Aresing
"Eine ganz andere Hausnummer"

BC Aresing genießt den vorzeitigen Titelgewinn in vollen Zügen

22.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:05 Uhr

Triumphfahrt durch die Gemeinde Aresing: Auf dem Anhänger eines Traktors legte das BCA-Erfolgsteam am Sonntagabend die letzten Kilometer aus Friedberg zurück. - Foto: R. Kaufmann

Aresing (SZ) Ein Verein im Ausnahmezustand: Der BC Aresing sicherte sich am Sonntag vorzeitig den Meistertitel der A-Klasse Aichach - und nahezu jeder, der es mit den Gelbschwarzen hält, feierte voller Stolz mit. All die Anspannung der vergangenen Wochen und Monaten: wie weggeblasen.

Seine Stimme am Montagnachmittag: erstaunlich gut. Ebenso sein Wohlbefinden - trotz eines beinahe schon 24 Stunden dauernden Feiermarathons. Ja, Florian Hergeth hat's auch in Sachen Partymachen hundertprozentig drauf - und nicht nur als ausgefuchster, in Sachen Taktik mit allen Wassern gewaschener Fußballtrainer an der Seitenlinie. Heimgehen nach dem Aufstieg, nach der Riesenfete im heimischen BCA-Sportheim? Für den 31-Jährigen kam das überhaupt nicht infrage. Sein Motto: Durchhalten um jeden Preis. "Ich weiß doch nicht, wie oft ich so etwas in meiner weiteren Trainerkarriere noch erleben darf", so der einstige Berg im Gauer fast schon gerührt: "Als wir im Januar die Schrobenhausener Altlandkreismeisterschaft in der Halle gewannen, war das schon unbeschreiblich schön. Aber das jetzt ist nochmals eine ganz andere Hausnummer. Das ist einfach der Wahnsinn."

Ein Blick zurück auf den Sonntagnachmittag - auf das Sportgelände der SF Friedberg, auf dem eine gelbschwarze Invasion angesagt war: Rund 150 BCA-Schlachtenbummler, angereist mit Doppeldeckerbus sowie Privat-Pkw, ausgerüstet mit Pauken, Sirenen und sonstigen Fanutensilien - das Ganze "nur" wegen einer Fußballpartie in der zweituntersten Spielklasse. Das muss wahre Liebe zum Heimatverein sein. Beziehungsweise echter Stolz auf eine Truppe, die in der Saison 2016/17 Beeindruckendes leistete: Kein anderes Team im Vierzehnerfeld erzielte bislang mehr Treffer als der BCA (70), keines kassierte weniger Tore (19) - und niemand sonst fuhr nur annährend so viele Siege ein (19 in 24 Partien).

Dass der letzte hiervon (jetzt in Friedberg) gar nicht mehr hätte sein müssen, dass die Aresinger auch bei einer Auswärtsniederlage bei den Sportfreunden Meister gewesen wären - das alles hatten sie vor dem Anpfiff ja nicht wissen können. Dementsprechend angespannt, ja fast schon nervös agierten die Gelbschwarzen diesmal. Erst nach dem 1:0 in der 59. Minute gab es kein Halten mehr - nicht beim Team, nicht bei den Anhängern. Schon gar nicht bei Hergeth, der regelrecht euphorisiert auf den Platz stürmte, jubelnd auf Dominik Hormann sprang, immer wieder die Siegerfaust zum Himmel reckte. "Mir sind in diesem Moment einfach Riesensteine vom Herzen gefallen", verriet der ansonsten so sachlich agierende Cheftrainer: "Das war in diesem Augenblick ein Riesengefühl - nach all der harten Arbeit in den vergangenen Monaten. Die Freude musste einfach raus."

Nach 90 Minuten stand's dann ja 2:1 für den BCA, und der Feiermarathon begann endgültig - zunächst mit Meister-T-Shirts, Bierduschen sowie "Huuumba Täteräää" noch auf dem Rasen, dann mit der triumphalen Rückkehr nach Aresing, die letzten Meter hiervon sogar auf dem Anhänger eines Traktors. Mit viel Rauch, mit viel Lärm, mit unglaublich viel Spaß. Natürlich ebenfalls mittendrin: Hergeths kongenialer Partner auf der Aresinger Chefcoachposition, Florian Flicker. Der einstige Bezirksliga-Akteur des TSV Rohrbach fungiert bei den Gelbschwarzen jedoch - im Gegensatz zu seinem Arbeitskollegen und dickem Kumpel - als klassischer Spielertrainer, zieht also auf dem Feld die Fäden. Beziehungsweise schießt dort in schöner Regelmäßigkeit die Tore (bereits 20). Und auch Flicker nahm den jetzt perfekt gemachten Meistertitel mit einer Mischung aus Stolz und Rührung auf: "Die Jungs haben das, was wir ihnen beibringen wollten, tatsächlich toll angenommen. Wir sind in der Defensive eine Macht - und in der Offensive sowieso."

Den kurzzeitigen Nackenschlag, dass sein geliebter TSV 1860 München in die Relegation gegen den SSV Jahn Regensburg muss, steckte "Löwen"-Fan Flicker als Neu-Meister am Sonntagabend natürlich leichter weg - genauso wie die deswegen folgenden Frotzeleien von FC-Bayern-Anhänger Hergeth. Stellt sich nur die Frage: Wer von den beiden kongenialen Trainerpartnern ist jetzt das größere Feierbiest? "Wir wollten in der Tat schauen, wer da von uns am Ende die Nase vorne hat. Aber letztlich gab keiner nach, selbst der Flicker hat knallhart durchgezogen. Das verdient schon Respekt", so Hergeth am Montagnachmittag mit einem breiten Grinsen.

Aber wenige Augenblicke später wirkte der 31-Jährige plötzlich sehr nachdenklich. "Ganz ehrlich - irgendwie begreife ich jetzt erst am Tag danach so richtig, was von uns geschafft worden ist. Erst jetzt wird mir so richtig bewusst, dass wir in der neuen Saison vielleicht nicht mehr so ganz viele Derbys haben - aber dafür viele interessante neue Aufgaben eine Etage weiter oben, und das vollkommen verdient."

Bloß was passierte genau in der Zeit zwischen der Rückkehr ins Aresinger Sportheim am Sonntagabend und dem Grübeln am Montagnachmittag? Hergeth lächelte und schwieg: "Nur so viel: Wir haben wirklich ausgelassen gefeiert, Das war eine geile Fete mit allem, was dazugehörte."

Folglich ist's fast schon unverschämt, nun um einen Ausblick auf die nächste Saison zu bitten, oder? "Quatsch, überhaupt nicht", so der 31-Jährige: "Unser Ziel wird 2017/18 sein, als Kreisklassen-Neuling nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben. Von etwas anderem brauchen wir nicht zu reden."

Die verschworene BCA-Gemeinschaft bleibt übrigens nahezu komplett zusammen. Lediglich Routinier Hikmet Gökarslan hatte schon vor einiger Zeit erklärt, dass er seine Fußballerkarriere eigentlich beenden möchte. Aber Hand aufs Herz: 37 Jahre sind doch kein Alter für einen Rücktritt. Erst recht nicht, wenn man noch so fit und ehrgeizig ist wie "Hacki" - wie Gökarslan liebevoll in Aresing genannt wird.

Auf der anderen Seite sind die Gelbschwarzen nicht zwingend auf der Suche nach irgendwelchen Neuzugängen. "Wenn wir jemanden holen sollten, müsste er hundertprozentig in unser Konstrukt passen", betont Hergeth. Übrigens: Auch er hat wegen der Aufstiegsfeierlichkeiten gleich die gesamte Woche Urlaub genommen - exakt wie sein Kollege Flicker. Wenn die beiden BCA-Erfolgstrainer etwas machen, dann eben richtig.