Pfaffenhofen
"Die Kinder waren mein Jungbrunnen"

Nach 32 Jahren macht Peter Weigel als Jugendleiter der MTV-Fußballer Schluss – und hilft immer noch mit

03.07.2015 | Stand 02.12.2020, 21:07 Uhr

Foto: DK

Pfaffenhofen (PK) Vor 29 Jahren spielte Peter Weigels E-Jugend im Berliner Olympiastadion, er organisierte jährliche Ausflüge nach Lloret de Mar und gründete eine Mädchenmannschaft. Nur einige Höhepunkte in Weigels 32 Jahren als Jugendleiter und Trainer der Fußballer des MTV Pfaffenhofen.

Eigentlich wollte er den Posten gar nicht: Nach sieben Jahren im Rohrbacher Fußballverein wollte Weigel eine Pause einlegen. Daraus wurde aber nichts. Über einen Nachbarn kam der heute 73-Jährige zum MTV, die Pfaffenhofener suchten einen Jugendleiter. Weigel sah sich die Sache an – und sagte zu. 1983 übernahm er den Job. „Eigentlich wollte ich es nur für ein Jahr übernehmen, daraus sind dann doch 32 geworden“, erzählt er mit einem Lachen.

Aus seiner langen Zeit als Jugendleiter und Trainer kann Weigel etliche Geschichten erzählen, die er erlebt hat. Unter anderem, wie er 1986 mit der damaligen E-Jugend im Berliner Olympiastadion gegen den Nachwuchs des TSV Rudow spielte und dort anschließend mit seiner Mannschaft im Stadion übernachtete. „Damals stand die Mauer noch und wir haben direkt davor gespielt“, erzählt Weigel. Sein sportlich größter Erfolg war hingegen das Erreichen des Oberbayerischen Finals im Pokal der A-Junioren mit dem damaligen Trainer Reinhard „Gurkerl“ Wagner über das sogar im Fernsehen berichtet wurde.

Reibungslos und ohne Unterbrechungen verlief seine langjährige Laufbahn als amtierender Jugendleiter jedoch nicht. 1991 sagte er zum ersten Mal: „Jetzt mog i nimma.“ Weigel legte sein Amt nieder und wurde für zwei Jahre vertreten. Bis plötzlich der Abteilungsleiter vor der Tür stand und ihn überredete, das Amt wieder aufzunehmen. Natürlich ließ sich Weigel nicht betteln und sagte zu: „Man kann den Verein ja nicht im Stich lassen.“

Im Vereinsleben involviert war Weigel aber auch, als er gerade einmal nicht Jugendleiter war. Er sprang immer wieder bei verschiedenen Juniorenmannschaften des Vereins als Trainer ein. „Wo eben Not am Mann war.“ Viele weitere Jahre kümmerte er sich tatkräftig um seine Schützlinge. Er organisierte jährlich Ausflüge mit den A- und B-Junioren nach Lloret de Mar in Spanien, fuhr zu Turnieren nach Linz oder Klagenfurt und in den Bayerischen Wald zum Zelten – dabei durfte der Fußball natürlich nicht zu kurz kommen. Weigel organisierte Spiele gegen örtliche Nachwuchsmannschaften. Dazu finden jedes Jahr Sommer- und Winterhallenturniere statt, die Weigel ebenso organisatorische Höchstleistungen abverlangten.

Aber nicht nur der männliche Nachwuchs liegt Weigel am Herzen: 2012 gründete er eine Mädchenmannschaft, schon kurz darauf gab es drei Teams. „Am Feldrand saßen einmal zwei Mädchen, die beim Fußballspielen zugeschaut haben. Ich habe sie dann einfach gefragt, ob sie keine Lust hätten selbst zu spielen. Am nächsten Tag standen 14 junge, fußballbegeisterte Mädchen im Training“, erzählt Weigel über die Gründung. Besonders wichtig war für Weigel auch die Integration ausländischer Fußballtalente im Verein. Ob Syrer, Afghanen oder andere – jeder ist willkommen. Manche von ihnen spielen heute noch bei den MTV Fußballern.

„All dies hat dazu beigetragen, dass die Jugendarbeit des MTV Pfaffenhofen weit über die Landkreisgrenzen unter Fußballern einen hervorragenden Ruf genießt“, lobt Helmut Reiter, Juniorentrainer beim MTV Pfaffenhofen, Weigels Lebenswerk. Seine unermüdliche Arbeit für die Jugend des MTV wurde auch durch verschiedene Ehrungen honoriert: Neben der Ehrennadel des Bayerischen Fußballverbandes (BFV) in Bronze und Silber, dem Verbandsabzeichen in Gold, der Ehrenurkunde der Stadt Pfaffenhofen für besondere Verdienste und einer Ehrenurkunde mit Nadel vom DFB, wurde Weigel in diesem Jahr vom Bayerischen Landessportverband (BLSV) die Ehrennadel in Silber und Gold verliehen.

„Aber der meiste Dank gilt meiner Frau. Sie hat mich bei allen Organisationen tatkräftig unterstützt, und wenn sie nicht da gewesen wäre, hätte das alles nicht geklappt“, betont Weigel. Seine Frau Ursula sei ihm immer eine große und wichtige Stütze gewesen.

Nach 31 Jahren als Jugendleiter und Trainer machte Weigel 2014 dann ein zweites Mal Schluss. Als sein Nachfolger jedoch schon nach einem Viertel Jahr das Handtuch warf, sprang er erneut ein. Im Februar 2015 zog er dann aber einen endgültigen Schlussstrich. Ein Winterhallenturnier, das vermutlich das letzte Mal unter seiner Organisation stattfand, nahm Weigel zum Anlass, sein Amt in jüngere Hände zu übergeben. „Das war eine sehr emotionale Zeit.“

Die Wahl seines Nachfolgers habe er selbst in die Hand genommen. „Ich habe ihn sogar trainiert, als er noch ein kleiner Junge war“, erzählt er über den neuen Jugendleiter Thomas Wilhelm. „Wenn man diese Aufgabe übernimmt, braucht man viel Herzblut für den Verein“, betont Weigel. Wilhelm sei dafür der richtige.

Jetzt kann Weigel gehen – mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Vermissen wird er hauptsächlich seine Schützlinge und die Freundschaft zu den Eltern. „Wir sind inzwischen zu einer Familie zusammengewachsen“, schwärmt er über die vergangenen Jahre. Selbst die viele Zeit, die er für die Ausübung des Amts in seinem Büro aufbrachte, habe ihm sehr viel Spaß gemacht.

Den Kontakt zum Verein hält Weigel natürlich aufrecht. „Ich stehe immer auf der Platte“, gibt er mit einem Grinsen zu. Jede Woche trifft sich der Stammtisch sonntags am Waldspielplatz. Außerdem verfolgt der Rentner auch nach seinem Ausscheiden als Jugendleiter jeden Tag die Entwicklung der Nachwuchsfußballer, die ihm nach all den Jahren sehr ans Herz gewachsen sind. „Die Kinder waren mein Jungbrunnen“, erzählt Weigel. Ganz loslassen kann und wird er also nicht.

Eine aktuelle Anfrage des Vereins, eine F-Jugend zu trainieren, hat er sich bis jetzt offen gehalten. „Schau ma mal“, sagt er nur. Es sei aber beim MTV schon ein Problem, dass es immer häufiger an Trainern mangelt. Für die Zukunft erhofft sich Weigel deshalb, dass sich ehemalige Spieler oder auch Eltern für den Verein engagieren würden. „Das wäre mein größter Wunsch.“