Düsseldorf
Aushängeschild des deutschen Tischtennissports

Der deutsche Rekordmeister und amtierende Pokalsieger Borussia Düsseldorf mit Ausnahmespieler Timo Boll ist Gegner des TV Hilpoltstein

13.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:48 Uhr

Düsseldorf (wwl) Der 3:1-Sensationscoup gegen den SV Werder Bremen war noch ganz frisch, da machte in der Hilpoltsteiner Stadthalle schon ein Name die Runde, der alle Tischtennis-Fans vor Ehrfurcht erschaudern lässt: Borussia Düsseldorf. Ein paar Tage später war es amtlich: Der Zweitligist TV Hilpoltstein trifft an diesem Sonntag um 11 Uhr in der Ulmer Ratiopharm Arena im Halbfinale des Final Four tatsächlich auf das Non-Plus-Ultra des deutschen Tischtennissports.

Ein Traumlos für Alexander Flemming und Co.

Doch wer oder was "verbirgt" sich hinter der legendären Borussia? Eine derart beispiellose Erfolgsgeschichte hatten die paar Tischtennis-Verrückten, die 1949 die Abteilung bei der etwas sperrigen "Polizei-Sport-Vereinigung PSV Borussia 02" in das Leben gerufen hatten, wohl kaum im Sinn. Doch bereits 1961 gewann der Club die erste Meisterschaft. 1967 stieg die Borussia in die ein Jahr zuvor gegründete Tischtennis-Bundesliga auf, der sie seitdem als einzige Mannschaft ununterbrochen angehört. Folgerichtig feiern sie heuer goldene Hochzeit am Rhein.

Der Aufstieg zum erfolgreichsten Tischtennisverein Deutschlands ist eng mit dem Namen Eberhard Schöler verbunden, der 1968 vom Ortsrivalen TuSA 08 zum PSV wechselte. Es folgten illustre Spieler wie der heutige Bundestrainer Jörg Rosskopf und Doppelpartner Steffen (Speedy) Fetzner, Desmond Douglas und schließlich Welt- und Europameister wie Jörgen Persson, Vladimir Samsonov, Michael Maze, Dimitrij Ovtcharov und seit 2007 auch ein gewisser Timo Boll.

Das Ergebnis war eine unglaubliche Titelsammlung: 28 Mal wurden die Borussen deutscher Meister, 24 Mal deutscher Pokalsieger, sechsmal holten sie den Europapokal der Landesmeister, viermal die Champions League und viermal den ETTU-Pokal - macht zusammen sagenhafte 66 Titel. Zum Vergleich: Die Fußballer des FC Bayern München bringen es auf 65.

Rekorde für die Ewigkeit, sorgfältig dokumentiert auf ihrer Internetseite (www.borussia-duesseldorf.com.) Dort hat die 1984 aus dem Polizeisportverein unter dem Namen Borussia Düsseldorf ausgelagerte Tischtennissparte in vier Diashows der Dekaden 1984 bis 1994, 1995 bis 2004, 2005 bis 2014 sowie einer "titellosen Dekade" 2004 bis 2006 - ja auch so etwas gab es - unvergessene, unvergleichliche oder skurrile Momente eingefangen. Prädikat: absolut sehenswert.

Nicht nur virtuell, sondern auch real lohnt sich ein Besuch bei dem Verein der Superlative. Seit 1994 unterhält die Borussia ein eigenes Tischtenniszentrum mit Sporthotel, Mehrfachsporthalle sowie eine Tischtennis-Schule mit insgesamt 15 ausgebildeten Trainern. Um die Jugendarbeit zu fördern, veranstalteten die Rheinländer 1988 die 1. Kinder-Olympiade. Heute küren rund 1500 Kinder in mehreren Alterklassen an insgesamt 80 Tischen bei den "Kids Open" ihre Sieger.

Auch bei den Behinderten sind die Borussen Spitze. Unlängst wurde das Rollstuhlteam deutscher Meister, die stehend Behinderten deutscher Vizemeister, die Schüler und Jugendlichen Dritter und Vierter. Seit 2016 geht auch eine Blindenmannschaft an den Start. Womit wir bei der sozialen Ader des Vereins angelangt sind. Die Borussia unterstützt seit Jahr und Tag aktiv die Stiftung Kinderkrebsklinik sowie das deutsche Diabetes-Zentrum mit Sitz in Düsseldorf.

So viele Erfolge, so viel Engagement - wenn das keine Gründe zum Feiern sind, im Rheinland zumal. Am 27. Mai 2017 wird die Düsseldorfer Altstadt zur längsten Tischtennistheke der Welt mutieren. Statt Altbiergläser zu heben, werden an den Tischen dann die Bälle fliegen.