Pfaffenhofen
Vom Feld an die Seitenlinie

18.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:20 Uhr

Aufpassen, der Chef spricht: Dominic von Känel (rechts), hier im Gespräch mit den Athleten der Bayernauswahl Beach beim Bundespokal Beach in Damp an der Ostsee, ist Beachvolleyball-Landestrainer und hat schon einige Erfolge mitverantwortet. - Foto: von Känel

Der Pfaffenhofener Dominic von Känel arbeitet mit gerade einmal 23 Jahren als Bayerischer Landestrainer für Beachvolleyball - und das mit großen Erfolgen. Der frühere Spieler des MTV Pfaffenhofen hat seine Volleyball-Karriere an den Nagel gehängt, in Dachau trainiert er mittlerweile die Erste Herrenmannschaft. Im kommenden Jahr will er die Deutsche Meisterschaft im Beachvolleyball in seine Heimat holen.

Pfaffenhofen (PK) Mittlerweile kann Dominic von Känel vom Volleyball leben. Der einstige Spieler des MTV Pfaffenhofen hat zwar seine aktive Karriere beendet, ist seinem Sport aber treu geblieben. Als Trainer der Ersten Mannschaft des ASV Dachau, wo er auch den BVV-Leistungsstützpunkt leitet, sowie Bayerischer Landestrainer im Beachvolleyball hat er dafür aber auch gleich mehrere wichtige Ämter inne und einiges um die Ohren. "Ist ein bisschen was zu tun", sagt von Känel, der auch beim Bayerischen Volleyball-Verband (BVV) für die Kader zuständig ist. Spaß hat er aber dennoch.

Und vor allem hat er Erfolg, denn viel besser hätte sein erstes Amtsjahr als Landestrainer gar nicht laufen können. Am Ende der letzten Saison konnte von Känel bei den Deutschen Meisterschaften gleich mehrfach jubeln - unter anderem über den fünften Platz von Lukas Pfretzschner bei den Herren sowie den Titelgewinn von Simon Pfretzschner bei der U17-Meisterschaft und die Bronzemedaillen von Benedikt und Jonas Sagstetter bei der U 20-Konkurrenz. Ebenso siegten die beiden bei der U 19 und der U 18. Auch die weiblichen Starterinnen waren erfolgreich: Carina Malescha und Isabel Martin holten sich Bronze bei der U 18. "Das Jahr war mega erfolgreich", gibt von Känel zu. Die Saison sei eine der erfolgreichsten Spielzeiten für Bayerns Beachvolleyball-Nachwuchs gewesen. Und um genau diesen kümmert er sich als Landestrainer - sowohl bei den Mädchen als auch bei den Buben. "Wir trainieren zweimal die Woche in München. Zudem bin ich in ganz Bayern unterwegs, mache Lehrgänge oder Trainings in Nordbayern beispielsweise", erklärt er. Doch das ist noch lange nicht alles: "Natürlich steht auch die Betreuung bei den Deutschen Meisterschaften oder beim Bundespokal auf dem Programm."

Von Känel trainiert aber auch Hallen-Volleyball. Zur aktuellen Saison hat er die Erste Mannschaft des prestigeträchtigen ASV Dachau übernommen, nachdem er mit der Bayernliga-Mannschaft im Vorjahr aufgestiegen war. Seit 2014 ist er Trainer in Dachau, wo er in der Jugend angefangen hat. Heuer hat die U 18 ohne Satzverlust den Deutschen Meistertitel geholt, die U 20 wurde Zweiter. "Das spricht für unsere Jugendarbeit. Die U 18 hat beispielsweise im Laufe des Turniers nur maximal 18 Punkte zugelassen in einem Satz", sagt von Känel, der seit einigen Jahren zusammen mit Sepp Wolf die Jahrgänge 1999/2000 betreut. Ein Beweis für die starke Jugendarbeit zeigt sich bei der aktuellen Kaderzusammenstellung der Ersten Mannschaft, die in der dritten Liga antritt: Zehn Spieler sind unter 20 Jahre alt. Für den erst 23-jährigen Coach sicherlich kein Nachteil in Sachen Autorität. Er selbst habe dahin gehend aber kein Problem, sagt er: "Der Kern spielt seit der U 12 so zusammen. Sie kennen sich schon lange und kennen mich. Es läuft." Der Zusammenhalt sei auf dem Feld spürbar: "Da stehen nicht mehrere Spieler, die zusammengekauft wurden, sondern eine Mannschaft aus der eigenen Jugend. Die sind alle miteinander befreundet. Natürlich kann man da mal Blödsinn machen, aber wenn Training ist, dann wird voll motiviert gearbeitet." Sorgen hat er natürlich um die fehlende Erfahrung. "Uns könnte die Konstanz fehlen. Wir spielen aber hochklassigen Volleyball." Nach dem Abstieg vor zwei Jahren soll in den nächsten zwei Jahren die Rückkehr in die Zweite Liga gelingen. Auch die neue Saison begann gut, im Oktober wurde das Team des ASV Bayerischer Pokalsieger.

Selbst spielt der 23-Jährige nicht mehr, auch wenn es lange Zeit ein Traum war, in der Ersten Liga aufzulaufen: "Ich bin in diese Trainersache so reingerutscht. Ich habe immer selbst zweite Liga mitgespielt, aber auch die Arbeit als Co-Trainer hat sehr viel Spaß gemacht." Später habe die Trainertätigkeit dann immer mehr zeitlichen Aufwand gefordert. "Ich habe an mich selbst den Anspruch, dass wenn ich spiele, ich das auch gescheit mache. Wenn man als Trainer arbeitet, hat man eben nicht mehr die Zeit dazu", erklärt von Känel. Und wenn er nicht in der Ersten Liga spielt, vielleicht klappt das dann ja mal als Trainer.

Es war also eine aufregende Saison und ein aufregendes Jahr für den 23-Jährigen. "Es war schon sehr viel los, ja", gibt er zu. Sowohl Beachvolleyball als auch der Sport in der Halle laufen parallel: "Wir bilden beides aus, der Deutsche Volleyball-Verband hat die kombinierte Ausbildung eingeführt, sodass jeder Jugendspieler Beach und Halle spielen sollte."

Langweilig wird es auch im kommenden Jahr nicht. Mit dem ASV will er sich in der Dritten Liga beweisen, als Landestrainer will er den Verband und die Jugend in der Breite noch besser aufstellen, um auch in Zukunft weiterhin so erfolgreich zu sein.

Ein ganz besonderes Projekt wünscht er sich aber derweil noch in Pfaffenhofen. Schließlich hat von Känel beim MTV gespielt und lebt auch noch in Pfaffenhofen. Sein Traum wäre eine Deutsche Jugendmeisterschaft oder ein hochklassiges Beachvolleyballevent in seiner Heimatstadt zu haben.

"Ich bin ja auch noch Beachwart bei der Deutschen Volleyball-Jugend, dabei kümmere ich mich um die deutsche Jugendtour." Die großen Turniere allerdings finden weit weg von Bayern statt: "Die Tour ist sehr nordlastig. Der Bundespokal war an der Ostsee, die Deutsche Meisterschaft der U 19 in Kiel. Ich würde gerne etwas im Süden machen." Natürlich will er dabei auch den MTV mit ins Boot holen, mit Trainer Hannes Berger steht er sowieso regelmäßig im Kontakt, das erste Gespräch gab es bereits. Berger ist von der Idee nicht abgeneigt, will aber vereinsintern erst noch die Machbarkeit eines solchen Events prüfen. Deswegen gibt es noch nichts Handfestes: "Es ist ein Hirngespinst, noch wurde nichts geplant. Es wäre aber sehr cool, wenn das irgendwann mal klappt", so von Känel. Erinnerungen werden bei ihm dabei wach an 2009, als ein Masters-Turnier der Herren am Hauptplatz "mit Tribüne und aufgeschüttetem Sand" stattfand. "Solche Turniere können eine ganze Stadt faszinieren. Die Leute werden angezogen, es ist eine große Party. Da kommen viele Menschen, machen Stimmung und alles total fair", sagt er mit strahlenden Augen und fügt mit einem Lachen an: "Und auch die Spieler sind ganz normale Menschen."