Nandlstadt
Der doppelte Julian

Der Franzose Cayre gewinnt Sonderlauf beim Grasbahnrennen, der Pfaffenhofener Bielmeier überrascht

22.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:37 Uhr
Viel Action beim Grasbahnrennen in Nandlstadt. −Foto: Niklas Breu/Mopsl

Nandlstadt (PK) Das Grasbahnrennen des MSV Wolnzach und des BBM München am vergangenen Wochenende hat Zuschauern und Fahrern einen spektakulären Renntag beschert. Mit Julian Bielmeier und Julian Cayre standen ein Pfaffenhofener und ein Franzose im Mittelpunkt. Dabei stand das Rennen zweimal auf der Kippe.

 

 

„Mein erstes Grasbahnrennen und gleich gewonnen – eigentlich müsste ich jetzt aufhören, denn es kann ja nur noch schlechter werden.“

Julian Bielmeier

 

Die 38. Auflage des Grasbahnrennens in Nandlstadt hatte es in sich. Das heftige Unwetter am Freitagabend setzte der Zeilhofbahn mächtig zu. Außerdem zwangen zahlreiche kurzfristige Absagen verpflichteter Fahrer das Organisationsteam vom MSC Wolnzach und des BBM München zur Improvisation. „Trotzdem ist alles gut gegangen“, lautete aber letztlich das Fazit der Beteiligten: Wie schon im Vorjahr erlebten die zahlreichen Besucher einen spektakulären Renntag.

„Das ist zweifellos die beste Grasbahn auf der ich je gefahren bin – am liebsten würde ich gleich hier bei Euch bleiben“, diktierte Julien Cayre am späten Sonntagnachmittag den Reportern in die Notizbücher. Dass der Franzose wiederum die Qualität des Nandlstädter Rennovals dermaßen hervorhob, verwundert nicht. Schließlich sicherte er sich Minuten zuvor, in einem hochklassigen Sonderlauf, den begehrten Josef Angermüller-Gedächtnispokal plus Preisgeld. Die Reise des hochwertigen Kristallkelchs ging also nach Südfrankreich, wobei der 22-Jährige hart dafür kämpfen musste. Es war Fabien Neid aus Schwarme bei Bremen, der beim Lauf der fünf besten Drifter des Tages einen nahezu optimalen Start hinlegte, dann aber von Cayre in beindruckender Manier „einkassiert“ wurde.

Zuvor allerdings, beim internationalen Teamvergleich hieß die Reihenfolge: Neid vor Cayre. Der 17-jährige Niedersachse ergatterte zusammen mit Marcel Sebastian als „Team Deutschland“ 27 Punkte, die den Gesamtsieg bedeuteten. Der Angermüller-Pokal-Gewinner wiederum schrammte zusammen mit Landsmann John Bernard haarscharf am doppelten Triumph auf der Zeilhofbahn vorbei – lediglich ein Punkt trennte das „Team Frankreich“ von den Siegern. Äußerst spannend ging es hier also zu, denn Mark Herter sowie Philipp Schmuttermayr standen als „Team MSC Wolnzach“ mit nur einem weiteren Punkt Abstand auf der untersten Stufe des Podests.

„Mein erstes Grasbahnrennen und gleich gewonnen – eigentlich müsste ich jetzt aufhören, denn es kann ja nur noch schlechter werden.“ Diese Worte wiederum gingen Julian Bielmeier lachend über die Lippen. Aufhören wird der erst 15-jährige Pfaffenhofener aber hoffentlich nicht. In Nandlstadt dominierte er die vier Läufe der B-Lizenz-Solo-Klasse nach Belieben und avancierte ganz nebenbei zum Publikumsliebling. Es war sein gekonnt wirkender Fahrstil, der sowohl Fans als auch Experten wie Albert Strasser in Erstaunen versetzte. Der ehemalige Spitzenfahrer aus Affalterbach suchte förmlich nach Superlativen: „Dieser Bub fährt sensationell – wir bekommen anscheinend wieder einen Hochkaräter aus Pfaffenhofen, was mich unheimlich freuen würde.“

In der Juniorenklasse B stand ein Mädchen auf der höchsten Stufe des Podiums: Alexandra Schauer vom MSC Abensberg zeigte in drei spannenden Läufen ihren fünf Konkurrenten jeweils den Auspuff.

Für ein großes Spektakel sorgten auch die Seitenwagen-Piloten. Markus Venus und seine Konkurrenten drehten kräftig am Gasgriff. Der 35-Jährige aus der Nähe von Pfarrkirchen gewann mit seinem Beifahrer Markus Heiß die Wertung in der I-Lizenz-Klasse vor Raphael San Milan und Benedikt Zapf. In der nationalen B-Lizenz-Klasse bildete Roman Löffler mit Patrick Fischer das schnellste Gespann. Auf den Plätzen zwei und drei landeten hier Oliver Möller und Sebastian Kehrer.

Dass die Kurvendrifter überhaupt um das 560 Meter lange Highspeed-Oval rasen konnten, war indes der Arbeit vieler ehrenamtlicher Helfer geschuldet, wie Adolf Demmel verdeutlicht: „Das Unwetter das am Freitagabend hereinbrach, hat uns einen stressigen Samstag beschert – nur durch aufopferungsvolles Engagement konnten wir das Rennen retten.“ Der Vorsitzende des MSC Wolnzach erzählt von einem totalen Schock-Zustand, der ihm widerfuhr, als er am Morgen nach dem Gewitter die Zeilhofbahn zu Gesicht bekam. Die Gerippe der bereits aufgebauten Pavillons waren im Sturm eingeknickt wie Strohhalme und was den Organisatoren weitaus mehr Sorgen bereitete: Teile des Rennovals standen unter Wasser. 25 Liter Regen pro Quadratmeter, die innerhalb einer guten Stunde vom Himmel brachen, waren für das Geläuf der Zeilhofbahn eindeutig zu viel.

So musste erst eine Unmenge an Wasser mühsam per Staubsauger abgesaugt werden, bevor mehrere Fuhren Sägespäne in die Oberfläche eingearbeitet wurden. Umso größer war die Freude, als mehr und mehr sichtbar wurde, dass der gewünschte Effekt eintrat: Der Zustand der Zeilhofbahn wechselte innerhalb eines Tages von unbefahrbar auf nahezu perfekt. In den frühen Morgenstunden des Renntages folgte allerdings der nächste Rückschlag: Nicht weniger als sieben verpflichtete Fahrer meldeten sich aufgrund von Verletzungen oder anderen Gründen ab. Ein Dilemma, das für Kopfzerbrechen bei den Verantwortlichen sorgte. Letztlich entschied man sich in buchstäblich letzter Sekunde, das Laufschema komplett zu überarbeiten, um den Zuschauern spannende Rennen zu bieten.

„Ende gut, alles gut“, so könnte man die Geschehnisse zusammenfassen, denn Adolf Demmel zeigte sich rundum zufrieden: „Wir hatten eine tolle Kulisse – es sind sogar noch mehr Zuschauer als im letzten Jahr gekommen. Die Fans erlebten spektakuläre Kurvenduelle und was das allerwichtigste ist: Alle Teilnehmer fahren gesund nach Hause – was will man mehr?“