Ingolstadt
Sechzger mit Sammelsucht

Der Ingolstädter Peter Schaffer ist glühender Fan des TSV 1860 München und hat 1812 Fan-Utensilien im Keller

03.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:52 Uhr

Foto: DK

Ingolstadt (PK) Fast schon mit Ehrfurcht in der Stimme spricht Peter Schaffer. "Hier entlang", sagt der 46-Jährige. Dann öffnet er die Tür zu einem Kellerraum seines Ingolstädter Hauses und betritt sein "kleines Reich", wie er es liebevoll nennt. Zwei Neonröhren an der Decke spenden schummrig-weißes Licht, der gesamte Raum jedoch erstrahlt in Blau. Denn an der Decke, den Wänden, auf Schränken, in Vitrinen und auf dem Boden hat Schaffer unzählige Fan-Artikel und Exponate des TSV 1860 München zusammengetragen - alles Stücke "seiner Sechzger".

Im Jahr 2009 begann der begeisterte Löwen-Fan mit dem Sammeln. Fußbälle, Anstecknadeln, Schals, Gläser und Bierkrüge, Wimpel, Trikots, Schlüsselanhänger - es gibt nichts, was es in Schaffers Sammlung nicht gibt. Das erste Stück stammt von seinem Großvater: eine massive Zinntafel. "Sie ist vielleicht nicht das schönste Stück meiner Sammlung, aber hat eine große Bedeutung für mich", sagt der 46-Jährige. Seitdem treibt Schaffer die Sammlerleidenschaft. Wenn irgendwo in der Region ein Flohmarkt stattfindet - Schaffer fährt hin und stöbert zwischen alten Lampenschirmen und Lederjacken nach neuen Stücken für seinen Keller. "Man findet immer etwas."

Auch im Internet sucht der Ingolstädter stets nach neuen Sechzger-Exponaten. "Es gibt Tauschbörsen und Gruppen für Sammler, auch auf Auktionsplattformen steigert Schaffer kräftig mit - allerdings nicht um jeden Preis. "Manche Stücke werden derart teuer angeboten, dass es unvernünftig wäre. Aber solche Fälle ärgern mich natürlich schon." Auch den aktuellen Katalog des Klubs hat Schaffer natürlich immer zur Hand und bestellt fleißig Nachschub für seine Sammlung. Beeindruckende 1812 Stücke hat er bisher zusammengetragen. "Das 1860. Stück wird natürlich einen besonderen Platz bekommen, auch wenn ich noch nicht weiß, was es sein wird." Die nächste Zielmarke hat Schaffer auch schon im Blick: "Im Jahr 1966 feierten die Löwen ihre letzte Meisterschaft, ich will also natürlich auch irgendwann mein 1966. Stück in die Vitrine stellen."

Danach soll aber noch lange nicht Schluss sein. "Ich werde so lange weitersammeln, wie es geht und wie ich Spaß daran habe", sagt der Ingolstädter, der lange Jahre als Bestatter arbeitete, den Job aber dann aufgrund körperlicher Probleme aufgeben musste. Heute ist Schaffer gelegentlich als Hausmeister tätig - und hat viel Zeit, um sich seiner Sammlung zu widmen. "Manchmal, wenn ich Stress habe oder es mir nicht so gut geht, komme ich hier runter. Dann lasse ich den Raum und alle Stücke auf mich wirken, schwelge in vielen Erinnerungen. Das macht den Kopf frei", sagt er.

Den Wert seiner Sammlung schätzt Schaffer auf einen fünfstelligen Eurobetrag. "Da sich irgendwann herumsprach, was alles bei mir im Keller steht, habe ich eine zusätzliche Versicherung abgeschlossen und neue Fenstersicherungen eingebaut. Manche Leute kommen ja auf merkwürdige Ideen." Daher will Schaffer seinen Löwen-Schatz natürlich immer sicher behütet wissen.

Fan der Löwen wurde Schaffer auf dem klassischen Wege: "Ich stamme gewissermaßen aus einer Löwen-Dynastie. Schon mein Großvater und mein Vater waren Sechzger. Sie haben mich als kleinen Jungen auch mit ins Stadion genommen." Früher fuhr der Ingolstädter fast zu jedem Auswärtsspiel, das ist mittlerweile weniger geworden. "Die Familie will mich ja auch ab und an einmal sehen", schmunzelt der 46-Jährige. Die Dauerkarte für die Allianz-Arena ist aber natürlich obligatorisch.

Seine Tochter allerdings ist großer Fan des FC Ingolstadt. "Ich darf und will das ja auch niemandem aufzwingen. Sie soll selbst entscheiden, welchem Verein sie die Daumen drückt. Solange es nicht die Roten sind", scherzt der 46-Jährige. "Aber selbst das müsste ich dann irgendwie ertragen, auch wenn es schwer wäre." Von der Sammelsucht ihres Vaters hat sich Schaffers 17-jährige Tochter allerdings sehr wohl anstecken lassen. Im Wohnzimmer und im Flur stehen bereits zwei Vitrinen mit Fan-Utensilien des FC Ingolstadt. "Ich war auch einige Male gemeinsam mit ihr im Stadion, aber ich weiß nicht. Einmal Löwe, immer Löwe", sagt Schaffer.

Die gegenwärtige Situation bei seinem Herzensverein allerdings macht dem Ingolstädter Sorgen. "Man macht sich schon Gedanken, wie es weitergeht. Der Abstieg wäre eine Katastrophe für den Verein. Seit der ehemalige Präsident Karl-Heinz Wildmoser nicht mehr da ist, ist alles den Bach heruntergegangen." Den mittlerweile verstorbenen Klubchef traf Schaffer einst auch persönlich. "Wir sind uns vor vielen Jahren nach einem Spiel im Stadion an der Grünwalder Straße im Lokal begegnet. Ich bin dann sofort zum Auto gerannt, habe einen Wimpel geholt und ihn signieren lassen. Ich erinnere mich heute noch genau daran, er war ein besonderer Mann, der viel für den Verein geleistet hat."

Den umstrittenen Investor Hasan Ismaik sieht Schaffer kritisch. "Er redet von einem neuen Stadion. Aber das glaube ich erst, wenn ich es sehe. Vielmehr sollte erst einmal alles dafür gegeben werden, irgendwie die Klasse zu halten." Auf eine erneute Relegation hat Schaffer keine Lust: "Da bin ich im vergangenen Jahr schon mindestens fünf Jahre gealtert, in den Spielen."

Um die Liga zu halten, "müssen wir nach dem Erfolg gegen St. Pauli nun unbedingt gegen Paderborn gewinnen", sagt Schaffer. "Bierofka ist ein echter Löwe und wäre ein Trainer für die Zukunft, aber er wird ja leider nur bis Saisonende bleiben. Wichtig ist aber vor allem, dass endlich wieder Ruhe in den Verein kommt. Und dass die Jungs den Löwen-Kampfgeist wiederentdecken. Wir brauchen Löwen mit Biss und keine Schmusekatzen."