Pfaffenhofen
Jetzt erst recht

Daniel Kühn über die Zeit nach seinem Crash und die Rückkehr auf ein noch höheres Niveau

28.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:45 Uhr

Kleiner Kampfzwerg: Kühns Renault Clio RS hat 220 PS und damit ordentlich Feuer unter der Haube. - Foto: Janek Neubert

Pfaffenhofen (wff) Ein greller Pfeifton erinnert Daniel Kühn hin und wieder an einen der schlimmsten Momente seines Lebens. Immer nämlich, wenn er am Flughafen den Sicherheitscheck absolviert, schlagen die Metalldetektoren an.

Sein "Mitbringsel" ist jedoch harmlos - das Lendenwirbelimplantat, bestehend aus Titan, bewahrte ihn vor rund 18 Monaten vor lebenslangen Schmerzen und vielleicht sogar vor dem Rollstuhl.

Was damals in Deggendorf, bei einer Rallye Sprint-Veranstaltung, passiert war: Kühn trieb es mit seinem Fahrzeug in eine Böschung, sodass der Renault Clio RS mit Kühn und Beifahrerin Julia Spielhart aufsetzte - zu hart für Kühns Rückgrat. Zwei Operationen an einem gebrochenen Lendenwirbel waren notwendig und noch im Krankenhaus habe er sich geschworen, nun erst recht voll anzugreifen, erinnert sich der Pfaffenhofener: "Das kann es noch nicht gewesen sein - so ging es mir durch den Kopf."

Was Kühn mit "voller Angriff" meinte, verblüffte fortan so manchen Insider des Rallyesports: Nicht etwa auf dem gleichen Level, wie vor dem verheerenden Unfall, wollte er zurückkehren - vielmehr sollte sein Comeback in der ADAC-Rallye-Masters-Serie stattfinden. Vom Niveau einer Deutschen Meisterschaft könne man hierbei sprechen, wie der selbstständige Dienstleister für Bühnentechnik ausführt: "Das ist, wie wenn du als Fußballspieler von der Landesliga in die Bundesliga wechselst."

Solch ein Schritt bedeutet ohnehin ein großes Wagnis - erst recht jedoch in Kühns Situation: Schließlich galt es erst einmal gesund zu werden, bevor er sich um das beschädigte Auto kümmern konnte. Im Jahr 2017 komplett zu pausieren war so die folgerichtige, weil einzig vernünftige Entscheidung. Indes habe er rund 800 Arbeitsstunden für die Rückkehr in den Rennsport investiert, betont der Rennpilot: "Ununterbrochen bin ich von Pfaffenhofen in die Nähe von Regensburg, zu Christian Allkofers Werkstatt gependelt - mit dem Ziel, zusammen mit meinem Chefmechaniker den Renault möglichst perfekt für den Saisonstart vorzubereiten."

Sehr zufrieden sei er mit dem Ergebnis der vielen Arbeitstage, sagt der 29-Jährige - so scheint für das kommende Wochenende alles angerichtet zu sein. Dann nämlich wird Daniel Kühn mit Beifahrerin Karina Petrusch im saarländischen St. Wendel in das Unternehmen "ADAC-Rallye-Masters-2018" starten. Mit der Wahl seiner Co-Pilotin, die aus Lutherstadt Wittenberg (Sachsen Anhalt) stammt, zeigt sich der Pfaffenhofener derweil sehr glücklich: "Vorletztes Jahr, bei einem gemeinsamen Renneinsatz, harmonierten wir auf Anhieb perfekt - zudem ist Karina sehr erfahren." Wenn man wiederum Kühn dieser Tage nach seiner Gefühlslage fragt, gewährt er folgenden Einblick: "Ich spüre gerade eine Mixtur aus Anspannung und Vorfreude - denn am Anfang der Saison weiß man nie, wo man steht. Alles dafür getan zu haben, um auf den Tag X optimal vorbereitet zu sein, macht mich und Karina jedoch sehr zuversichtlich - so hoffen wir auf einen guten Start."