Ingolstadt
Auf fremden Sohlen

26.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:14 Uhr

Ingolstadt (DK) Der Countdown zur 17. Auflage des Ingolstädter Halbmarathons läuft. In zwei Tagen gehen rund 3000 Athleten aus aller Welt an den Start. Ob jung oder alt, ob Profisportler oder Amateur. Jeder Läufer versucht, auf den 21,1 Kilometern sein Bestes zu geben. Da kommt es in 17 Jahren Halbmarathongeschichte schon einmal zu kuriosen Vorfällen, die Veranstalter Roland Muck nicht so schnell vergessen wird:

Da gab es zum Beispiel 2015 den "Unterhosenstarter" Getachew Endisu. Eine Gruppe Äthiopier stand bereits am Start, fertig für den Startschuss, als der damals 24-Jährige mit Tränen in den Augen zum Organisationsteam gelaufen kam - lediglich bekleidet mit einer Unterhose. Was viele zum Schmunzeln brachte, fand Endisu gar nicht so lustig. Er hatte seine Kleidung in das Auto eines Betreuers gelegt inklusive seiner Startnummer. Doch der Betreuer war zu dem Zeitpunkt nicht mehr auffindbar und das Auto abgeschlossen. Da half alles Suchen nichts. Das Erlebnis Ingolstädter Halbmarathon wurde für den Äthiopier fast zu einem Desaster. Glücklicherweise hatte ein Passant passende Schuhe für den verzweifelten Läufer. Zusätzlich gab ihm ein Kollege eine Hose. Um die fehlende Startnummer kümmerte sich das Organisationsteam, das somit den Start für Endisu möglich machte.

Mit fremden Schuhen und fremder Hose, geplagt von den Startstrapazen, gelang ihm trotzdem ein sensationeller Erfolg. Der 24-Jährige holte mit einer Zeit von 1:08:11 Stunden den zweiten Platz.

Noch im selben Jahr gewann der damalige Asylbewerber die Halbmarathon-Distanz beim Metropolmarathon in Fürth - allerdings von Anfang an mit eigenen Laufschuhen, eigener Laufhose und Startnummer. Da er damals keine Aussichten auf eine berufliche Anstellung hatte, konzentrierte sich der Äthiopier auf seine Laufkarriere. Sein großer Traum sei es, als Mitglied des deutschen Nationalteams Marathons zu laufen. Anfangs konnte er sich nicht einmal eine eigene Laufausrüstung kaufen, daher bekam er Laufschuhe geschenkt. Der damalige 24-Jährige galt als aufsteigender Stern am Laufhimmel und gehört bis heute zu den Topathleten auf der Halbmarathon-Distanz.

Das Erlebnis beim Ingolstädter Halbmarathon 2015 wird er allerdings nicht so schnell vergessen, auch wenn er heute darüber lachen kann. Seine Laufausrüstung gibt er nicht mehr aus den Händen.