Scheyern
Niedrigere Ansprüche, mehr Vollgas

Starker Start, schwache Schlussphase: Scheyerns Trainer Philipp Testera zieht ein Fazit zur Winterpause

24.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:10 Uhr
Blick zurück: Für Philipp Testera endete das erste halbe Jahr als Trainer der Ersten Mannschaft des ST Scheyern mit einer Negativserie, sein Fazit fällt aber aufgrund des starken Saisonstarts nicht gänzlich negativ aus. −Foto: Stolle

Scheyern (PK) Mit großen Ambitionen aber auch einigen Änderungen ist der ST Scheyern in die Saison in der Fußball-Kreisliga 2 gestartet. Nach dem Scheitern in der Relegation und dem damit verbundenen Abstieg aus der Bezirksliga übernahm Philipp Testera das Traineramt von Jürgen Schlemmer. Der Kader blieb fast zusammen, drei Stammkräfte verließen den Verein.

Zunächst schien es so, als könne der STS direkt den Wiederaufstieg ins Auge fassen. Nach zuletzt sieben Spielen ohne Sieg ist der Bezirksligazug aber abgefahren. Nun steht der wohlverdiente Urlaub an, am 14. Februar startet das Team in die Vorbereitung. Testera spricht im Interview über die bisherige Saison, hohe Ansprüche beim STS und die Folgen eines Umbruchs.

 

 

"Das ist eine gewisse Intensität, die einfach verloren gegangen ist. Da müssen wir alle gemeinsam wieder hinkommen, das fängt im Training schon an. Es muss deutlicher scheppern."

 

 

Herr Testera, 24 Punkte nach 16 Spielen bedeuten Rang sieben. Wie fällt das Fazit nach der ersten Saisonhälfte aus?

Philipp Testera: Mit der Punkteausbeute können wir natürlich nicht zufrieden sein. Wir haben eigentlich mit einem Remis und vier Siegen gut losgelegt, sind super aus den Startlöchern gekommen. Nach der dritten Relegation in Folge waren wir relativ fit in der Vorbereitung, hatten eine bombastische Frühform. Das war aber schon fast zu früh, auch konditionell. Hinten raus hat es dann ein bisschen an Luft gefehlt. Wir haben die letzten sieben Spiele nicht gewonnen, das ist nicht unser Anspruch.

 

Sie haben es schon angesprochen: Dreimal in Folge spielte der STS zuletzt in der Relegation. Zweimal um den Aufstieg, einmal gegen den Abstieg: Hängt die Negativserie auch damit zusammen?

Testera: Natürlich. Drei Relegationen in Folge zehren an jeder Mannschaft, das ist doch klar. Noch dazu hat man gemerkt, dass nach dem Spiel beim FSV Pfafefnhofen die Luft raus war, das war das Highlight der Saison. Danach ging es mental und körperlich bergab, außerdem hatten wir einfach viele Verletzte. So kommt das ganze dann zustande. Außerdem haben uns mit Alexander Sulzberger, Michael Frank und Mathias Hoiß die drei Wortführer der Mannschaft verlassen.

 

Gab es denn Spieler, die diese drei Abgänge auf und neben dem Platz ersetzt haben?

Testera: Natürlich musste jemand das tun. Mit unseren drei Spielführern Stefan Brandstetter, Daniel Koller und Julian von Känel haben wir solche Spieler. Die drei gehen immer voran. Dennoch würde ich mir noch mehr Verantwortungsbewusstsein wünschen.

 

Ist die Mannschaft insgesamt einfach zu leise?

Testera: Ja. Du merkst, dass vielen jungen Spielern natürlich auch die Erfahrung einfach fehlt. Auf dem Platz sind wir deutlich zu leise. Da ist dann niemand, der das Heft in die Hand nimmt und das Ruder rumreißt. Sulzberger, Frank und Hoiß haben die Zweikämpfe dann schon sehr körperbetont geführt. Nie unfair, aber das waren Zeichen. Das ist eine gewisse Intensität, die einfach verloren gegangen ist. Da müssen wir alle gemeinsam wieder hinkommen, das fängt im Training schon an. Es muss deutlicher scheppern.

 

Die Ansprüche dürften nach einer Saison in der Bezirksliga und drei Relegationen in Folge allerdings höher sein als Rang sieben.

Testera: Bei manch einem ist die Enttäuschung schon zu spüren. Aus manch einer Zuschauerecke heißt es, dass wir Erster werden müssen, weil wir ja von oben runtergekommen sind. Aber man muss auch sehen, was alles passiert ist. Hier ist ein neuer Trainer, dazu die Relegationen und die Abgänge. Das muss sich einspielen. Dass es da so eine Phase wie derzeit gibt, ist klar. Wir haben in Scheyern nicht die Situation, dass wir solche Abgänge mit Spielern auffangen, die Geld kosten. Da sollten wir vielleicht die Ansprüche ein wenig herunterschrauben. Scheyern muss in der Kreisliga nicht zwingend ein Meisterschaftskandidat sein.

 

Nach dem Abschied von Jürgen Schlemmer war es für Sie das erste halbe Jahr als Coach der Ersten Mannschaft. Wie fällt das persönliche Fazit aus?

Testera: Wir haben viel trainiert. Das zeigt sich auch daran, dass wir konditionell immer auf der Höhe waren und bis zur letzten Sekunde mithalten konnten. Wer mich persönlich und meinen Ehrgeiz kennt, weiß, dass es mir nach einer Serie mit sieben Spielen ohne Sieg nicht gut geht. Ich hätte gerne fünf bis sieben Punkte mehr. Es gibt für mich nur Vollgas.

 

Über den Aufstieg braucht man nach dieser Phase zuletzt nicht mehr reden, oder?

Testera: Nein.

 

Was sind dann die Ziele für die Restrunde?

Testera: Wir müssen schleunigst schauen, dass wir die Tugenden, die wir zuletzt haben vermissen lassen, wieder auf den Platz bringen. Das heißt, die Mannschaft verteidigt und greift gemeinsam an. Außerdem wollen wir wieder Fußball spielen. Zuletzt haben wir meist nur lange Bälle mit den besten Wünschen an unsere Stürmer geschlagen, das darf nicht unsere Spielweise sein. Auf uns wartet harte Arbeit auf dem Platz. Auch die Zweikampfführung muss sich ändern, die Grundaggressivität muss zurückkehren. Offensiv sollen wir dann unsere Ballbesitzphasen noch besser ausspielen. Wenn wir das machen, kommen die Punkte von alleine, dann können wir das Ruder rumreißen.

 

Das Gespräch führte

Kevin Reichelt.