Wolnzach
Im Osten etwas Neues

TSV-Basketballer Filip Schinhammer studiert derzeit in Tschechien inklusive sportlicher Weiterbildung

06.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:06 Uhr

Bald wieder am Ball: Filip Schinhammer kehrt nach seinen Auslandssemester in Tschechien nächste Woche zum TSV Wolnzach zurück. In Brünn durfte er bei einem Erstligisten trainieren und dabei einiges dazulernen. - Foto: Urban

Wolnzach (PK) Zwei Spiele konnte Filip Schinhammer für die Regionalliga-Basketballer des TSV Wolnzach in dieser Saison erst absolvieren. Natürlich nicht ohne Grund, denn der eigentliche Stammspieler lebt derzeit in Tschechien. Dort absolviert er ein Auslandssemester. Aber nicht nur das.

Auslandssemester im Studium - das klingt zunächst mal nach den USA oder Australien, nach Shanghai oder Japan, nach Mexiko oder Kanada, nach großer weiter Welt. Filip Schinhammer vom TSV Wolnzach hat es nach Tschechien verschlagen. Nach Brünn, die zweitgrößte Stadt des Landes. Untypisch für ein Auslandssemester, aber logisch aus Sicht des 21-Jährigen, der in Geisenfeld wohnt und in Regensburg Internationale Volkswirtschaft studiert. "Das Studium ist auf den Schwerpunkt Ost- und Mitteleuropa ausgelegt, ich hatte im ersten und zweiten Semester ein paar Sprachkurse für die tschechische Sprache." Da war der Schritt nach Brünn absolut verständlich.

Damit einher ging aber auch eine halbjährige Pause beim TSV Wolnzach, dort hat er den Saisonauftakt der Basketballer verpasst. Umso bitterer, nachdem Schinhammer beim Aufstieg noch eine der tragenden Säulen war. "Das war schon komisch im Sommer. Ich habe mit den Jungs trainiert, aber ich wusste, dass ich lange fehle. Ich wäre gerne dabei gewesen, aber es ist ja auch gut gelaufen bisher", sagt er mit Blick auf den aktuellen Saisonverlauf.

Schinhammer bezeichnet sich selbst als Wolnzacher, zumindest sportlich. "Ich spiele ja fast schon immer bei Wolnzach", sagt Schinhammer. Mit sieben Jahren begann er beim TSV, durch eine Doppellizenz durfte er zwischenzeitlich für Schwabing in der U 16-Bundesliga und Dingolfing in der U 19-Bundesliga auflaufen. Sportliche Heimat war und ist aber Wolnzach. Umso größer war die Freude, als der Aufstieg gelang: "Das war schon ein Riesending." Wie sehr es ihn juckt, auch wieder in Wolnzach zu spielen, hat bei seinen beiden Einsätzen in der 2. Regionalliga bewiesen, gegen Würzburg erzielte er 13 Punkte, gegen Chemnitz steuerte er 20 Zähler bei.

Umso besser, dass er sich in Tschechien auch sportlich weiterbilden kann. Denn in Brünn trainiert Schinhammer beim tschechischen Erstligisten. "Ich habe mich im Vorfeld schon darum gekümmert und einfach mal angefragt", schildert der 21-Jährige. "mir war klar, ohne Basketball gehe ich ein." Spielen darf er in Brünn zwar nicht, doch auch das Training bringt ihn nach vorne. Acht bis zwölf Einheiten stehen pro Woche auf dem Programm, da geht es auch schon mal am Morgen in die Halle zum Training - noch vor den Vorlesungen. "In Wolnzach trainieren wir zweimal in der Woche", vergleicht Schinhammer. Zudem sei das Spiel in Tschechien viel intensiver und physischer. "Das Training ist viel härter. Aber da wird eben auch einfach mal stupide eineinhalb Stunden nur geworfen, der Wurf wird aber merklich stabiler." In Wolnzach ist das zeitbedingt nicht möglich. Auch ansonsten ist das Training anders: "Das Niveau ist natürlich höher, man kann das hier mit einem Drittligateam vergleichen, denke ich. Spielerisch und gedanklich geht hier alles einen Tick schneller, das musste ich lernen." Beispielsweise werden in Brünn 35 Angriffssysteme durchlaufen, in Wolnzach ist es ein Bruchteil davon. Aus Zeitgründen kann Trainer Mike Urban mit seinem Team nicht mehr einstudieren. Zum einen liegt es dabei an der Hallenzeit, zum anderen natürlich daran, dass viele Spieler berufstätig sind und nach Wolnzach pendeln.

Das viele Üben hat sich für Schinhammer schon bemerkbar gemacht: "Ich habe mehr Muskeln aufgebaut und auch an Masse zugelegt", betont er. Seinen Trainer freut es: "Das schadet nicht, er ist grundsätzlich nicht der athletischste Spieler in der Vergangenheit gewesen. Fil kam immer eher über sein Ballgefühl und seine Technik." Auch die Kreativität und Lernfähigkeit seines Schützlings lobt er. "Er ist jemand, den man aufgrund seiner Teamfähigkeit gerne dabei hat. Dass er nun an seiner Physis arbeitet, gefällt mir sehr gut", sagt Urban. Diesen Unterschied habe er auch schon in den beiden Partien gegen Würzburg und Chemnitz bemerkt. Mit dem Trainer hat der Shooting Guard auch schon ein wenig über taktische Dinge gesprochen. "Wir müssen aber sehen, was sich zeitlich machen und bei uns integrieren lässt", sagen beide. Urban ergänzt: "Für unsere Mittel spielen wir, glaube ich, schon einen sehr ansehnlichen Ball. Das ist aber auch unser Anspruch."

Schinhammers Rückkehr nach Wolnzach ist schon für nächste Woche angepeilt, ein paar Monate eher als gedacht. "Das Semester geht bis Februar, aber die Prüfungen sind alle vor Weihnachten", erklärt er. Das wird allen Beteiligten recht sein. "Es ist der Plan, dass ich das letzte Spiel vor der Winterpause noch machen kann." Am 16. Dezember empfängt der TSV den Gegner aus Nördlingen, Schinhammer wäre gerne mit dabei. Dann will er das Gelernte noch besser umsetzen als zuletzt. "Ich habe schon gemerkt, dass ich intensiver spiele und dem Team mehr Energie mitgebe. Ich habe Sachen gelernt, auf die ich vorher gar nicht geachtet habe", sagt er und fügt an: "Mein Wurf sitzt jetzt. Ich will dem Team mehr Führung geben und weiter so helfen, wie zuletzt." Selbstbewusste Worte, denen er auch zurück in der Hallertau Taten folgen lassen will: "Ich will weiter an mir arbeiten, selbst mehr trainieren und mich weiterentwickeln." So ganz nebenbei wird er dann noch die letzten zwei Semester seines Bachelor-Studiums vollenden. Dann war der Aufenthalt in Brünn eine absolut erfolgreiche Bildungsreise, in doppelter Hinsicht.