Nord), Franz Josef Szponik (LC Rapid Dortmund) und eben Walter – musste sich in der Teamwertung lediglich dem russischen Trio geschlagen geben, ergatterte also Silber! „Damit stand immerhin schon fest, dass ich aus Budapest etwas Schönes mit nach Hause bringe. Und genau das war ja ursprünglich mein Ziel gewesen“, sagt der Eulenrieder.

Aber er tut dies mit süßsaurer Miene, denn es hätte in diesem Wettbewerb auch Gold sein können. Dann nämlich, wenn der normalerweise schnellste Deutsche an diesem Tag, Karl-Walter Trümper (LC Rapid Dortmund), nicht kurzzeitig die Orientierung verloren hätte. Er tat es aber und lief statt ins Ziel noch eine zusätzliche Runde. Prompt rückte der deutlich langsamere Szponik ins deutsche Trio auf – und schon war der bereits sicher geglaubte Weltmeistertitel futsch! „Das ist ausgesprochen dumm für uns gelaufen“, räumt Walter kopfschüttelnd ein.

Und die nächste Enttäuschung für ihn ließ nicht lange auf sich warten. So gelang es dem Eulenrieder auch beim 3000-Meter-Lauf in der Halle nicht, ernsthaft in den Kampf um die Medaillen einzugreifen. „Nur wenige Tage zuvor das Crossrennen, nur kurz vor der WM die Deutschen Meisterschaften in der Halle und auf der Crossstrecke – das war wohl alles zu viel für mich. Jedenfalls ging mir nun auf der letzten Runde komplett die Kraft aus“, berichtet der 74-Jährige. Prompt reichte es in 11:42,34 Minuten erneut nur zu Platz fünf – mit schon 12,32 Sekunden Rückstand auf den neuen Weltmeister, Jean-Louis Esnault aus Frankreich.

Walter hätte nun endgültig ins Grübeln kommen können. Aber das ist nicht sein Naturell. Der Eulenrieder ist ein Kämpfer, gibt nie auf. In Budapest bedeutete das: Alle Konzentration abschließend auf die 1500-Meter-Strecke! Und in der Tat, schon im Vorlauf zeigte sich: Walter ist doch wieder da! Taktisch klug lief er hier ohne Schwierigkeiten die viertbeste Zeit, zog damit locker ins Finale der besten Zwölf ein – und fühlte sich wieder hundertprozentig wohl.

„Für mich war daraufhin klar, dass ich in Budapest doch eine weitere WM-Medaille holen kann“, berichtet der 74-Jährige. Dementsprechend selbstbewusst ging Walter den Endlauf an, setzte sich hinter den Australier Peter Sandery sofort auf die zweite Position – und kontrollierte von dort aus das Geschehen. Dass er rund 600 Meter vor dem Ziel auf Rang vier zurückfiel – kein Problem für den Mann aus der Gemeinde Hohenwart. Er wartete weiterhin geduldig ab. Wartete weiterhin auf den passenden Moment, um rigoros seinen Schlussspurt anzuziehen.

Rund 100 Meter vor dem Ziel war’s dann so weit. „Da merkte ich, dass die Vier vor mir schwächelten – und tatsächlich konnten sie mir nicht mehr folgen“, berichtet Walter freudestrahlend. Nach 5:20,32 Minuten überquerte er schließlich die Ziellinie – als Erster, als neuer M70-Weltmeister auf der 1500-Meter-Strecke. Und mit rund vier Metern Vorsprung auf den Silbermedaillengewinner Ragnar Jakobsen ( Norwegen). „Was war das für ein Glücksgefühl für mich“, verrät der Eulenrieder: „Dieses I-Tüpfelchen fehlte eben noch auf meiner Karriere.“