Wolnzach
Das große Ziel vor Augen

Basketball: Coach Mike Urban will mit dem TSV Wolnzach den Aufstieg in die Regionalliga schaffen

13.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:48 Uhr

Taktikfuchs: Trainer Mike Urban ist mit Leib und Seele Trainer des TSV Wolnzach. In dieser Saison blieb sein Team bisher ungeschlagen, der Aufstieg ist in Reichweite. - Foto: Urban

Wolnzach (PK) Elf Spiele, elf Siege: Die Saison lief aus Sicht der Basketballer des TSV Wolnzach bisher optimal. Damit steht die Mannschaft von Trainer Mike Urban an der Tabellenspitze der Bayernliga Mitte. Der Zweitplatzierte Heroldsberg hat bereits drei Niederlagen einstecken müssen. Heute beginnt mit dem Heimspiel gegen den Tabellendritten TSV Schwandorf (18.30 Uhr) die Rückrunde und damit auch die Mission Aufstieg. Urban spricht im Interview über den großen Traum, was ein Aufstieg für den Verein bedeuten würde und über die Entwicklung der Sportart in Deutschland.

 

Herr Urban, heute beginnt die Rückrunde für die Basketballer des TSV Wolnzach. Wie lief die Vorbereitung?

Mike Urban: Das Abschlusstraining der Hinrunde war ein Teammeeting, bei der wir die erste Saisonhälfte Revue passieren haben lassen. Es folgten zwei Wintertrainings, bei denen es um Formerhalt und eine kleine taktische Erneuerung ging. Des Weiteren haben wir versucht, unsere Verletzten und Krankheitsfälle so gut wie möglich zu managen und wieder fit zu bekommen. Zum Abschluss gab es das Vorbereitungstraining auf das Bayernpokalspiel. Dies wollten wir nutzen, um ein paar Spieler und einen neuen Spielzug verstärkt zu testen und dem Nachwuchs aus der Zweiten Mannschaft eine Chance zu geben, sich auf hohem Niveau zu zeigen.

 

Blicken wir auf die Rückrunde: Was wird die interessante und entscheidende Phase?

Urban: Auf jeden Fall spielen wir in den nächsten Wochen bis Mitte Februar gegen die sieben Teams, die direkt hinter uns stehen und alle mindestens fünf Siege haben. Es könnte sein, dass es sich hier herauskristallisiert, wer am Ende aufsteigt. Es ist ein total wichtiger Abschnitt. Doch auch danach gilt es, nicht locker zu lassen. Wenn wir aber weiter so unser Spiel durchziehen wie bisher und noch ein, zwei Dinge verbessern sind wir nur sehr schwer zu stoppen. Wir dürfen uns nicht nur auf unserem Talent ausruhen. Im defensiven Umschaltspiel können wir zulegen. Zudem müssen wir unsere Point Guards vermehrt zu Abschlüssen bringen und konstanter unseren Spielstil durchziehen.

 

Sie haben den Aufstieg angesprochen. Kann man sich nur noch selbst schlagen?

Urban: Seit der Saison 2009/10, als wir vom Coaching und Personal her einen Neustart gemacht haben, haben wir uns kontinuierlich hochgearbeitet und schnell gesehen, dass wir auch auf Bayernliganiveau sehr gut mithalten können. Dadurch hatten wir schon seit unserer ersten Saison eine Chance auf den Aufstieg und sehen das nicht so dramatisch, auch wenn die Regionalliga schon ein großer Traum ist, den wir uns erfüllen wollen. Heuer haben wir uns mit unserer neuen Spielweise besser eingespielt. Zudem sind wir personell stabil und auch reifer geworden. So haben wir uns mit dem Glück des Tüchtigen einen perfekten Start erarbeitet und unsere Chancen verbessert, dass es dieses Mal klappt.

 

Was passiert im Falle des Aufstiegs?

Urban: Im April schauen wir, wie weit wir mit unserer Strukturarbeit, an der wir die vergangenen Jahre verstärkt gearbeitet haben und die unabhängig vom sportlichen Erfolg der Ersten Mannschaft läuft, und machen dann eine Standortanalyse. Vielleicht ergibt der Aufstieg - sollte er gelingen - ein, zwei neue Möglichkeiten, vielleicht öffnet er auch eine größere Tür. Aber insgesamt denke ich nicht, dass er unseren Fahrplan gravierend verändern wird. Sollte unser Team von der Leistungsdichte her einigermaßen gleich bleiben, sollten wir eine Liga höher keine schlechte Figur machen. Regional hoffe ich, dass wir in der Hallertau weiter auf Basketball und unsere Arbeit aufmerksam machen können. Es gäbe noch viele Potenziale zu erschließen. Ich wette, über die Landkreisgrenzen hinweg weiß kaum jemand, dass in Wolnzach ziemlich anständiger Basketball geboten wird.

 

Welcher Mehraufwand würde auf den Verein zukommen?

Urban: Vielleicht ein paar Euro mehr für Meldegebühren und Schiedsrichterkosten, aber das dürfte im Vergleich zu dem, was wir sonst an Baustellen und Projekten haben, nicht so krass ins Gewicht fallen. Die Fahrerei wird sogar eher besser, Passau und Landsberg wären in der aktuellen 2. Regionalliga unsere weitesten Auswärtsfahrten, ansonsten gibt es viele Teams in und um München. Sportlich sind wir mit der Arbeitsweise, die wir die letzten Jahre kultiviert haben, sicher auch ein, zwei Ligen höher vorne mit dabei. Vielleicht muss in der Breite die Athletik noch mehr in den Vordergrund gestellt werden, hier und da können wir sicher mental und vom Handwerkszeug her noch reifen, aber grundsätzlich gefällt mir unser Weg.

 

Mit Dennis Schröder gibt es mittlerweile einen zweiten deutschen NBA-Star neben Dirk Nowitzki. Auf welchem Weg befindet sich der Sport hierzulande?

Urban: Basketball ist durch das verbesserte mediale Angebot insgesamt leichter zugänglich geworden. Es ist gut, dass Dennis Schröder zu einer Zeit in die NBA kommt, zu welcher er von Dirk die Fackel übernehmen kann. Dann muss er weniger Pionierarbeit leisten. Insgesamt ist es schön und wichtig zu sehen, dass Deutschland einen potenziellen NBA-All-Star hervorbringen kann. Es fehlt in Deutschland aber noch ein Verein, der die Top 8 der Euro-League regelmäßig knackt, da sind uns andere Länder voraus. Der deutsche Basketball ist professioneller geworden, aber wir sind immer noch ein gutes Stück von dem entfernt, was der Sport in unserem Land sein könnte. Der Trainerberuf gehört viel weiter aufgewertet, ebenso wie die Vereinsarbeit.

 

Wie schwierig ist es, die Jugend für den Sport Basketball zu faszinieren?

Urban: Das Thema Jugend ist interessant. Durch Kitas, Ganztagesschulen oder viel Nachmittagsunterricht haben die Kinder und Jugendlichen oft weniger Spielraum und weniger Input von den Eltern. Das heißt, es findet oft im Sport noch ein bisschen zusätzliche Erziehung statt. Die jungen Leute haben gar nicht mehr so viel Lust und Zeit, sich schwerpunktmäßig für etwas einzusetzen und richtig Sport zu betreiben, der Mensch schafft sich "Freizeitstress" als Problem an. Das sehe ich vor allem für den Breitensport als Problem. Ein wirkliches Sporttalent bahnt sich alleine schon aufgrund seiner Einstellung seinen Weg. Da die Jahrgänge oft sehr unterschiedlich stark sind, ist es phasenweise schon schwierig. So kann es sein, dass Mannschaften zusammenbrechen. Aber wenn man gut arbeitet, kommen auch die Talente. Wir wollen auch hier die Substanz zukünftig noch erhöhen.

 

Das Gespräch führte Kevin Reichelt.