Wolnzach
"Wir waren die netten Buben vom Land"

David Eichmüller über die erste Regionalliga-Saison der Wolnzacher Basketballer - und den Weg dahin

18.04.2018 | Stand 02.12.2020, 16:32 Uhr
Fester Bestandteil: David Eichmüller fehlte nur ein Spiel bei den Wolnzachern, ist eine wichtige Konstante im Spiel. −Foto: Foto: Urban

Wolnzach (PK) Die erste Regionalliga-Saison in der Geschichte der Basketballer des TSV Wolnzach ist seit dem vergangenen Wochenende Geschichte.

Mit Platz acht hat der TSV das Ziel Klassenerhalt geschafft. Durch vier Niederlagen in Folge zum Schluss, als die Wolnzacher die Spielzeit nochmal auf alle Akteure verteilten, nahm der TSV eine schlechtere Platzierung in Kauf. Dennoch war es natürlich eine erfolgreiche Saison für die Wolnzacher. Und auch für David Eichmüller: Der 24-Jährige, der seit seiner Kindheit bei den Wolnzachern aktiv ist und aktuell in Bayreuth studiert, war in 21 von 22 Partien mit dabei. Im Interview bezeichnet er sich deswegen selbst als "die Konstante" im Spiel des TSV. Außerdem spricht er über eine schwierige Saison, lange Auswärtsfahrten und die Wahrnehmung der Wolnzacher.

Herr Eichmüller, 10:12 Siege, Platz acht - mit diesen Zahlen und dem Klassenerhalt beendet der TSV die erste Regionalliga-saison der Geschichte. Wie fällt Ihr Fazit aus.

David Eichmüller: Der Klassenerhalt war auf jeden Fall wichtig, den haben wir ja schon ein paar Wochen vor Saisonende so gut wie sicher geschafft. Es ist ein bisschen schade, dass es am Ende noch viele Niederlagen gab. Wir waren zwischenzeitlich auf Rang vier, jetzt sind wir punktgleich mit drei anderen Teams auf Platz acht abgerutscht. Auch eine positive Bilanz wäre natürlich schöner gewesen.

Woran hat es am Ende gelegen. Haben ein paar Prozent gefehlt, weil der Klassenerhalt schon frühzeitig fast sicher war.

Eichmüller: Was meinem persönlichen Eindruck angeht, glaube ich, dass es daran gelegen hat. Natürlich haben wir uns aber immer noch bemüht, den Gegner ernst zu nehmen und uns richtig drauf vorzubereiten. Mit Bayreuth II und Goldbach hatten wir aber auch zwei Spitzenteams, die am Ende Zweiter und Erster geworden sind. Mit Nördlingen und Neustadt gab es dann Duelle gegen Teams, die zwar hinter uns standen, sich aber im Winter noch einmal verstärkt hatten. Aber es ist alles im grünen Bereich.

Blicken wir zurück: Im Sommer 2017 feierte der TSV den Aufstieg in die Regionalliga. Sie haben dabei noch ganz andere Ligen mitgemacht.

Eichmüller: Das stimmt, ich habe erstmals im Herrenbereich gespielt, da ist das Team gerade aus der Bezirksliga in die Kreisliga abgestiegen. Das Team wurde damals komplett neu formiert. Unter anderem hatte Mike Urban damals noch als Spielertrainer fungiert und dann aufgehört, um sich nur noch auf das Traineramt zu konzentrieren. Außerdem wurde die Mannschaft mit Jungs aus der U18 und U20 aufgefüllt. Wir wären damals beinahe noch in die Kreisklasse abgestiegen. Das war in der Saison 2009/2010.

Danach folgten allerdings vier Aufstiege binnen weniger Jahre. Was ist passiert.

Eichmüller: Wir sind glücklich aufgestiegen aus der Kreisliga, Platz vier reichte damals. Ab dann wurde der Zusammenhalt noch enger. Mannschafts- und vereinsintern war die Gemeinschaft sehr stark. Mit den Erfolgen in der Bezirksklasse und Bezirksoberliga wurde es dann mehr. Das alles hat uns wahnsinnig zusammengeschweißt. Mich freut es ungemein, dass viele, die mit in die Bayernliga aufgestiegen sind und das möglich gemacht haben, noch dabei sind in der Ersten und Zweiten Mannschaft. Sie bleiben dem Sport und dem Verein erhalten. Der TSV ist immer eine Einheit gewesen.

Und hat als gallisches Dorf gegen die großen Teams gekämpft.

Eichmüller: Dieser Ausdruck gefällt mir.

Hat man das auch dieses Jahr auf dem Feld gemerkt, wenn es gegen so große Städte wie Chemnitz, Leipzig oder Dresden ging.

Eichmüller: Ja, aber das war schon immer so. Früher haben wir eben gegen die Münchner Teams gespielt. Da waren wir schon immer die netten Buben vom Land.

Wohin geht es noch mit dem TSV - ist der Aufstieg vielleicht sogar ein Thema.

Eichmüller: Eine Prognose ist wirklich schwierig. Die Nord-Staffel, in der wir gespielt haben, ist sehr ausgeglichen. Das sieht man ja an der Tabelle. Da ist es ab Rang drei eng, da ist ein Sprung nach vorne auch als Achter mit nur ein, zwei Siegen möglich. Die Süd-Staffel scheint meiner Meinung nach ein bisschen schwächer. Da wären die Chancen höher. Auch weil es keine vierstündigen Auswärtsfahrten gibt und die Leute sich öfter die Zeit nehmen und finden würden. Der Aufstieg ist nicht auszuschließen, aber wir werden ihn sicher nicht anpeilen.

Die Auswärtsfahrten haben Sie angesprochen: Wie lief es denn.

Eichmüller: Ich denke, aus den ersten Fahrten haben wir wirklich das Beste gemacht. Da war es immer ein Teamevent, wir hatten ein, zwei Kästen Bier dabei für die Rückfahrt. Nach der vierte, fünften Fahrt wird es dann schon schwierig. Vielleicht hätten wir mehr machen können, auch mal dort übernachten, uns die Stadt anschauen. Aber ich verstehe auch, dass jeder andere Verpflichtungen hat. Das ist eben nicht einfach. Tobias Fuchs zum Beispiel trainiert das Frauen-Team, einige von uns sind Schiedsrichter.

Haben sich die langen Reisen denn auf dem Feld bemerkbar gemacht.

Eichmüller: Bei mir persönlich nicht. Ich hatte aber auch den Vorteil, dass ich in Bayreuth studiere und wohne und so meist nur die Hälfte der Strecke hatte.

Dafür haben Sie auch die meisten Partien aller Spieler absolviert, waren nie verletzt. Woran liegt es.

Eichmüller: Das ist einfach Glück. Seit ich Basketball spiele, bin ich selten verletzt, habe nur selten Wehwehchen. Wenn ich da andere Spieler anschaue, ist es wirklich Glück, dass ich eigentlich immer fit bin.

Zu Saisonbeginn kamen mit Peter Maischak, Valerian Zenk und Ole Alsen drei Spieler mit Erfahrung in höheren Klassen. War das damals ein blödes Gefühl, dass da drei Neue kommen, die den Aufstiegshelden Spielzeit wegnehmen.

Eichmüller: Nein, wir kannten das schon. Vor zwei Jahren kamen mit Sven Leichtl und Johannes Wießnet zwei erfahrene Jungs, letztes Jahr Tobias Ziehe. Natürlich gibt es aber Reibereien, wenn drei Spieler auf einen Schlag kommen, das sind drei neue Charaktere, da gibt es schon mal Streit. Das Wichtigste ist der Sport. Wenn man menschlich miteinander auskommt, rauft man sich auch zusammen. Wenn es passt, werden alle zu unseren gallischen Kriegern.

Wie sieht es in der kommenden Saison aus. Sie machen weiter.

Eichmüller: Ich habe immer mal wieder überlegt, weil ich ja schon viel unterwegs bin. Aber es gibt keinen Grund, nicht weiter zu spielen. Ich liebe das einfach. Deswegen mache ich weiter.

Wie sieht jetzt die Pause aus, was macht das Team.

Eichmüller: In den ersten zwei, drei Wochen ist die Halle zur Trainingszeit geöffnet. Wer will, kann immer ein paar Körbe werfen. Mike wird sich zudem Zeit für jeden Einzelnen nehmen und Gespräche führen. Das Feedback ist wichtig, wir reden darüber was gut und was schlecht war.

Und was war gut oder schlecht bei Ihnen.

Eichmüller: Ich hätte gerne über die ganze Saison hinweg unserem Spiel mehr meinen Stempel aufgedrückt. Letzte Saison war meine Wurfquote besser. Ich kann gar nicht erklären, woran es lag. Aber ich habe 21 Spiele gemacht, war nie verletzt. Ich bin deshalb, denke ich, die Konstante im Team.

Und was muss das Team noch besser machen.

Eichmüller: Wir müssen zwischenmenschlich noch weiter zusammenwachsen. Wenn wir als Team auftreten, ist einiges möglich, das haben wir gezeigt. Es hat uns immer stark gemacht, dass immer ein anderer einen guten Tag hatte. Wenn einer einen schlechten Tag hatte, ist ein anderer in die Bresche gesprungen. Diese Mentalität müssen wir beibehalten.

Das Gespräch

führte Kevin Reichelt.
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