Berg im Gau
Der Hoffnungsträger

Altlandkreisvereine in der Fußball-Winterpause: der BSV Berg im Gau mit Christian Kornherr

02.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:58 Uhr

Da ist er wieder: Auf die Führungsqualitäten eines Christian Kornherr baut der BSV Berg im Gau im harten Abstiegskampf. - Foto: M. Schalk

Berg im Gau (SZ) Panik beim BSV Berg im Gau, weil der Klub das Weihnachtsfest auf einem Abstiegsplatz verbringen muss? Von wegen. Rund um das Karl-Theodor-Stadion sind weiterhin alle fest davon überzeugt, dass sie am Saisonende die Kreisliga Ostschwaben definitiv nicht zu verlassen haben. Ein Grund für diesen Optimismus: die Rückkehr von Routinier Christian Kornherr ins Team.

 

Über 13 Monate ist's mittlerweile her, als sich er sich an einem sonnigen Herbstsonntag das Kreuzband riss - ausgerechnet im prestigeträchtigen Derby, ausgerechnet in Langenmosen. Was folgte, war eine anstrengende Zeit mit Operation und Reha-Maßnahmen - immer wieder auch verbunden mit der Frage, ob es für ihn überhaupt zurück auf den Fußballplatz gehen würde. "Ich bin inzwischen ja schon 31 Jahre alt, da muss man sich solche Gedanken durchaus machen", so Kornherr.

Andererseits liebt der Mittelfeldstratege das Kicken. Er, der im Laufe seiner Karriere schon für den FC Ingolstadt 04 II, dem TSV Kösching sowie dem FC Gerolfing II aktiv gewesen war - stets höherklassig - ehe er im Sommer 2015 zu den Berg im Gauern kam. Nur acht Pflichtpartien bestritt Kornherr anschließend, bis zu seiner Monsterverletzung - aber schon in dieser kurzen Zeit schien er beim BSV hundertprozentig angekommen zu sein, wie der Ingolstädter nun betont: "Ich fühlte mich hier sofort pudelwohl, fand sofort tolle Freunde - hatte schlichtweg von Anfang an Riesenspaß."

So stand für ihn nach dem Kreuzbandriss sehr bald fest: Er musste einfach zurück auf das Feld kommen - um einerseits dem BSV noch etwas zurückzugeben und andererseits selbst noch ein bisschen das Fußballspielen in Berg im Gau zu genießen. "Hier sind regelmäßig mindestens 150 bis 200 Zuschauer bei den Kreisliga-Heimspielen. Im Bereich Ingolstadt wären sie dagegen teilweise schon froh, wenn zumindest 50 da wären", berichtet Kornherr mit einem Grinsen - um plötzlich doch ausgesprochen ernst zu werden. Der Grund: "Wenn ich das alles beim BSV so sehe - mit dem tollen Umfeld und den tollen Fans - bereue ich es sehr, dass ich nicht schon zwei, drei Jahre früher zu diesem Klub gewechselt war. Schon damals hatte es eine Anfrage an mich gegeben, bloß damals bin ich den Schritt noch nicht gegangen. Leider."

Vor rund sechs Wochen, am 23. Oktober, war nun der große Tag: Kornherr gab in der Heimpartie gegen den SV Münster sein Comeback im BSV-Trikot, beim 2:1-Heimsieg wurde er in der 76. Minute für Daniel Marx eingewechselt. Was für ein Moment für den 31-Jährigen, was für ein Moment aber auch für den Klub. "Wir sind heilfroh, dass er wieder da ist. Christian ist einfach ein Pfundskerl, der auch fußballerisch absolute Extraklasse ist", sagt etwa Vereinsboss Peter Baierl: " Auf ihn hören unsere Spieler, gemeinsam mit Spielertrainer Marcel Kappelmaier sowie Co-Trainer Marx kann er unsere junge Mannschaft hervorragend führen. Und das könnte im harten Abstiegskampf durchaus den Unterschied zu unseren Gunsten ausmachen."

Kornherr hört solche Sätze natürlich gerne. Die Rolle des Hoffnungsträgers - er weist sie nicht von sich: "Weshalb auch? Ich bin es gewohnt, voranzugehen - schließlich hatte ich in Kösching schon als Kapitän fungiert und war in Gerolfing als spielender Co-Trainer tätig gewesen. Beim BSV bin ich jetzt zudem wohl der Älteste im Team - von einem solchen darf man es ruhig auch erwarten, dass er seine gesammelten Erfahrungen mit einbringt."

Der momentane Rückstand des BSV auf einen Nichtabstiegsrang: nur ein mickriger Punkt. Zudem dürfen die Berg im Gauer noch ein Match mehr bestreiten als die direkt vor ihnen liegende Konkurrenz. "Selbstverständlich, wir packen das noch", so Kornherr voller Zuversicht. Wodurch diese begründet ist? "Ganz einfach: Es gibt definitiv mindestens drei Mannschaften in dieser Kreisliga Ostschwaben, die schwächer sind als wir. Und bei uns weiß mittlerweile auch jeder, um was es geht. Jeder scheint den Schalter doch noch rechtzeitig umgelegt zu haben ."

Was aber auch so viel bedeutet wie: Zu Saisonbeginn hatte bei den Berg im Gauern durchaus eine Menge nicht gestimmt, ansonsten wären sie nicht in die aktuell so prekäre Situation geraten. "Stimmt", sagt Kornherr dazu: "Anfangs war die Trainingsbeteiligung in der Tat mangelhaft, hinzu kamen verletzungsbedingte Ausfälle - und bei unserem verhältnismäßig kleinen Kader machte sich das schnell negativ bemerkbar."

Prompt fordert der 30-Jährige nun von seinen Teamkollegen - bei allem Optimismus, dass es mit dem Klassenerhalt noch klappt: "Die Vorbereitung nach der Winterpause muss auf jeden Fall anders angegangen werden als jene zuletzt im Sommer. Denn nur, wenn wir hundertprozentig fit sowie breit aufgestellt in die restlichen Punktspiele gehen, haben wir auch das Potenzial, gegen jeden Konkurrenten in unserer Spielklasse zu punkten."

Wenn Kornherr so redet, dann klingt er fast schon wie ein verantwortlicher Spielertrainer. "Irgendwann in meiner Fußballerkarriere möchte ich diesen Weg in der Tat noch beschreiten", gibt der Mittelfeldstratege zu: "Aber Stand jetzt müsste es schon ein unglaublich lukratives Angebot sein, damit ich den BSV wirklich im Sommer verlassen würde. Die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch, dass ich auch in der nächsten Saison wieder für die Berg im Gauer kicken werde - wenn wir den Klassenerhalt schaffen." Und falls nicht? Keine Antwort. Denn diese Frage stellt sich Kornherr gar nicht.