Pfaffenhofen
Provokation oder klare Linie?

Wolfgang Inderwies muss sich weiter Kritik gefallen lassen, bekommt aber auch Rückendeckung

30.06.2015 | Stand 02.12.2020, 21:07 Uhr

Pfaffenhofen (PK) Provokation, Beleidigung, Spielmanipulation? Oder ist Christoph Bauer mit seinen Anschuldigungen gegen Schiedsrichter Wolfgang Inderwies zu weit gegangen? Per Leserbrief und in den sozialen Netzwerken haben sich aktive und ehemalige Sportler, Funktionäre und Beobachter klar positioniert.

Der frühere Karlskroner Spielertrainer Bauer hatte Inderwies Provokation, Machtmissbrauch und Spielmanipulation vorgeworfen. Zustimmung bekommt Bauer von Manfred Kroll. Der war jahrelang Fußballabteilungsleiter beim SV Zuchering und erinnert sich sogar an ein recht konkretes Erlebnis mit Inderwies: Das Auswärtsspiel seines Vereins in Reichertshausen im vergangenen September. „Auch wir wurden von diesem ,Unparteiischen‘ bereits regelrecht verschaukelt und mussten seine Provokationen und kaum nachvollziehbaren Entscheidungen ertragen“, sagt Kroll. Obwohl beide Mannschaften energischen Einsatz gezeigt hätten, seien nur Spieler des SV Zuchering vom Platz geflogen. „Reichertshausen bekam keine einzige Karte“, schreibt Kroll. „Als Krönung warf Inderwies einem Zuschauer nach dessen sachlicher Kritik seine Pfeife vor die Füße und verwies darüber hinaus unseren Betreuer theatralisch vom Sportplatz.“ Der Ex-Funktionär glaubt, dass da Absicht dahintersteckt. „Für mich macht es den Eindruck, dass es Schiedsrichter Inderwies – er pfeift für Uttenhofen und scheint vor allem den Vereinen der Region Pfaffenhofen sehr verbunden – gerade den Klubs aus Ingolstadt und dem näheren Umland ,zeigen‘ möchte.“

Auf die Beschwerde bei der Kreisspielleitung habe sein Verein die Antwort bekommen, dass Inderwies für solches Verhalten bekannt ist und einfach so sei. Zumindest sei den Zucheringern aber zugesichert worden, dass er so bald nicht mehr für ihre Spiele eingeteilt werde. „Auch eine Art Eingeständnis“, findet Kroll. „Durch ein derartiges Verhalten wie von Schiedsrichter Inderwies entstehen den Vereinen – trotz Gegendarstellung – unnötige Kosten vor dem Sportgericht; für den Verantwortlichen gibt es keine Konsequenzen.“ Solche Leute würden dem Fußball einen Bärendienst erweisen: Schließlich würden auch die Spieler ihre Freizeit für den Sport opfern. „Wer aber vom allmächtigen Schiedsrichter so behandelt wird, verliert bald die Lust am Fußball. Natürlich gestehe ich Unparteiischen auch Fehler zu, aber eine solch offensichtliche Einflussnahme habe ich in meiner langen Laufbahn noch nie zuvor erlebt. Und überdies: Arroganz, Überheblichkeit und Provokationen haben auf dem Fußballplatz nichts verloren – schon gar nicht vonseiten eines Schiedsrichters mit mehr als 1000 Spielen in 30 Jahren.“

Unterstützung bekommt Inderwies dagegen von Schiedsrichterobmann Albert Schnell und dem Kreisvorsitzenden des Bayerischen Fußballverbands, Horst Kaindl. Das Zitat „Mir ist aber bekannt, dass er manchmal über die Stränge schlägt“ (PK vom 27./28. Juni) will Schnell nun plötzlich überhaupt nicht gesagt haben. Er habe lediglich darauf hingewiesen, dass er bisweilen generell Beschwerden von Vereinen gegenüber Schiedsrichtern erhalte. In den allermeisten Fällen könnten solche Beschwerden aber nicht mit Fehlentscheidungen oder Regelverstößen des jeweiligen Unparteiischen begründet werden, sondern würden lediglich auf einem Gefühl der Ungleichbehandlung basieren. „Wenn denn ein Schiedsrichter tatsächlich eine Verfehlung begeht, steht der Weg zum Sportgericht offen. Da solche Anzeigen äußerst selten sind, ist davon auszugehen, dass alle unsere Schiedsrichter ihr Ehrenamt mit größtmöglicher Gewissenhaftigkeit ausüben“, sagt Schnell. „Ich kenne keinen Schiedsrichter bei uns, der absichtlich falsch pfeift.“ So viel räumt Schnell aber schon ein: „Wolfgang Inderwies sei aber nun eben kein Schiedsrichter, der sich alles gefallen lässt, sondern im Bedarfsfall auch härter durchgreift.“ Allerdings zeige die Saisonstatistik von Inderwies, dass er im Durchschnitt keine drei Verwarnungen pro Spiel ausgesprochen habe, in vier Partien sei er gänzlich ohne persönliche Strafen ausgekommen.

Horst Kaindl ist der Meinung, dass Christoph Bauers Anschuldigungen den Schiedsrichtern allgemein und auch dem gesamten Fußball schaden. „Wolfgang Inderwies leitet schon seit Jahren zig Spiele, in denen er sich sicher nicht alles gefallen lässt“, schreibt Kaindl in seiner Stellungnahme. Die oft subjektiv empfundenen Benachteiligungen würden sich objektiv oft als unbegründet herausstellen.

Auch in den sozialen Netzwerken hat unser Artikel viel Wirbel erzeugt. Er wurde so oft geteilt, dass er knapp 23 000 Nutzer erreicht hat, aus den mehr als 20 Kommentaren entstanden mehrere, teils längere Diskussionen. Die Mehrheit der User pflichtet Christoph Bauer bei. Unterstützung bekommt der umstrittene Schiri nur von einem: „Ich kenne den Wolfgang Inderwies seit circa 35 Jahren. Er hat mich circa 100-mal gepfiffen und es gab nie etwas Negatives“, schreibt er. Alle anderen Kommentare lesen sich da ganz anders. „Die Vorwürfe sind noch untertrieben. Der Herr I. ist eine absolute Schande für die Schiedsrichterzunft“, schreibt ein weiterer User. Andere bewundern Bauers Mut: „Endlich hat sich mal jemand getraut, das öffentlich zu machen, was auf Spieler- und Trainerebene schon lange bekannt ist.“ Bauer sei lediglich ein Trainer, der wisse, wie viel Zeit es bedarf, eine Mannschaft einzustellen. „Dies kann und darf nicht durch die Willkür eines Einzelnen zerstört werden.“ Gerade der Zeitpunkt, nach dem Gewinn der Meisterschaft, verleihe der Aussage noch mehr Nachdruck. „Respekt! Leider wird das aber nicht viel ändern.“ Es gibt aber nicht nur ernst gemeinte Kommentare. Einer kommt zu dem Schluss: „Der kann vielleicht seinem Hund pfeifen – aber mehr nicht.“