Roth
Ein Wegbereiter der Medaillenflut

Elf Tage lang begleitet der Rother Thomas Trautner die deutschen Para-Skifahrer bei der WM in Tarvisio

10.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:40 Uhr

Spannendes Aufgabenfeld: Thomas Trautner aus Roth ist Trainer der deutschen Para-Skifahrer und war bei der WM in Tarvisio dabei. - Foto: Kuckuck

Roth/Heideck (DK) Fünfmal Gold, fünfmal Silber und viermal Bronze: Die Ausbeute der deutschen Para-Skifahrer bei der Weltmeisterschaft im italienischen Tarvisio kann sich sehen lassen. Sie ist auch das Verdienst von Thomas Trautner aus Roth, der als einer der Trainer hautnah mit dabei war.

Elf Tage lang begleitete der 50-Jährige die Nationalmannschaft. Dabei betreut er Athleten mit körperlicher Behinderung. Sie sind entweder in ihrer Sicht eingeschränkt, das bedeutet, dass ihnen ein Guide vorneweg fährt, oder haben eine andere körperliche Beeinträchtigung. "Dabei kommt es darauf an, ob sie im Stehen Skifahren können, oder dies im Sitzen in Karbonschalen auf sogenannten Monoskiern tun", erklärt Trautner. Nach der WM kehrte er glücklich nach Roth zurück: "Mit der Leistung der Damen waren Cheftrainer Justus Wolf und das gesamte Team sehr zufrieden", zieht er Bilanz.

Trautner blieb mit den Athleten allerdings wenig Zeit zum Üben. Die deutschen Fahrer waren direkt vom Weltcuplauf aus Slowenien angereist, nach einem Ruhetag fand bereits die Eröffnungszeremonie am Marktplatz statt. Tags darauf ging es zum Abfahrtstraining auf die Piste: Gemeinsam mit seinen Trainerkollegen beobachtete Trautner die Läufe der deutschen Fahrer, wies sie auf markante Positionen oder Technikfehler hin. "Wir filmen die Läufe auch und am Abend analysieren wir sie mit den Athleten." Zwei Tage lang haben die Sportler Zeit, zu trainieren, dann wird es ernst und die Abfahrtsläufer beginnen. Weiter ging es mit der Disziplin Super-G. Es folgten Super-Kombi (Super-G und Slalom), Riesenslalom und Slalom. Dazwischen gab es zwei Tage Pause.

Vor den Wettkämpfen besichtigte Trautner die Strecken und teilte den Sportlern Besonderheiten wie Schlaglöcher oder schwierige Stellen mit. Bei den Rennen selbst filmte er bestimmte Abschnitte und war einer der ersten Gratulanten, wenn es eine Medaille gab. "Besonders gefreut hat uns im Trainerteam, dass mit Anna-Maria Rieder und Noemi Ristau zwei Nachwuchsfahrerinnen Bronze im Slalom geholt haben", so Trautner.

Skifahren ist schon immer seine Leidenschaft gewesen. Bereits als kleiner Bub stand er auf zwei Brettern. "Mein Sohn Mauritz wollte schon als kleines Kind Skifahrer werden und zählte mit 15 zu den 20 besten Deutschen seiner Altersklasse, das hat mich motiviert, Trainer zu werden." Er absolvierte die Ausbildung zum C-Trainer Leistungssport Alpin und wurde Coach im Skiverband Frankenjura, bis er 2011 dem Ruf von Justus Wolf folgte und seitdem das Nationalteam der Paraskifahrer mit betreut. "Ich kannte Wolf von früheren Lehrgängen. Im Trainerteam hatte es damals einen Umbruch gegeben und er hat mich gefragt, ob ich mir das Ganze Mal anschauen möchte", erzählte er. Es gefiel ihm so gut, dass Trautner, der hauptberuflich bei einem Unternehmen für erneuerbare Energien als Controller arbeitet, seinen Nebenjob nicht mehr missen möchte. "Das Team von den Trainern über die Physiotherapeuten bis hin zu den Ärzten harmoniert perfekt."

Zudem faszinierten ihn die Erfolge der deutschen Sportler immer wieder aufs Neue. "Beeindruckt hat mich auch das Buch vom Leben des Gerd Schönfelder." Er hatte als 19-Jähriger seinen rechten Arm und vier Finger der linken Hand verloren, haderte aber nicht lange, sondern wurde der erfolgreichste deutsche Behindertensportler überhaupt. 25 bis 30 Tage im Jahr ist Trautner mit der Nationalmannschaft unterwegs. Nach der Weltcupsaison steht im Frühjahr ein Abschlusslehrgang an - zwei Trainingsblöcke, in denen es um die richtige Technik geht. Dann geht es in die Sommerpause.