Castelletto
Absolute Spitzenklasse in Europa

Kartfahrer Maxi Fleischmann aus Schrobenhausen wird EM-Dritter und freut sich nun auf die WM

20.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:19 Uhr

Das Lächeln ist berechtigt: Maxi Fleischmann qualifizierte sich jetzt auch für die Weltmeisterschaften in Portugal. - Foto: kx

Castelletto (SZ) Die Kartrennsportkarriere des Maxi Fleischmann ist um einen weiteren Riesenerfolg reicher. Der Schrobenhausener hat es nun geschafft, bei der Rotax-Europameisterschaft in der Klasse "DD2" auf das Siegertreppchen zu springen. Letztlich reichte es zu Rang drei für den 23-Jährigen.

Bloß mit der Freude darüber war das zunächst so eine Sache. Selbst einige Tage nach dem großen Finale im italienischen Castelletto haderte Fleischmann noch mit dem Schicksal. Natürlich wusste der Schrobenhausener einerseits, dass ihm Außergewöhnliches gelungen war - dass er erst der zweite Deutsche überhaupt ist, der sich auf das EM-Podest hocharbeitete. Nur der 23-Jährige ist halt auch ein Perfektionist. Ein junger Mann, der sich nur schwer damit abfinden kann, wenn etwas nicht hundertprozentig geklappt hat - so, wie es jetzt eben in Castelletto der Fall war. Trotz Rang drei am Ende.

Nun gut, mittlerweile lächelt Fleischmann wieder - und ist stolz über das Erreichte. "Aber es hätte eben auch ein bisschen mehr sein können", sagt er. Wenn sich nicht alles Pech dieser Saison komprimiert an einem Wochenende über ihn ergossen hätte. Seine Bilanz in den Tagen in der Lombardei: vier Unfälle in fünf Rennen. Und was die Sache für den Schrobenhausener endgültig tragisch macht: An allen Crashes hatte er keinerlei Schuld, stets krachte ihm irgendein Mitbewerber ins Kart. "Das ist halt Rennsport", sagt der 23-Jährige hierzu kurz. Also überhaupt nicht verärgert über die jeweiligen Unfallverursacher? "In solchen Situationen muss man einfach versuchen, professionell zu bleiben", antwortet Fleischmann - um dann schon zugeben zu müssen: "Immer gelingt mir das nicht."

Als Gesamtzweiter war der Schrobenhausener zum großen EM-Finale gefahren - nach den drei ersten Läufen in Belgien, Frankreich sowie im oberpfälzischen Wackersdorf. "Der Titelgewinn in Castelletto wäre wohl auch bei optimalem Verlauf schwierig geworden - aber die zweite Position hätte ich durchaus verteidigen können", erzählt der 23-Jährige. Zähne-knirschend tut er das - weil Fleischmann halt ein echter "Racer" ist. Einer, für den stets nur zählt, "Erster zu werden".

Dementsprechend gerät er auch schnell ins Grübeln. "Ich halte es für ganz wichtig, Ursachenforschung zu betreiben - denn schließlich mache auch ich Fehler", erzählt der Schrobenhausener: "Wenn man nicht hundertprozentig das Ziel hat, sich in den nächsten Rennen zu verbessern, wenn man stattdessen genügsam wird - dann wird man ganz schnell auch automatsch schlechter."

Fleischmann geht gerne ans Limit. Beziehungsweise muss es wohl auch tun, um überhaupt eine reelle Chance zu besitzen - denn von den finanziellen Voraussetzungen her ist er gemeinsam mit seinem FM Racing Team nur Außenseiter in seiner Rennserie. "Wenn ich sehe, was die anderen für ein Budget aufweisen, dann machen wir es wirklich ausgesprochen toll", so der Schrobenhausener stolz: "Wir sind in der Tat die Einzigen, die das hier noch eher familiär betreiben - während beim Rest doch enorme Gelder unterwegs sind."

Beispielsweise der Etat des neuen EM-Titelträgers (Constantin Schöll aus Österreich) sei nach Insiderinformationen um ein Drei- oder gar Vierfaches höher als der von Fleischmann. "Aber genau da liegt irgendwie auch der Reiz für meine Mannschaft und mich. Wir wollen allen, die viel mehr Geld haben als wir, auf eindrucksvolle Weise zeigen, dass es auch anders geht", sagt der Schrobenhausener dazu - mit einem energischen Blick. Über die ungleichen Grundlagen zu jammern, deswegen vielleicht sogar die Flinte frustriert ins Korn zu werfen - definitiv nicht sein Ding. "Meine Liebe zum Motorsport ist einfach viel zu groß dafür", verrät er lächelnd: "Außerdem ist es meiner Meinung nach unglaublich viel wert, in meinem Alter immer noch so viel gemeinsam mit der Familie machen zu können."

In der Tat: Das FM Racing Team ist eine Art Familienunternahmen - mit Maxis Vater Christian als Chef und mit der Mutter, die für das Catering sowie die Organisation tätig ist. Hinzu kommen "Nachbar" Helmut Göttlicher als Mechaniker, ein Engländer als Manager - und der Rest der Zehn-Personen-Crew besteht dann aus Fahrern. Was das "FM" im Teamnamen bedeutet, hier-über gibt es übrigens zwei Versionen: ",Fleischmann Motorsport' ist ebenso möglich wie ,Fleischmann Maxi'", erklärt der 23-Jährige lächelnd. Dass er das Team nach seiner aktiven Laufbahn irgendwann selbst übernehmen werde, das scheint übrigens schon jetzt eine beschlossene Sache zu sein. Aber das Ganze kann noch dauern. "Ich habe jedenfalls noch viel Spaß daran, Kartrennen zu bestreiten. Ich habe noch viel vor - so lange es mein derzeitiges Masterstudium in Bayreuth sowie mein späterer Beruf ", sagt der Schrobenhausener.

Warum eigentlich kein Umzug in den Automobilrennsport? "Ganz einfach, weil der Sprung dorthin riesig wäre", antwortet Fleischmann wie aus der Pistole geschossen. Nun gut, in fahrerischer Hinsicht würde er sich diesen Schritt schon zutrauen: "Aber finanziell ist es für mich und unser Team auf keinen Fall machbar. So realistisch müssen wir einfach sein."

Also weiterhin volle Konzentration auf das Kart. Nach einem EM-Finale, in dem ihm bereits in der dritten Kurve ein Kontrahent ungebremst in sein Fahrzeug gerutscht war. Welch toller Racer der Schrobenhausener ist, zeigte sich danach - denn natürlich gab er nicht auf, sondern kämpfte mit einem hinteren Reifen, der sich nur mehr zu 75 Prozent auf der Felge befand, wacker weiter. Dass das restliche Feld eigentlich schon weit weg war - kein Problem für Fleischmann. Er arbeitete sich nach vorne, Runde um Runde - um am Ende immerhin als Achter über die Ziellinie zu brausen. Der Lohn hierfür: eben Rang drei in der EM-Gesamtwertung 2017.

Aber nicht nur das. Der Schrobenhausener qualifizierte sich zudem für die Weltmeisterschaft, die heuer vom 5. bis 11. November im portugiesischen Portimão ausgetragen wird. "Es ist erst das vierte Mal in meiner Karriere, dass ich bei einer WM starten darf", verrät Fleischmann stolz. Mit Athleten aus 52 Nationen wird er sich dann in der Region Algarve messen dürfen - in fünf Trainings, einem Qualifying, drei Vorläufen, einem Prefinale sowie einem großen Finale, in dem schließlich die 36 Allerbesten um den Titel 2017 fighten. "Wer im letzten Rennen Erster wird, ist Weltmeister - da geht es um alles oder nichts", weiß der Schrobenhausener.

Natürlich, er möchte grundsätzlich immer gewinnen. Aber sollte es in Portimão "nur" zu einem Top-Ten-Platz reichen, wäre der 23-Jährige auch schon höchst zufrieden. "Bereits hierfür müssen wir sehr gute Arbeit leisten", so seine Einschätzung.

Fleischmann - so ganz nebenbei ein begeisterter Fußballer und in dieser Funktion auch Stammspieler bei der DJK Langenmosen in der Kreisliga Ostschwaben - tut viel für seinen Kartsport. "Drei- bis viermal Fitness in der Woche sind Pflicht. Gerade für die Nackenmuskulatur muss regelmäßig eine Menge getan werden", berichtet der 23-Jährige, der seit mittlerweile zwölf Jahren "Kartrennen auf einem guten Niveau" betreibt.

Seine bislang letzte WM-Teilnahme war übrigens im Jahr 2011. "Inzwischen habe ich eine Menge Rennerfahrung, eine Menge Cleverness dazugesammelt", so Fleischmann. Dementsprechend optimistisch blickt er in Richtung Portimão - auch in der Hoffnung, das ihm dort nicht wieder irgendwelche Kontrahenten ins Kart fahren.