Pfaffenhofen
"Ich genieße die freie Zeit"

Harald Maier ist in seiner Pause dem Fußball als Zuschauer treu - Rückkehr als Trainer möglich

21.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:47 Uhr
Harald Maier, ehemaliger Trainer des TSV Wolnzach und TSV Jetzendorf −Foto: Stolle

Rohrbach (PK) Sechs Spielzeiten beim TSV Wolnzach, drei Saisons beim TSV Jetzendorf: Von 2008 bis 2016 stand Harald Maier immer an der Seitenlinie der Fußballplätze in der Region. Nach seinem Rücktritt als Coach des TSV Jetzendorf, mit dem er zweimal in der Relegation am Landesligaaufstieg scheiterte, kündigte er eine einjährige Pause an.

Mittlerweile ist es eine auf unbestimmt Zeit. Der Familienvater genießt die Zeit, wie er im Interview erklärt.
 
Der 40-Jährige hat in seiner Pause zunächst den Abstand zum Fußball gesucht, mittlerweile ist er wieder auf den Plätzen der Region zu sehen. Als Zuschauer.
 
Eine Rückkehr schließt er aber nicht aus. Im Interview verrät er außerdem, wieso er mittlerweile häufiger auf dem Tennisplatz steht und spricht über Veränderungen im Fußball.

 

 

"Ich werde zurückkehren auf den Fußballplatz, da bin ich mir sicher. Als was auch immer."

 

 

Herr Maier, 2016 haben Sie als Trainer in Jetzendorf aufgehört. Damals mit der Ankündigung, ein Jahr zu pausieren. Daraus ist nun ein bisschen mehr geworden. Wie sah die Pause bisher aus?

Maier: Das erste halbe Jahr habe ich komplett Pause gemacht. Ich habe eigentlich gedacht, dass ich mehr Fußballspiele anschauen würde, aber ich habe es nicht gemacht. Ich habe wirklich abschalten müssen. Zwei Spiele habe ich gesehen, einmal Jetzendorf und einmal Rohrbach. In der Rückrunde ist es dann ein wenig mehr geworden. In der Hinrunde dieser Saison habe ich dann schon öfter zugeschaut. Vor allem bei meinen Jungs, wie Daniel Stampfl in Gerolsbach. Oder auch in Wolnzach, wo ich noch viele Freunde habe. Rohrbach ist mein Heimatverein, vom FSV Pfaffenhofen kenne ich einige Spieler aus Jetzendorf.

 

Aber es kribbelt nicht, dass Sie selbst wieder an der Linie stehen?

Maier: Das ist eine der schwierigsten Fragen überhaupt. Kribbeln tut es immer. Es ist aber so, dass es viele positive Sachen an der Pause gibt.

 

Zum Beispiel?

Maier: Ja, der Stress geht mir nicht ab, das gebe ich ganz ehrlich zu. Ich weiß gar nicht, wie es manchmal funktioniert hat. Ich habe einen stressigen Job, zudem auch Familie und trotzdem habe ich es immer so gelegt, dass es klappt. Es sind manche Freundschaften zu kurz gekommen, das ist mir klar. Aber es gibt auch Sachen, die fehlen.

 

Und zwar?

Maier: Dieses Zusammengehörigkeitsgefühl, zusammen etwas erreichen, auf ein Ziel hinarbeiten. Dieses Gefühl, wenn man gewinnt. Das alles geht einem ab, aber vor allem dieser Zusammenhalt. Das war bei all meinen ehemaligen Vereinen so. Damals als Spieler in Pfaffenhofen und Rohrbach, aber auch als Trainer in Wolnzach und Jetzendorf. Deshalb habe ich mich so wohl gefühlt. Aber es gibt wirklich auch viele Vorteile an der Pause.

 

Die Familie wird es freuen.

Maier: Natürlich. Ich genieße die freie Zeit. Meine Frau und meine zwei Mädels auch. Als ich zu Hause gesagt habe, dass ich ein Interview zum Fußball gebe, hat meine Tochter gleich gesagt: ,Kein Trainer, ge!' Die genießen auch, dass der Papa mehr Zeit hat.

 

Eine Rückkehr ist also ausgeschlossen?

Maier: Nein. Ausgeschlossen nie. Alles ist möglich. Sowohl von Trainer bis zu Co-Trainer bis zu einfach irgendwo dazuhelfen. Aber ich werde zurückkehren auf den Fußballplatz, da bin ich mir sicher. Als was auch immer.

 

Sie haben schon die ehemaligen Jetzendorfer beim FSV angesprochen, allen voran Spielertrainer Stefan Wagner.

Maier: Ich beobachte das alles. Meine Frau lacht immer. Aber ich habe sonntags immer den Liveticker offen. Und zwar von der Bayernliga bis zur C-Klasse. Steppe war bei mir schon Co-Trainer in Jetzendorf, der Kontakt ist aber nicht immer so groß. Mich freut es einfach. Steppe macht das hervorragend.

 

Einen ähnlichen Schritt macht Alexander Schäffler, der als Spielertrainer beim TSV Jetzendorf zur neuen Saison übernimmt. Martin Schröder wird Co-Trainer. Beide haben sie trainiert.

Maier: Es ist eine geile Sache, dass der Verein das macht. Natürlich ist es mit Risiko verbunden, das ist auch den Jetzendorfern bewusst. Aber ich glaube, dass viel gewonnen werden kann. Wenn ich zurückblicke, konnte ich mich auf beide immer verlassen. Auch als es nicht so lief. Ich habe die Chance damals bekommen, jetzt erhält sie Xandi. Es braucht natürlich immer ein bisserl Glück. Wenn die Ergebnisse nicht stimmen, wird es schwierig. Die beiden haben es aber definitiv drauf.

 

Ihr Nachfolger Tarik Sarisakal hat von hohen Erwartungen in Jetzendorf gesprochen. Haben Sie das auch so erlebt?

Maier: Die Erwartungshaltung ist natürlich hoch, aber das war auch immer mein Anspruch. Ich gehe da nicht hin um Fünfter, Sechster oder Zehnter zu werden. In meinem dritten Jahr habe ich nach unserer verkorksten Rückrunde schon gemerkt, wie groß der Druck ist. Da ist mir ordentlich Wind ins Gesicht geblasen. Ich habe das aber auch gefordert.

 

Woran hat es damals gelegen?

Maier: Wir sind der Situation nicht Herr geworden. Ich habe es nicht mehr geschafft, die Truppe richtig zu packen, auch wenn sie immer hinter mir gestanden ist. Im Nachgang würde ich vielleicht ein, zwei Stellschrauben anders drehen. Vielleicht hätte ich mehr auf den Putz hauen müssen. Außerdem lag das wohl auch daran, dass wir zuvor zweimal in Folge in der Relegation gespielt und verloren haben. Davon kann Tarik auch ein Lied singen.

 

Ein positives Gegenbeispiel ist der FSV Pfaffenhofen, der im Vorjahr ebenfalls in der Relegation gescheitert ist, jetzt aber vor dem Aufstieg steht.

Maier: Ja, aber da muss man auch die Mannschaft anschauen. Allein Steppe ist jetzt topfit. Und er hat einen größeren Kader als im Vorjahr. Dass der FSV vorne wegmarschiert, ist für mich keine Überraschung, dafür ist der Kader zu stark. Aber das ist nur das, was auf dem Papier steht. Man muss die Leistung auch auf den Platz bringen.

 

Kommen wir zu Ihrem Heimatverein. Der TSV Rohrbach fliegt immer etwas unter dem Radar, spielt aber in der Bezirksliga eine gute Rolle. Und das unaufgeregt und seriös.

Maier: Genau, das ist überragend. Da ist es noch genau so, dass der Zusammenhalt groß ist. Was sie aus den Mitteln, die sie haben, rausholen, ist gigantisch gut. Da ziehe ich echt meinen Hut.

 

Zu guter Letzt in der Reihe Ihrer Ex-Vereine steht der TSV Wolnzach.

Maier: Ich hoffe, dass sie wieder eine gute Spitzentruppe in der Kreisklasse werden. Der TSV Wolnzach hätte mehr verdient. Der Verein gehört meiner Meinung nach in die Kreisliga.

Hat sich irgendetwas in all den Jahren im Fußball im Landkreis negativ wie positiv verändert?

Maier: Positiv ist, dass wir mit Jetzendorf und Rohrbach zwei Teams in der Bezirksliga haben. Ich gehe davon aus, dass mit dem FSV noch eins dazukommt. Es würde mich freuen, wenn Jetzendorf irgendwann den Schritt in die Landesliga schafft. Negativ ist, dass junge Spieler nicht mehr ganz so das Zusammengehörigkeitsgefühl leben. Das höre ich auch von einigen Vereinen. Da geht kaum noch einer ins Vereinsheim. Das gehört aber auch dazu. Das Thema Geld ist vielleicht das einzige Negative. Es gehört aber mittlerweile dazu. Im Landkreis ist es noch vernünftig. Bei den Ingolstädter und Münchner Vereinen ist es extremer.

 

Auch für die Trainer ist der Job aber sicher nicht unlukrativ, wenn man beim richtigen Verein ist.

Maier: Es ist ein schöner Nebenverdienst, das muss jedem klar sein. Viele arbeiten ehrenamtlich, viele Trainer kriegen Geld. Deswegen muss man auch mit Kritik leben. Wenn es aber ein Trainer nur wegen des Geldes macht, werden das Mannschaft, Verantwortliche und Fans sehr schnell merken. Ja, es ist ein schöner Verdienst, aber ich habe es immer aus Spaß gemacht. Das war mein Antrieb.

 

Kommen wir zum Tennis. Sie spielen in der Winterrunde bei der Mannschaft Herren 40 des TSV Rohrbach. Wie kam es dazu?

Maier: Meine große Tochter spielt Tennis, dadurch ist man als Papa immer irgendwie dabei. Ich war ab und zu beim Tennis, kenne auch die Leute. Dann spielt man auch mal wieder mit der Frau Tennis. Und auch wenn ich gefühlte 25 Jahre nicht mehr gespielt habe, bin ich doch mit meinen 40 Jahren noch relativ fit und kann auch mit dem Sport bisserl was anfangen. Dann habe ich bei internen Turnieren mitgespielt und jetzt auch in der Winterrunde. Es macht mir sehr viel Spaß.

 

Was macht denn der Sport für Sie aus?

Maier: Als Fußballer habe ich ja immer gemeint, den Ball da ein bisschen umherzuhauen, macht einen nicht fertig. Aber das stimmt nicht. Der Tennissport fordert den Einzelnen und bringt ihn an die Grenzen. Weil Fußball ein Mannschaftssport ist, kann man sich gegenseitig aufpushen. Wenn man seine Leistung mal nicht so bringt, merkt man das vielleicht nicht so. Im Tennis geht es dann dahin. Wir Fußballer haben einen Vorteil, denn wir sind oft physisch sehr stark und können das mit rübernehmen ins Tennis.

 

Sie sagen ,Wir Fußballer'. Sie sind also doch eher Fußballer als Tennisspieler?

Maier: Ja. Ich habe mit vier Jahren angefangen Fußball zu spielen. Auch wenn ich jetzt gerade Tennis spiele, werde ich immer Fußballer sein. Fußball ist immer in meinem Leben gewesen und wird immer ein Teil sein.