Unterstall
Sophia kämpft sich weiter durch

Neunjährige Kickboxerin aus Unterstall gewinnt erneut Amateur-Weltmeistertitel

14.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:13 Uhr

Foto: Sebastian Hofmann

Unterstall/Ingolstadt (PK) Sie ist erst neun Jahre alt, aber schon zweifache Weltmeisterin. Sophia Halbeis aus Unterstall hat sich bei der Kickbox-WM in Hagen ihren zweiten großen Titel in der Kategorie Leichtkontakt bis 30 Kilogramm gesichert.

Zwei schnelle Schritte nach vorn, ein kräftiger Schlag in den Bauch, ein Schwinger gegen den Kopf. Und das war's. Tritte kamen gar nicht zum Einsatz. Keine zehn Sekunden hat es gedauert, bis der Richter den Kampf für beendet und Sophia Halbeis damit zur Weltmeisterin erklärt hat. Ihre Kontrahentin hält einen Handschuh schützend vors Gesicht und scheint froh, dass es vorbei ist. Die neunjährige Sophia Halbeis aus Unterstall ist damit die beste Kickboxerin bis 30 Kilogramm in der Kategorie Leichtkontakt, die der Verband WFMC zu bieten hat. Bis es so weit war, hat sie aber einigen unerwarteten Stress erdulden müssen.

Die Grundschülerin musste warten. Und warten. Und warten. Bei der Weltmeisterschaft des World-Fight-Sport-And-Martial-Arts-Council (WFMC) in Hagen (Metropolregion Rhein-Ruhr, Nordrhein-Westfalen) hatten sich insgesamt 1000 Kampfsportler angemeldet. In den Kategorien Kinder, Kadetten, Jugendliche und Erwachsene maßen sich die Besten des Verbandes. Dieser zählt zu den "vier Großen" auf der Welt, sagen Dardan und Gentian Morina. Der aktuelle mehrfache Profi-Weltmeister in fünf verschiedenen Verbänden und sein Bruder zeichnen für die Ausbildung der Unterstallerin verantwortlich. Seit fünf Jahren trainiert Sophia Halbeis mehrmals pro Woche bei Gentian Morina. Wie sich das für einen guten Trainer gehört, hat er seinen Schützling zum Wettkampf nach Hagen begleitet.

"Die Warterei hat bei Sophia schon Spuren hinterlassen", berichtet der 26-Jährige. "Irgendwann war sie vom vielen Rumsitzen ganz müde. Die Anspannung war ungewohnter Stress für sie." Zwar habe sie sich ein paar Kämpfe angeschaut, sei aber dennoch hauptsächlich auf ihre beiden eigenen Auftritte fokussiert gewesen. Der Wettkampf in Hagen sei in diesem Jahr sehr schlecht organisiert gewesen, klagt Morina, ständig hätten sich die Termine verschoben.

"Ich war schon ein bisschen aufgeregt vor dem ersten Kampf", sagt die Neunjährige, die eher schüchtern ist. Am Wettkampf selbst lag es nicht, hatte die Unterstallerin doch bereits vor zwei Jahren an einer WM teilgenommen - und diese auch gewonnen. Nein, es war das Nichtstun, das ihr zu schaffen machte. Wer ihr auf der Matte gegenüberstehen würde, wusste sie nicht. "Und das interessiert sie auch nie", sagt Trainer Morina und fügt lachend hinzu: "Sie geht einfach raus und kämpft, egal, gegen wen." Bei seinem Schützling betont er besonders stolz, dass man mit Sophia schon anders arbeiten könne als mit anderen gleichaltrigen Kindern. "Wir machen schon sehr viel mit Taktik und Schlagfolgen. Sie saugt alles auf, was man ihr beibringt, und setzt es sofort um."

Das sei auch der entscheidende Vorteil bei der Weltmeisterschaft in Hagen gewesen. Zwar habe auch Trainer Morina Sophias Gegnerinnen nicht gekannt, aber: "Ich habe deren Trainer belauscht", gibt er mit einem vielsagenden Grinsen zu. "Die haben ihren Mädchen gesagt: ,Schlag einfach zu.' Aber das ist Quatsch und hat mit kultiviertem Kampfsport nichts zu tun." Gentian Morina hat der Neunjährigen im Gegensatz dazu genau vorgegeben, wie sie auftreten solle. "Noch während des ersten Kampfes musste ich ihr sagen, dass sie nicht so fest zuschlagen soll. In ihrem Alter wird ja noch nicht mit Vollkontakt gekämpft." Der erste Kampf, zugleich das Halbfinale für Sophia, hat nicht ganz eine Minute gedauert. "Dann hat die Gegnerin aufgegeben. Sophia hat sie schlicht überrannt", beschreibt es Morina. Das Finale war, wie bereits beschrieben, sogar noch wesentlich kürzer. "Weil ich immer Vollgas gebe", sagt die Neunjährige mit einem Lächeln.

Seit ihrer Rückkehr aus Hagen hat der gewonnene Weltmeistergürtel einen Ehrenplatz bei Vater Markus Halbeis in der Arbeit. Dieser betreibt in Ingolstadt ein Fitnessstudio und hat dort im Eingangsbereich für die Trophäen seiner Tochter eine Vitrine errichtet. Die ist nun voll. Ob noch ein weiterer Gürtel dazukommt, scheint angesichts des Ehrgeizes der jungen Kämpferin nicht die Frage - viel eher, wann es denn so weit ist. In nächster Zeit stehen keine Kämpfe an. "Eigentlich hätte Sophia noch bei der Deutschen Meisterschaft starten wollen", berichtet Trainer Morina. "Aber das haben wir jetzt mal abgesagt, schließlich ist sie ja schon Weltmeisterin."