Landshut
"Ein sehr starker Tag"

Mit den Damen 30 des TC Schrobenhausen unterwegs zum Punktspiel nach Landshut

27.05.2015 | Stand 02.12.2020, 21:15 Uhr

Individuelles Aufwärmprogramm:
TCS-Spielerin Steffi Moll beim Seilspringen - Foto: T. Floerecke

Landshut (SZ) Die Damen 30 des Tennisclubs Schrobenhausen dürfen weiterhin vom Sprung hoch in die Bayernliga träumen. Nach ihrem deutlichen 21:0-Sieg beim Mitaufstiegskonkurrenten TC Rot-Weiß Landshut führen sie nun die Tabelle der Landesliga Süd an. Unser Mitarbeiter hat das Team nach Niederbayern begleitet.

Auf dem TCS-Gelände ist es an diesem Morgen um acht Uhr noch recht ruhig. Bis ein weißer, 30-jähriger Dreier-VW-Bus in den Parkplatz einbiegt – mit drei Spielerinnen der Damen-30-Truppe an Bord. Kurz darauf treffen auch die anderen ein. Alle sechs Spielerinnen sind gut gelaunt. „Haben auch alle ihre Tennisschuhe eingepackt“, fragt Cornelia Brandmayr schmunzelnd aus gutem Grund in die Runde. Es wäre ja schließlich nicht das erste Mal, dass etwas vergessen wird. „Na klar“ und „freilich“ lauten die gängigsten Antworten.

Dann geht es mit zwei Fahrzeugen nach Niederbayern. Über dieses und jenes wird geratscht und philosophiert: die einzelnen Urlaubspläne, das zuvor absolvierte Tenniscamp in Kroatien oder die Chancen nun in Landshut.

So, schnell noch bei einer Bäckerei kurz vor dem Ziel eine Pause eingelegt. Aber halt: Ein weiß-roter, restaurierter Reisebus der Marke Setra, Baujahr 1957, parkt zufällig direkt daneben. Ein Foto im Businneren ist schnell gemacht. Die Stimmung könnte kaum besser sein. Und weiter zur Anlage des TC Rot-Weiß Landshut.

Eine auffallend gut gepflegte Vereinsanlage mit seinen zehn Außenplätzen finden die TCS-Damen dort vor: die Tennisplätze auf unterschiedlichen Ebenen gelegen, terrassenartig also, viel Grün, windgeschützt. Steffi Moll erinnert die Anordnung der Plätze, der Center-Court und vor allem die hohe Standuhr an den einen oder anderen Münchner Tennisverein – ein großstädtisches Ambiente also hier in Niederbayern.

Nach einer kurzen Begrüßung geht es für Verena Artner, Josefine David, Steffi Moll, Christine Wonnenberg, Nicole Kuttenreich und Cornelia Brandmayr gleich zum Einspielen auf die Sandplätze. Es bleibt ja nicht mehr so viel Zeit bis zum Matchbeginn um zehn Uhr. Steffi Moll packt schnell ihr Springseil aus und bringt sich auf Betriebstemperatur.

Die Damen aus Schrobenhausen fühlen sich hier sichtlich wohl, von Nervosität keine Spur. Aber dann kommt etwas Unruhe auf: Vor Spielbeginn wird bekannt, dass die Gastgeberinnen aufgerüstet haben und für diese Begegnung eine neue Nummer eins einsetzen werden. Damit rutschen alle anderen bekanntlich um eine Position nach hinten. Insgesamt sind die Niederbayerinnen aufgrund ihrer individuellen Leistungsklasseneinordnungen in etwa als gleichwertig mit dem TCS zu sehen. Und die Landshuterinnen hätten bis voriges Jahr in dieser Besetzung erfolgreich in der Damen-Bezirksliga gespielt, erzählt Josefine David. Eine Liga also, die wohl mindestens mit der Damen-30-Landesliga zu vergleichen sein dürfte.

Plötzlich fahren drei BMWs vor und parken ein – alle in Weiß, nagelneu. Eine verkaufsfördernde Werbeaktion eines ortsansässigen Händlers. Wäre denn das nicht auch etwas für den Schrobenhausener Tennisclub? Und welche Stelle auf der TCS-Anlage wäre dafür geeignet? Direkt vor Platz eins im Gras neben dem Clubhaus? Oder vielleicht zentral auf dem Parkplatz? Genau: Dass dort dicke Äste auf einen Neuwagen fallen könnten, ist ja seit Kurzem eher unwahrscheinlich, nachdem man es mit dem einen oder anderen Baum wohl zu gut gemeint hat . . .

Nun befinden sich die ersten drei Einzelmatches im zweiten Satz. Es läuft ganz gut aus Sicht der Schrobenhausenerinnen. Der erste Durchgang ist nämlich jeweils an den TCS gegangen. Hier reißt nun eine Saite, dort fliegt ein Schläger, kurzzeitig blendet die Sonne beim Aufschlag, ein kurzes Nachfragen nach dem aktuellen Spielstand ist nötig, ein Getränk geht aus. Und gecoacht wird mächtig – auf jeder Spielerbank sitzt eine Schrobenhausenerin. Wirklich sehr unterhaltsam.

Das Ergebnis nach der ersten Einzelrunde: eine 6:0-Führung für den TCS. Aber warum eigentlich 6:0 nach drei Matches? Seit der vergangenen Saison herrscht nämlich ein neuer Modus bei den Mannschaftswettbewerben des Bayerischen Tennisverbands. Zuvor gab es sowohl für ein gewonnenes Einzel als auch ein gewonnenes Doppel einen Punkt. Mittlerweile zählen die Einzel zwei und die Doppel sogar drei Punkte. Somit werden bei einem Sechserteam stolze 21 Gesamtpunkte vergeben.

Doch zu diesem Zeitpunkt beschäftigt sich niemand mit dieser umstrittenen Regelung. Denn auch die zweite Einzelrunde geht nach Schrobenhausen. Es heißt 12:0, ein uneinholbarer Zwischenstand, der Gesamtsieg also. Ein Ergebnis eines souveränen Auftritts der TCS-Damen 30: viele herausgespielte und direkte Punkte, wenig eigene leichte Fehler. Alles in allem erwischt der TCS einen guten Tag. „Heute läuft es bei uns, wir haben gewonnen“, freut sich Cornelia Brandmayr mit ihren Teamkameradinnen.

Mittlerweile sind einige Zuschauer aus Schrobenhausen eingetroffen. Und die Fankulisse wird immer größer: Eltern und Partner der Spielerinnen sind hier, auch die halbe erste Herrenmannschaft des Vereins. Und zwei schwangerschaftsbedingt pausierende Teamkolleginnen kommen ebenfalls ganz überraschend nach Landshut. Sehr erfreulich.

Schnell noch der WhatsApp-Gruppe den vorzeitigen Sieg übermittelt, dann Augenmerk auf die Doppelaufstellung. „Wir spielen mit voller Konzentration weiter“, motiviert Nicole Kuttenreich. Schließlich könne es ja am Ende der Saison im Aufstiegsrennen auf jeden einzelnen Matchpunkt ankommen. Kurze Diskussion in der Sechserrunde zwischen Vereinsrestaurant und Halle: Eins mit vier, drei mit fünf und zwei mit sechs steht als Möglichkeit im Raum. „Wir könnten genauso aufstellen wie beim vorherigen Spiel“, schlägt Josefine David vor. Schließlich habe es da ja gut funktioniert, stellt Verena Artner fest. „Oder sollen wir nicht doch anders spielen, damit wir für die zukünftigen Gegner nicht zu berechenbar sind“, fragt Steffi Moll. Schnell ist man sich einig: „Verena mit mir, Steffi mit Nicole und Josi mit Conny“, erzählt Christine Wonnenberg den mitgereisten Zuschauern. Alles klar.

Ein guter Plan, wie sich herausstellen sollte: Alle drei Doppelpartien gehen an den TCS, zwei davon werden im Match-Tiebreak entschieden. Auch diese Matches sind recht ansehnlich, zahlreiche Aktivitäten am Netz sind zu sehen und werden immer wieder mit Volleypunkten abgeschlossen. Doch zu verbessern gibt es auch etwas: Die Damen-30-Truppe solle unbedingt Überkopfbälle in das Trainingsprogramm aufnehmen, ist aus den Reihen der mitgereisten Anhänger mit Augenzwinkern zu hören.

„Gratulation“, „Gratulation“, „Gratulation“. Das ist nach Spielende gegen 16 Uhr oft zu hören. Noch schnell ein Gruppenfoto geschossen, dann wird geduscht und mit den Gastgeberinnen gegessen. Letztlich haben die Schrobenhausener Damen 30 also souverän gegen die Landshuterinnen mit 21:0 gewonnen und dabei von 21 Sätzen nur drei abgegeben. Die TCS-Vertretung befindet sich damit zur Pfingstpause, also zur Halbzeit der Verbandsrunde, auf dem ersten Tabellenplatz in der Landesliga Süd – mit der Chance, als bisher ungeschlagene Mannschaft am Ende der Saison in die Bayernliga aufzusteigen. Sehr stark.

Zwölf Stunden sind seit der Abfahrt vergangen, als die Schrobenhausenerinnen wieder am eigenem Vereinsgelände ankommen. Und der Tag ist für sie lange noch nicht zu Ende. Ein kleiner Umtrunk auf der Clubterrasse soll den erfolgreichen Ausflug nach Niederbayern ausklingen lassen. Mit welchem Resümee? Ganz klar, Josefine David bringt es auf den Punkt: „Ein sehr starker Tag.“