Aresing
"Ich fühle mich absolut akzeptiert"

Bettina Ritter aus Aresing spricht über ihre Tätigkeit als Präsidentin der Ingolstadt Dukes

18.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:48 Uhr

Gut gelaunte Präsidentin: Bettina Ritter aus Aresing, hier gemeinsam mit ihrem Ehemann Götz Ritter, geht mit den Ingolstadt Dukes optimistisch in die neue Saison.

Aresing/Ingolstadt (PK) Eine Frau, die im American Football die Richtung vorgibt? Bei den Ingolstadt Dukes ist das der Fall - seit Herbst fungiert dort Bettina Ritter als Klubpräsidentin. Die gebürtige Schleswig-Holsteinerin lebt mit ihrer Familie seit 2002 in Aresing. Zum American Football war sie einst durch ihren jetzigen Ehemann Götz gekommen, der in früheren Jahren bei den Kiel Baltic Hurricanes spielte. "Ich ging damals einfach mal mit und war sofort von diesem Sport begeistert", erzählt die 50-Jährige. Als ihr Gatte dann bei den Dukes in Ingolstadt anfing, war die dreifache Mutter ebenfalls sofort dabei. Ende 2013 übernahm sie bei den Herzögen erstmals eine Funktion im Vorstand - und jetzt steht sie eben an dessen Spitze. Welche Ziele Bettina Ritter mit den Dukes hat, was sie vom aktuellen Team hält, wie ihre Aufgaben aussehen - sie erzählt es ausführlich und ehrlich.

Frau Ritter, American Football gilt als eine Männersportart schlechthin. Wie fühlt es sich für Sie an, ausgerechnet hier die Chefin eines aufstrebenden Vereins zu sein?

Ritter: Was soll ich da groß sagen? Es macht mir auf jeden Fall sehr viel Spaß, ich fühle mich auch als Frau in diesem Amt absolut akzeptiert.

Mussten Sie im Herbst lange überredet werden, um Ja zu diesem Posten zu sagen?

Ritter: Ich gebe schon zu, dass ich es mir lange überlegt habe, ob ich es machen soll. Warum ich es dann tat? Irgendwie aus Verbundenheit zu den Leuten im Klub, aus Verbundenheit zum Sport an sich. Es fühlte sich einfach richtig an.

Und was muss eine Präsidentin der Ingolstadt Duke so tun?

Ritter: Alles! (lacht) Im Ernst: Nur mit den anderen Klubs offiziell zu kommunizieren, damit ist es bei Weitem nicht getan. Dadurch, dass wir so ein kleiner Verein sind, liegen auch so Dinge wie die Betreuung der Teams oder die Trainingsbegleitung weiterhin mit in meiner Hand. Bei den großen, alteingesessenen Klubs dürfte das vermutlich ein bisschen anders sein.

Das hört sich nach einem Fulltime-Job an, den Sie momentan bei den Herzögen ausüben.

Ritter: Das ist er eigentlich auch - das Ganze übrigens zusätzlich zu Familie und Beruf. Immerhin arbeite ich ja noch als Bürokauffrau in Teilzeit in einem Schrobenhausener Autohaus, habe drei Kinder und einen Ehemann. Langweilig wird mir zurzeit ganz selten.

Und trotzdem können Sie sich so richtig für Ihr Ehrenamt bei den Dukes motivieren?

Ritter: Natürlich. Egal, ob nun im Männer- oder Jugendteam - die Leute und das Umfeld bei uns passen einfach, alle helfen fleißig mit. Hier in einer wichtigen Funktion mitarbeiten zu dürfen, macht mir einfach riesig Spaß - zumal ich durch meinen Ehemann Götz vollste Unterstützung bekomme und mein Sohn Maximilian selbst in unserer Nachwuchsmannschaft spielt. Die Verbundenheit zu diesem Klub ist eben riesengroß.

Es wird wichtig sein, dass die Herzöge 2016 ein schlagkräftiges Team auf den Platz stellen können. Wie zufrieden sind Sie denn damit?

Ritter: Hundertprozentig zufrieden. Da ist gegenüber 2015 eine deutliche Steigerung erkennbar. Und wir waren ja schon im Vorjahr nicht ganz schlecht.

Es gibt ja heuer viele neue Gesichter bei den Dukes.

Ritter: Stimmt. Allein aus Nürnberg sind an die zehn Akteure zu uns gekommen.

Also wird bei Ihnen im Klub jetzt fränkisch gesprochen?

Ritter: Nein, so weit sind wir doch noch nicht.

Was hat sich auf den Legionärspositionen getan?

Ritter: Nicht so viel. Rick Webster ist weiterhin unser Quarterback - und Joshua Morgan sowie Andrew Blakley kennt unser Publikum ja ebenfalls noch aus dem Vorjahr als absolute Leistungsträger. Hinzu kommen jetzt Patrick Mahnke, der 2014 auch schon kurz in Ingolstadt spielte - und als einziger kompletter US-Zugang Richard "Sweetfeet" Samuel. Ich bin mir insgesamt auf jeden Fall sicher, dass wir mit diesen Fünfen auf den Ausländerpositionen hervorragend aufgestellt sind.

Und welche Stammkräfte aus dem Vorjahr sehen die Dukes-Anhänger heuer nicht mehr in Ingolstadt wieder?

Ritter: George Robinson hat uns ja leider in Richtung Frankfurt Universe verlassen. Zudem beendete Muk Kang seine erfolgreiche Karriere. Daniel Emmanuel und Max Shubert tragen 2016 ebenfalls nicht mehr unser Trikot.

Trotzdem bleiben Sie dabei: Ihr Team ist stärker als 2015?

Ritter: Ja, ganz klar.

Dann könnten Sie nun doch auch selbstbewusst erklären, dass heuer der Meistertitel der Zweiten Bundesliga Süd Ihr Saisonziel ist.

Ritter: Ich drücke es lieber so aus: Wir sind einer von mehreren Klubs, die in diesem Jahr gute Chancen auf den ersten Tabellenplatz besitzen.

Aber dass American Football inzwischen ganz klar die Sportart Nummer drei in der Region ist, darüber brauchen wir nicht lange zu diskutieren?

Ritter: Nein. Und weniger soll es hoffentlich auch nicht mehr werden. Allerdings wissen wir sehr genau, dass wir einen Zuschauerschnitt von rund 1500 pro Spiel nicht nur wegen des Sports an sich haben, sondern auch wegen des Drumherums. Hier dürfen wir keineswegs nachlassen. Ein Match der Dukes muss weiterhin ein Event für die gesamte Familie sein, und unsere Mannschaft muss für die Zuschauer ein Team zum Anfassen bleiben.

Mit welchem Zuschauerschnitt rechnet Sie heuer?

Ritter: Sollten wir wieder auf rund 1500 pro Spiel kommen, wäre das toll.

Zurück zu Ihnen: Im Vorjahr hatten Sie bei den Matches immer wieder auch als Mannschaftsbetreuerin an der Seitenlinie gewirkt, hatten dort Früchte geschnitten und Getränke an die Spieler gereicht. Ändert sich das jetzt als Chefin des Vereins?

Ritter: Warum sollte es? Ich werde auch 2016 wieder in der Sideline-Betreuung mitwirken, das lasse ich mir nicht nehmen. Sonst hätte ich auch gar keine Ruhe, ich will schließlich weiterhin ganz nah beim Team sein.

Und sagen Sie dort dann als neue Präsidentin auch Ihre Meinung zum Spiel?

Ritter: Auf keinen Fall. Unser Sportchef ist Eugen Haaf, nicht ich. Aus dem Metier halte ich mich komplett raus.

Also keine autoritäre Chefin - dafür aber eine Art Kummertante für die Spieler?

Ritter: Ich war ja schon im Vorjahr immer für sie da - und will es eben weiterhin sein, wenn es Probleme gibt.

Sie wohnen mit Ihrer Familie in Aresing, Sportchef Eugen Haaf ist in Peutenhausen zu Hause. Das Herz der Dukes schlägt momentan im Altlandkreis Schrobenhausen.

Ritter: Das kann man tatsächlich zu sagen - zumal ja auch einige Akteure aus der Männermannschaft und aus dem Jugendteam von hier sind.

Und wann spielen die Dukes in der GFL 1, also der höchsten Klasse in Deutschland?

Ritter: Wer weiß, vielleicht schon 2017.

Womit Sie dann zur einzigen Präsidentin in der GFL 1 werden würden?

Ritter: Ich bin ja jetzt schon in der GFL 2 die einzige unter lauter Männern, in der GFL 1 wäre das vermutlich ebenso. Tja, das sind ja wirklich sehr schöne Aussichten.

Das Gespräch führte

Roland Kaufmann.