Pfaffenhofen
Traum geht in Erfüllung

Die Pfaffenhofener Tischtennisspielerin Lena Kramm ist bei den Sommer-Paralympics dabei

30.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:22 Uhr

Lena Kramm ist als Nachrückerin für die Sommer-Paralympics in Rio de Janeiro nominiert worden. Die Pfaffenhofener Tischtennisspielerin fliegt heute nach Brasilien. - Foto: Doesseler

Pfaffenhofen (PK) Für die Pfaffenhofener Tischtennisspielerin Lena Kramm geht mit der Teilnahme an den Sommer-Paralympics in Rio de Janeiro ein Traum in Erfüllung. Die 19-Jährige fliegt bereits heute nach Brasilien, dabei erfuhr sie erst vor einer Woche, dass sie nachnominiert wurde.

Eigentlich hatte sich Lena Kramm schon damit abgefunden, in diesem Jahr nicht bei den Olympischen Spielen für Sportler mit Behinderung in Rio de Janeiro dabei zu sein. "Ich war zweite Nachrückerin und hatte mir nicht sonderlich große Chancen ausgerechnet. Das war auch in Ordnung, weil ich in den vergangenen vier Jahren zwar alles versucht hatte, mich zu qualifizieren, mein großes Ziel war aber Tokio 2020. Umso größer war natürlich die Freude, als der Anruf vor einer Woche kam", sagt die 19-Jährige, die von Geburt an halbseitig gelähmt ist (Hemiparese) und deshalb nur mit der linken Hand spielen kann.

Wegen des Ausschlusses der russischen Mannschaft im Zuge des Dopingskandals und der Absage der ersten Nachrückerin war der Weg für die Pfaffenhofenerin frei. "Ich war gerade mit meinem Heimtrainer Munir Jassem in der Halle und hatte eine Einheit, als mich der Bundestrainer Volker Ziegler anrief. Das Gefühl kann ich kaum beschreiben. Ich kann es immer noch nicht glauben, dass ich nach Rio fliege", sagt sie, die in der Weltrangliste an Position elf geführt wird. Von München geht es heute zunächst nach Frankfurt. Dort wird das deutsche Team von Bundespräsident Joachim Gauck nach Brasilien verabschiedet. Am 7. September findet die Eröffnungsfeier statt, bis dahin wird noch trainiert. Am 8. September beginnt auch gleich der Einzelwettbewerb. In einer von zwei Vierergruppen tritt Kramm gegen die besten Spielerinnen der Welt an. Jeweils die beiden Besten ziehen ins Halbfinale ein. "Es wird sicherlich eine richtig schöne Erfahrung. Ich bin einfach froh, dabei zu sein und werde alles geben", sagt sie. Respekt hat sie vor dem Gruppenduell mit einer Brasilianerin. "Ich habe ja bei den Olympischen Spielen gesehen, dass die Zuschauer nicht sonderlich fair waren und teilweise sogar beim Aufschlag gepfiffen haben. Das wird bestimmt spannend."

Nicht mit dabei sein wird die Familie von Lena Kramm. Wegen der kurzfristigen Nachnominierung wurde es zeitlich zu eng. "Wir sind ja insgesamt elf Tischtennisspieler und kennen uns alle sehr gut. Auch die Stimmung im Team ist hervorragend, deshalb ist das auch in Ordnung, wenn ich alleine nach Rio fliege", sagt die Pfaffenhofenerin, die auch schon für den MTV aufschlug, mittlerweile aber für den TSV Schwabhausen und den BSV München startet.

Als Nachrückerin musste sie sich trotz der Ungewissheit, ob sie dabei ist, akkreditieren lassen, damit es bei den Sommer-Paralympics keine bürokratischen Komplikationen gibt. Die Einkleidung wurde schnell noch am vergangenen Wochenende im Rahmen eines Lehrgangs vollzogen. "Das musste schnell gehen. Die meisten Sachen haben gepasst, das ging schon", sagt Lena Kramm und muss dann etwas lachen.

Neben den eigenen Wettkämpfen, die fast über die gesamte Dauer der Sommer-Paralympics bis zum 17. September andauern, wird sie auch versuchen, sich einige andere Sportarten und Sportstätten anzuschauen. "Auch die Stadt ist natürlich traumhaft. Ich werde mir bestimmt die Christusstatue ansehen und die Zeit dort so intensiv wie möglich genießen", sagt die Tischtennisspielerin.